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Wann kriegt Raserdorf seinen Blitzer?

Wann kriegt Raserdorf seinen Blitzer?

Bitte recht freundlich: Diese Blitzerattrappe in Sdier lässt vermuten, dass in der Ortslage zu sehr aufs Tempo gedrückt wird. Foto: RK

Großdubrau. Im Ortsteil Sdier gibt es ein Problem, bei dem die Bewohner seit Jahren auf eine zeitnahe Lösung hoffen: zu schnelle Autofahrer und eine damit einhergehende Lärmbelastung. Die Menschen beo-bachten das Treiben auf der Bundesstraße B 156 mit Sorge. Einer von ihnen ist Helmut Richter. Er geht inzwischen soweit, indem er die Lage als „wahrlich katastrophal“ bezeichnet. „Nur sehr wenige Verkehrsteilnehmer halten sich an das vorgeschriebene Tempo von 50 Kilometern pro Stunde. Zudem ist das Verkehrsaufkommen zeitweise so hoch, dass wir unser Grundstück kaum noch sicher verlassen können.“ Die Lebensqualität sei inzwischen auch durch einen zunehmenden Lärmpegel und eine gewisse Staubbelastung erheblich eingeschränkt. Entlastung könnte nach seiner Ansicht ein bereits vor mehr als einem Jahrzehnt erstmals ins Gespräch gebrachter Ausbau der Bundesstraße zwischen Niedergurig und dem Ortsausgang Sdier bringen. Damit verbunden wäre, darauf vertraut nicht nur er, der Bau eines Fußweges. Einen solchen suche man bisher entlang der Bundesstraße vergebens. Das Projekt stecke nach wie vor in einem Planfeststellungsverfahren fest.

Dass vor diesem Hintergrund ein festinstallierter Blitzer Sinn machen würde, hätten bereits Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die von Zeit zu Zeit mit ihrer mobilen Tempoüberwachung im Einsatz waren, Helmut Richter bestätigt. Jedoch zeigt eine Statistik des Landratsamtes, die dem Oberlausitzer Kurier vorliegt, keine besonderen Auffälligkeiten. Ihr zufolge waren an den sechs Messtagen zwischen Januar und Mai diesen Jahres im Schnitt gerade einmal 16 Fahrzeuge zu schnell unterwegs. Kontrolliert wurde demnach jeweils ein bis zwei Stunden lang – und das zu unterschiedlichen Tageszeiten sowie an drei verschiedenen Standorten. Somit sieht das Straßenverkehrsamt des Landkreises Bautzen auch keinen dringenden Handlungsbedarf. „Aus unserer Sicht trat die B 156 in der Ortsdurchfahrt Sdier bisher nicht als Verkehrsschwerpunkt in Erscheinung“, erklärt Behördensprecher Gernot Schweitzer. Gleichzeitig gibt er aber auch zu bedenken: „Aufgrund der relativ kurzen und gestreckten Linienführung der Ortsdurchfahrt erscheint eine häufige Missachtung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit aber möglich.“

Dass in Sdier überhaupt eine zeitweise Tempoüberwachung erfolgt, sei der Gemeinde zu verdanken. Sie hatte nach Angaben des Landratsamtes die Kreisverwaltung über zu schnelles Fahren in der Ortslage in Kenntnis gesetzt. Das Ordnungsamt würde die Lage weiterhin im Blick behalten, hieß es. Aber auch die Polizei legt sich hin und wieder auf die Lauer nach Temposündern. Erst im vergangenen Herbst war ein Motorradfahrer an einem Mittwochnachmittag mit 100 Sachen durch das Dorf gerast. Ein Messteam des Verkehrsüberwachungsdienstes der Polizeidirektion hatte darüber hinaus feststellen müssen, dass jedes zehnte Fahrzeug auf der Ortsdurchfahrt zu schnell unterwegs war. Die automatische Messanlage löste allein an diesem Tag 136 Mal aus. Mit solchen Zahlen kann das Landratsamt nicht dienen. In dessen Statistik werden weit weniger Verstöße pro Messaktion aufgelistet. Deshalb kam für den Landkreis die Errichtung eines stationären Blitzers, wie sie einige Bewohner von Sdier fordern, bislang nicht in Frage. „Auch im Doppelhaushalt 2019/20 ist kein Geld dafür vorgesehen“, betont Gernot Schweitzer. Das könne sich allenfalls mit dem darauffolgenden Etat ändern. Dann müsste eine Ausgabe in Höhe von circa 80.000 Euro eingeplant werden. So viel Geld kostet der Aufbau schätzungsweise.
„Hier würde ein stationärer Blitzer wirklich schützen“, appelliert Martin Richter einmal mehr an den Landkreis. Zusammen mit seinem Vater Helmut bemüht er sich seit Längerem darum, dass Sdier künftig ein Stück weit sicherer wird. „Aufgestellt werden könnte das Gerät genau an jener Stelle, an der seit Kurzem eine selbstgebaute Attrappe steht“, schlägt der Unternehmer vor. „Optimal wäre ein zweites in Höhe des G.U.T. Bergmann in Richtung Bautzen oder alternativ ein Blitzer für beide Fahrtrichtungen“, ergänzt Richter senior. Tempo 50 geht für beide Herren völlig in Ordnung, insofern sich der Verkehr auch daran hält. „Tut er aber nicht“, protestieren sie. Damit spielt das Vater-Sohn-Gespann auf den wachsenden Strom an Lastkraftwagen an, der Tag für Tag durch den Großdubrauer Ortsteil donnert, und Autofahrer, die zu bestimmten Uhrzeiten zu sehr aufs Gaspedal drücken. „Gerade nachts scheint niemand zu wissen, dass Sdier eine Ortschaft ist“, meint Martin Richter.
Das Ordnungsamt hat dem nichts entgegenzusetzen, da es in den vergangenen zwei Jahren während dieser Zeit nicht mit seiner mobilen Blitztechnik im Einsatz war. Ein Punkt, der übrigens ebenso aus der Statistik hervorgeht.

Roland Kaiser / 06.07.2018

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