Das passiert jetzt im Kamenzer Postamt

Gesine Kutter und Jan Eickhoff präsentieren hier vor der Alten Post zwei Beispiele aus dem umfangreichen Produktportfolio von Corporate Friends.

Corporate Friends stellt seine Produkte und deren Komponenten weitgehend selbst im Manufakturbetrieb her – wie hier Mitarbeiter Tilo Schneider.
Für seinen ursprünglichen Zweck wird das Gebäude schon seit Jahren nicht mehr benötigt. Dafür dient es jetzt einem außergewöhnlichen Unternehmen als Firmensitz.
Kamenz. Dieses Gebäude hat wohl jeder Kamenzer und jede Kamenzerin schon einmal betreten – zumindest wenn sie älter als drei Jahre sind. So lange ist es nämlich her, seit das Kamenzer Postamt mit der Adresse „An der Mönchsmauer 1“ seine Türen schloss. Damit teilte es das Schicksal vieler solcher Häuser, von denen manche noch immer leer stehen, andere hingegen eine neue Nutzung gefunden haben. Die Stadt Kamenz kann sich glücklich schätzen, dass ihre „Alte Post“ zu letztgenannter Kategorie zählt.
Zu verdanken ist das einem Unternehmen, das sich von der Ein-Mann-Firma zu einem der weltweit führenden Player in einem ganz speziellen Markt entwickelt hat: Als Jan Eickhoff Corporate Friends 2011 gründete, startete er als Einzelkämpfer. Der gebürtige Saarländer, der in Dessau Design studierte und zehn Jahre lang in Berlin lebte und arbeitete, stieß damals mit der Entwicklung von Leuchtmitteln für Museen und insbesondere für Vitrinen nach eigenem Bekunden „in eine absolute Nische“ vor. Heute stellt dies zwar immer noch einen Nischenmarkt dar, der aber mittlerweile weltweit hart umkämpft ist und ständige Innovation erfordert. Doch auch Corporate Friends hat sich verändert: 2017 erfolgte die Umwandlung in eine GmbH, „denn nur dadurch war es möglich, an wirklich große Aufträge heranzukommen“, wie der Firmengründer und jetzige Geschäftsführer berichtet. Damit meint er speziell einen Auftrag – nämlich die lichttechnische Ausstattung des Berliner Humboldtforums. „Dafür haben wir mehr als 7.000 Strahler geliefert, das Projekt beschäftigte uns über mehrere Jahre“, sagt Gesine Kutter. Sie ist als Prokuristin für das Projektmanagement zuständig und der Beweis dafür, dass Corporate Friends längst kein Einzelkämpfer-Unternehmen mehr darstellt. Denn heute beschäftigt die Firma 16 Mitarbeiter, weiteres Wachstum ist nicht unwahrscheinlich.
Doch auch „gleich über die Straße“, im Museum der Westlausitz, hinterließen Jan Eickhoff und seine Mitarbeiter ihre gestalterischen Spuren. Viele der Innovationen „made in Kamenz“ wurden mit Design-Preisen geehrt, die eine eigene Vitrine füllen.
Eine solche Entwicklung erfordert natürlich auch räumliche Veränderung. Dem ursprünglichen Standort Am Damm folgte die Pulsnitzer Straße 46. Corporate Friends erwarb ein Grundstück am Siedlungsweg, um eine neue Produktionsstätte zu errichten. „Wir hatten die Planungsstufe 4 erreicht, aber dann doch die Reißleine gezogen“, blickt Jan Eickhoff auf eine schwere Entscheidung zurück. Als Hauptgrund dafür nennt er die mit dem geplanten Neubau verbundene Bürokratie. Fast zur gleichen Zeit erreichte Jan Eickhoff der Vorschlag, sich doch einmal in der alten Post umzusehen. „Die hatte zu diesem Zeitpunkt etwa ein Jahr lang leer gestanden und verfügte über alles, was wir brauchten: die entsprechende Haustechnik, Aufzüge, Stellplätze – es hat weitgehend gepasst.“ Doch vor allem: Der Altbau im Stadtzentrum passte besser zur Markenphilosophie als eine gesichtslose Halle auf der grünen Wiese. An der Bausubstanz musste nicht viel getan werden, doch freilich galt es, das Gebäude vom vorherrschenden „Charme der 90er Jahre“ zu befreien. Auch in die Elektrik musste aus Sicherheitsgründen eine Menge investiert werden, und es galt umfangreiche Brandschutz-Anforderungen zu erfüllen, „was uns um etwa ein Jahr ausgebremst hat.“ Der Umzug erfolgte im laufenden Geschäftsbetrieb während der Abarbeitung eines Großauftrags. Doch jetzt ist es geschafft, und die Leuchten und Strahler der Firma Corporate Friends entstehen seit Dezember 2024 dort, wo früher Briefe und Pakete sortiert und versandfertig gemacht wurden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen die einzelnen Bauteile ihrer Beleuchtungssysteme im Manufakturbetrieb selbst her, getestet werden sie im firmeneigenen Lichtlabor. Einzig die frühere Schalterhalle – jener Raum, in dem die Kamenzer jahrzehntelang ein- und ausgingen – bleibt noch weitgehend ungenutzt und steht laut Gesine Kutter für öffentliche- oder Vereinsveranstaltungen zur Verfügung. Am 23. Mai laden die (gar nicht mehr so) neuen Eigentümer der Alten Post die Kamenzer mit einem Tag der offenen Tür ein, sich selbst ein Bild davon zu machen, wie es nun im Inneren des repräsentativen Gebäudes aussieht. „Während der erste Teil bis etwa 14 Uhr geladenen Gästen vorbehalten bleibt, bieten wir ab 15 Uhr immer zur vollen Stunde Führungen an“, so Gesine Kutter. Dann gibt es für die Kamenzerinnen und Kamenzer nach drei Jahren die wohl einmalige Gelegenheit, das Gebäude noch einmal zu betreten, in dem wohl jeder von ihnen schon einmal war.