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Der neue Wald steht in den Startlöchern

Der neue Wald steht in den Startlöchern

Der Zittauer Stadtwald ist nach der Borkenkäferplage und heftigen Stürmen in den vergangenen Jahren auf einem guten Weg, wieder gesund zu werden. Foto: Denis Goldhahn

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Im Zittauer Stadtwald spielt auch der Erholungsfaktor eine gewichtige Rolle. Foto: Denis Goldhahn 

Zittau. Der Stadtwald umfasst neben dem Zittauer Gebirge auch die Waldflächen des Königsholzes. Das Königsholz als ältester Waldbesitz der Stadt spielt für Uwe Jiranek, Betriebsleiter des Betriebsteils Forstwirtschaft des Eigenbetriebes Forstwirtschaft und kommunale Dienste der Stadt Zittau, deshalb eine herausragende Rolle. Aber auch das Wittgendorfer Holz, der Raumbusch bei Ebersbach und Teile des Neißetals gehören zum Zittauer Waldbesitz.

Der Stadtwald als Lieferant des nachhaltigen Rohstoffes Holz und Arbeitsplatz für insgesamt acht Angestellte und zwei Auszubildende stellt laut Uwe Jiranek einen hohen ökonomischen Wert dar. Ebenso bedeutend sei der Wald in seiner Funktion als Erholungsgebiet. Hier trifft eine immer größer werdende Vielfalt an Interessensgruppen aufeinander. So finden zum Beispiel sportliche Großveranstaltungen wie die O-See-Challenge, der Malevil-Cup, der Zittauer Gebirgslauf und viele Wintersportveranstaltungen einen Platz genauso wie viele erholungsuchende Touristen und Einheimische. Nicht zuletzt erfüllt der Stadtwald Zittau auch wichtige ökologische Funktionen. Fast der gesamte Trinkwasserbedarf der Stadt und der umliegenden Gemeinden wird aus Brunnen im Zittauer Stadtwald gedeckt. Die Vielzahl an Sauerstoff spendenden Pflanzen verbessern nach weiteren Informationen von Uwe Jiranek die Luftqualität und ihre Wurzeln schützen die Gebirgsgemeinden vor Erosionen. Die Waldflächen sind außerdem ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere.
In den vergangenen Jahren musste verstärkt Holz eingeschlagen werden, das durch die Borkenkäferkalamität, sprich Plage, in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dadurch sind relativ große Freiflächen entstanden. Der Zittauer Stadtwald sei in den letzten Jahren also in keinem so guten gesundheitlichen Zustand gewesen, betont er. 

Die Schäden aufgrund von Sturmtiefs und Borkenkäfer belaufen sich auf etwas über 1.000 Hektar Schadfläche und sind damit vergleichbar mit der zweiten großen Nonnenkalamität um 1920. 

Jetzt, wo die kranken und kaputten Bäume alle entfernt wurden, verbessert sich der aktuelle gesundheitliche Zustand des Zittauer Stadtwaldes. „Wenn man genau hinschaut, findet man überall schon kleine, junge Bäumchen. Der neue Wald steht also schon in den Startlöchern“, sagt Uwe Jiranek. 

Und inwieweit konnte die Stadt mit den abgeholzten kranken Bäumen noch finanzielle Erlöse erzielen? Der Forstbetrieb der Stadt Zittau hat versucht, die durch die Borkenkäferkalamität geschädigten Bäum so gewinnbringend wie möglich zu verkaufen. Leider ist hier immer mit einem sogenannten Käferabschlag seitens der Sägewerke zu rechnen, sagt er. So wurde zum einen ein deutlich niedrigerer Holzpreis erzielt als beim Verkauf von frischem, gesundem Holz und zum anderen sind die Holzaufarbeitungskosten im Durchschnitt höher gewesen. Viel entscheidender ist in der Forstwirtschaft allerdings, dass Bäume geerntet werden mussten, die noch gar nicht eingeplant und erntereif waren. „Wir waren gezwungen, das Käferholz so schnell wie möglich aus dem Wald zu entfernen, um zu versuchen, das Ausmaß des Schadens irgendwie zu begrenzen. Das bedeutet, dass wir in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten einen städtischen Forstbetrieb mit einem sehr hohen Investitionsaufwand haben und Gewinne nur in deutlich geringerem Maße zu erzielen sein werden“, sagt er. Grundsätzlich ist laut Uwe Jiranek der Zittauer Stadtwald schon jetzt in Ordnung: „Es ist in den letzten Jahren unter Hochdruck daran gearbeitet worden, die Käferkalamität zu stoppen, in dem die befallenen Bäume so schnell wie möglich aus dem Wald entfernt wurden. Hier haben alle, also die Förster der Stadt Zittau genauso wie die ansässigen Forstunternehmer und die Holzabfuhr eng verzahnt zusammengearbeitet. Wir sind aktuell damit beschäftigt, die einzeln stehengebliebenen Bäume wie zum Beispiel Kiefer und Lärche, die nun durch starke Winde geworfen wurden, aufzuarbeiten. Dies ist sehr aufwändig, da hier nicht Baum für Baum gearbeitet werden kann, sondern jeder einzelne Baum angefahren werden muss.“

Und welche Investitionen in welcher Größenordnung sind seitens der Stadt für den künftigen Stadtwald notwendig? Genaue Zahlen kann Uwe Jiranek nicht nennen, aber versichern, „dass mit dem Vermögen des Forstbetriebes der Stadt Zittau sorgsam und verantwortungsvoll umgegangen wird. So werden wir die bereits auflaufende Naturverjüngung intensiv für eine Wiederbewaldung nutzen. Das heißt, wir fördern vorerst die Bäume, die von allein auf der Fläche aufkommen und pflanzen nur in den Bereichen, wovon allein keine Bäume oder nicht die gewünschten zukunftsfähigen Bäume wachsen. Wir beobachten, dass relativ schnell kleine Birken, Pappeln, Weiden, Ebereschen, Kiefern, Lärchen sowie auch Buchen und Eichen sprießen.“

Dadurch, dass die kranken Fichten, die als Hauptbaumart im Zittauer Gebirge waldbildprägend waren, besonders im Revier Eichgraben zum großen Teil verschwunden sind, hat der Zittauer Stadtwald bereits innerhalb kürzester Zeit ein neues Gesicht bekommen. 
„Unsere langfristige Aufgabe wird nun sein, den Wald zu einem stabilen, klimaresistenten und zukunftssicheren Mischwald aufzubauen, damit nachfolgende Generationen ebenfalls einen vollumfänglichen Nutzen aus dem Zittauer Stadtwald ziehen können. Damit sind nicht nur die Holznutzungen gemeint, sondern auch die Erholungs- (Wandern, Klettern, Reiten, Radfahren, Mountainbiking …) und Schutzfunktionen des Zittauer Stadtwaldes. Insbesondere in Gebirgslagen ist das stark verzweigte Wurzelsystem der Bäume wichtig für den Schutz der Hänge vor Erosion und der Waldboden mit all seinen Pflanzen ist der beste Filter für das Trinkwasser der Stadt und umliegenden Gemeinden“, erläutert er. Wie bereits erwähnt, hat der Forstbetrieb der Stadt Zittau nicht nur die Aufgabe, Holz zu produzieren, über die Waldwege abzufahren und an Sägewerke zu verkaufen, auch die Bereitstellung des Waldes zur Erholung spielt eine große Rolle. Selbstverständlich wollen Radfahrer und Wanderer nicht in tiefen Gleisen, die durch schwere Forstmaschinen entstanden sind, durch den Wald stolpern. Hier ist es eine Schwerpunktaufgabe des Forstbetriebes, die Wege instandzuhalten und Schäden zu reparieren, damit einem entspannten Waldspaziergang nichts im Wege steht. Nochmals Uwe Jiranek: „Leider müssen wir sehr oft erleben, dass Forstwegezufahrten mit parkenden Autos zugestellt sind. Sprechen wir die Insassen darauf an, erfahren wir sehr oft Erstaunen darüber, dass das Parken in Waldwegen nicht erlaubt ist. Waldwege sind von der Forstwirtschaft angelegt worden, um den Wald zu bewirtschaften. Wenn Wegeeinfahrten zugeparkt werden, ist unser Betreten des Waldes zu Arbeitszwecken nicht mehr möglich. Insbesondere die großen Holzabfuhr-Lkw sind auf ausreichend Rangierplatz angewiesen.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt seien diesbezüglich Notfälle im Wald. Bei Waldbränden muss die Feuerwehr auf schnellstem Weg zum Brandherd, damit ein waldvernichtendes Feuer verhindert werden kann. Und denken Sie bitte auch an sich selbst! Sollte Ihnen auf einem Waldweg etwas passieren, ist es in Ihrem eigenen Interesse, wenn Notarzt und Rettungswagen so schnell wie möglich am Unfallort sein können. Bitte parken Sie daher unbedingt auf den offiziellen Parkplätzen und vermeiden Sie ein Bußgeld, sagt er abschließend.

Steffen Linke / 01.11.2025

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