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Bei den Ganzmachern wird nicht nur im Advent getüftelt

Bei den Ganzmachern wird nicht nur im Advent getüftelt

Wenn die Ganzmacher im Steinhaus geliebte Stücke wieder in Gang bringen, strahlen oft die Augen der Besucher. Foto: B.Vogt

Nachhaltigkeit ist ein schon etwas überstrapazierter Begriff unserer Zeit. Aber es gibt außerhalb aller Hysterie ganz pragmatische Ansätze, um Ressourcen zu sparen. In Bautzen hat sich ein Verein diesem Thema verschrieben. Zu Besuch bei den Ganzmachern.

Bautzen. An sich geht es um eine Sache, die wohl jedem einleuchtet und die auch nicht wirklich neu ist. Nämlich, dass es mehr Sinn macht, eine Sache zu reparieren, statt sie wegzuwerfen und etwas neues zu kaufen. Aber was für frühere Generationen das normalste auf der Welt war, ist inzwischen so sehr in Vergessenheit geraten, dass es eigene Vereine gibt, die sich diesem Thema annehmen. So wie die Ganzmacher aus Bautzen. Die betreiben seit 2015 im Steinhaus das Reparaturcafé. Die Idee selber gab es damals schon und kommt ursprünglich aus den Niederlanden. 

Sie geht auf die Journalistin Martine Postma zurück, die 2009 das erste Repair-Café Event in Amsterdam veranstaltete. Kern ihrer Idee war es, dass Menschen zusammen kommen und sich gegenseitig beim Reparieren ihrer Alltagsgegenstände helfen. Martine Postmas Konzept fand allgemeinen Zuspruch und viel mediale Aufmerksamkeit. Im Jahr 2011 gründete sie die Stichting Repair Café International, die nach einem Franchise-Prinzip kostenlose Materialien zur Gründung und Durchführung von Reparaturcafés zur Verfügung stellt. Die Idee verbreitete sich schnell und so schwappte sie auch nach Deutschland über. 

Aber wie kam es zum Bautzener Reparaturcafé? „Wir wollten das Fahrrad nicht zweimal erfinden“ sagt Lutz Schröder von den Ganzmachern. Als der Bautzener 2014 in den Ruhestand ging, wollte er seine nun freie Zeit nicht einfach absitzen, sondern sie sinnvoll nutzen. Als er gesehen hat, dass es bereits die Reparaturcafébewegung gab, beschloss er, sowas auch in Bautzen zu gründen. Mit Gleichgesinnten gründete sich dann im Jahr 2015 die Initiative „Café Ganzmacher“, die dann Ende des Jahres in den Verein DieGanzmacher e.V. umgetragen wurde. Heute sind in der Gruppe rund 15 Leute aktiv, die sich jeden ersten und dritten Dienstag im Monat im Bautzener Steinhaus zum Reparaturtreff versammeln. 

Die Motivation für diese Tätigkeit ist dabei bis heute gleich geblieben: es geht um große Themen wie Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch. Und wie man mit kleinen Beiträgen etwas dagegen erreichen kann. Repariert wird dabei immer gemeinsam. Denn man versteht sich wohl auch ein bisschen als Bildungseinrichtung. Die Teilnahme am Treff ist dabei prinzipiell kostenlos. Aber man darf für die laufenden Kosten gern etwas Spenden. Bei den Zusammenkünften des Reparaturcafés gibt es inzwischen drei Fachgruppen, in denen um die vier Leute sich gegenseitig bei der Lösung ihrer Probleme unterstützen. Diese unterteilen sich in die Abteilungen Strom, Mechanik und Textiles. Die Vereinsmitglieder bringen dabei immer ihr eigenes Werkzeug mit. Ersatzteile muss der Reparaturwillige aber selber bezahlen. Dabei gibt es auch keine Vorkasse, damit hinterher der Verein nicht auf nicht abgeholten Sachen sitzen bleibt. 

Am liebsten reparieren die Ganzmacher die alten Geräte aus DDR-Zeiten. Denn für die gibt es im Gegensatz zu vielen neuen Geräten immer Schaltpläne. Und die Technik an sich ist wohl auch „greifbarer“. Für die Reparatur von moderner Heimelektronik würde sich der Verein übrigens sehr über Nachwuchs freuen. Aber auch die anderen Bereiche haben noch freie Kapazitäten. Wer sich für die Arbeit der Ganzmacher interessiert, kann sich im neuen Jahr am 17. Januar von 16.00 bis 18.30 ins Steinhaus begeben. Oder sich auf der Internetseite die-ganzmacher.de einmal umschauen. 

Benjamin Vogt / 10.12.2022

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