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Ausgebremst an Bautzens heikelster Falschparkerstraße

Ausgebremst an Bautzens heikelster Falschparkerstraße

Auf das sich hinter ihm abspielende Szenario in der Tuchmacherstraße kann Lkw-Fahrer Bram Brugmans gern verzichten. Nicht nur er wünscht sich eine Lösung für diesen Verkehrsbereich.Fotos: RK

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Falschparker wie dieser am Dienstag landen hin und wieder am Abschlepphaken. Auch ein Stunden zuvor gelöster Parkschein konnte ihn nicht davor bewahren.

Bautzen. Vor Bram Brugmans und seinem Kollegen liegt am Dienstagnachmittag noch eine Menge Arbeit. Nachdem beide ihre Fracht am Kornmarkthaus ausgeladen haben, geht es für sie mit dem etwa 80 Meter langen Blumenlaster zu vier weiteren Kunden in der Spreestadt, dann weiter nach Großdubrau, um im Anschluss nach Bautzen zurückzukehren. So der Plan. Über allem schwebt dabei eine gewisse Ungewissheit, ob am Ende alles reibungslos über die Bühne geht. Denn schon des Öfteren war auch der 63-Jährige beim Verlassen der Ausfahrt an der Tuchmacherstraße ausgebremst worden – und zwar von Falschparkern. 

In dieser Woche sollte das nach längerer Zeit wieder einmal der Fall sein. Dem Brummi-Fahrer aus den Niederlanden blieb zunächst nichts anderes übrig, als mit lautem Hupen auf seine verzwickte Situation aufmerksam zu machen. In der Vergangenheit half hin und wieder schon allein das, um die Besitzer der im eingeschränkten Halteverbot abgestellten Fahrzeuge herbeizuzitieren. Diesmal verhallte das Signal ungehört. Auch Minuten später rührte sich nichts. Vielmehr sahen sich andere Autofahrer ebenfalls gefangen. Im Innenhof und im angrenzenden Parkhaus bildete sich zeitweilig hinter dem Lkw-Gespann eine Autoschlange, weil am anderen Ende ein anderer Lieferant seinen Laster entleerte. „Ich stehe hier bereits eine halbe Stunde“, meinte eine Bautzenerin, die nach eigenem Bekunden so etwas bislang nicht erlebt hat. So ärgerlich das Ganze war – die 45-Jährige nahm die missliche Lage mit einem Lächeln in Kauf. Andere befürchteten hingegen, nicht mehr vor Ablaufen des Parkscheins aus dem Parkhaus zu kommen. Kurz vor 16.00 Uhr nahte, da steckte der Blumenlaster bereits über eine Stunde in der Ausfahrt fest, die Erlösung – und zwar in Form eines Abschleppwagens. Den hatte ein Vollzugsbediensteter der Stadt angefordert. Der im eingeschränkten Halteverbot stehende Pkw wurde aufgeladen und zum Schützenplatz gebracht.

Neben dem 35 Euro teuren Knöllchen muss der Halter auch die Abschleppkosten in Höhe von 180 Euro tragen. Künftig lassen sich solche Verstöße mit bis zu 100 Euro und einem Punkt in Flensburg ahnden, erklärte der Stadtmitarbeiter mit Verweis auf die kürzlich vom Bundesrat abgesegneten Änderungen in der Straßenverkehrsordnung. „Sobald andere Verkehrsteilnehmer wie in diesem Fall hier behindert werden, ist das möglich“, schob er hinterher. Das sollte Autofahrern durchaus einen Denkanstoß geben. Nicht nur beim Befahren der Tuchmacherstraße wäre es ratsam, künftig genauer nachzuschauen, ob das Abstellen eines Fahrzeuges überhaupt gestattet ist. 

„Die Menschen haben sich verändert“, stellte der städtische Mitarbeiter aus eigener Erfahrung fest – vor allem in Bezug auf die Freiheiten, die sich der eine oder andere inzwischen gern nimmt. Auch sehen sich er und seine sieben Kollegen eigenen Angaben zufolge immer häufiger Beleidigungen ausgesetzt, wenn sie das jeweilige Fehlverhalten mit Strafzetteln quittieren. Körperlich angegriffen sei er selbst jedoch noch nicht worden während seiner nunmehr 28-jährigen Amtszeit, meinte der Ordnungshüter. 

Unterdessen wünscht sich Bram Brugmans von der Stadt Bautzen, dass sie auf dem Asphalt ein großes, weißes Kreuz aufbringen lässt – um so auf die besondere Gegebenheit in Höhe der von Lkw-Gespannen genutzten Ausfahrt besser hinzuweisen. Eine Reaktion vonseiten der Verwaltung hatten bereits vor zwei Jahren Leser des Oberlausitzer Kuriers gefordert, nachdem eine ähnliche Situation beinahe in ein Handgemenge ausgeartet wäre. Damals teilte ein Rathaussprecher allerdings mit: „Bei Anwendung der stets gebotenen Sorgfalt bei der Teilnahme am Straßenverkehr kann man das vorhandene Verkehrszeichen ‚eingeschränktes Halteverbot’ sehr gut wahrnehmen.“ Aufgrund der Tatsache, dass inzwischen im Schnitt zwei- bis dreimal pro Woche Fahrzeuge am Abschlepphaken landen, weil Lkw die Ausfahrt an der Tuchmacherstraße nicht verlassen können, sollte in den Amtsstuben schon ein Umdenken erfolgen, meint nicht nur der niederländische Lkw-Chauffeur. Auch, damit der 63-jährige und seine Leidensgenossen Bautzen ansteuern können, ohne die Sorge haben zu müssen, dass ihr Fahrplan aufgrund von Falschparkern einmal mehr durcheinandergewirbelt wird. 

Inwieweit am Ende Bram Brugmans’ Wunsch im Rathaus Gehör findet, wird sich erst noch zeigen. Immerhin kommen Einnahmen aus dem Falschparken alljährlich dem Bautzener Stadtetat zugute. Allein 2019 wurden Verwarnungen im Wert von rund 282.000 Euro ausgesprochen, wie die Verwaltung bereits zu Jahresbeginn kundgab. Zum Vergleich: 2018 waren es circa 249.000 Euro und im Jahr zuvor ungefähr 263.000 Euro. Die Schwankungen würden in erster Linie durch die unterschiedliche Verfügbarkeit des Personals entstehen, hieß es in dem Zusammenhang in einer Mitteilung.

Roland Kaiser / 22.02.2020

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Kommentare zum Artikel "Ausgebremst an Bautzens heikelster Falschparkerstraße"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. HK schrieb am

    Ich vermute mal, dass der Blumenlaster nur 18 Meter lang war und nicht 80 Meter.

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