Der Weinberg soll alte Sichtachsen zurückerhalten

Planungsgebiete – zur Orientierung: Der graue Bogen links ist die Zittauer Straße, in nordöstlich-südwestlichem geraden Verlauf ist die Bahntrasse gen Zittau zu erkennen. Unterbrechung der farbigen Planungsgebiete an der Landskronbrauerei. Quelle: Stadt G
Görlitz. Grenzübergreifend gestalten die deutsche und die polnische Stadtverwaltung von Görlitz den Brückenpark als verbindenden Grünzug entlang der Lausitzer Neiße. In der 1. Baustufe wurden auf deutscher Seite Teile des Stadtparks, das Stadthallenufer sowie der Park des Friedens saniert und aufgewertet. In einer 2. Baustufe soll das Projekt zwischen Obermühle und Weinberg weiter nach Süden fortgeführt werden. „Ziel und Maßgabe der aktuellen Interreg-Förderung ist es, die Anziehungskraft und Angebotsvielfalt für Naherholung und Tourismus zu erhöhen“, heißt es in einer Beschlussvorlage für die Stadtratssitzung am 30. Oktober, die beim Erscheinen dieser Ausgabe also bereits Geschichte ist. Die Weiterführung der Planung und die Umsetzung der Projekte ist gestaffelt ab dem 4. Quartal des Jahres 2025 bis Ende 2027 vorgesehen. Als erstes Projekt soll das Modul ’Weinbergspiellandschaft’ im Plateauwald Parkeisenbahn, auf städtischem Grund, zur Umsetzung kommen. Ziel ist es, bis zur Feier des 50-jährigen Jubiläums der Parkeisenbahn am 6. Juni 2026 dieses Projekt fertigzustellen. Die Stadt möchte ihre neue Spiellandschaft, die unmittelbar benachbart zur Parkeisenbahn liegt, zum gleichen Zeitpunkt einweihen und dieses Ereignis mit der Parkeisenbahn feiern.
Für die Parkeisenbahn
Zeitlich versetzt sollen dann in 2026 und bis Ende 2027 die Arbeiten an den beiden anderen Modulen „Obermühle Friedenshöhe“ und „Weinberg Wege, Treppen, Stationen“ realisiert werden. „Die Planungen für die drei Module wurden auf Grundlage der mit dem Planungsbeschluss im Stadtrat im Juni 2024 bestätigten Vorplanung weiter präzisiert“, heißt es in der Stadtratsbeschlussantrages.
Ausblicke neu herstellen
Ziel des Vorhabens ist die touristische Aufwertung mit grenzübergreifender Wirkung und die Wiederbelebung von Erlebnisqualität des Waldparks, der seit jeher Ausflugs- und Naherholungsraum war. Das Gebiet ist durch seine exponierte Hanglage, steile Felsformationen, charakteristische Sichtbeziehungen und ein historisches Wegesystem geprägt, dessen Strukturen jedoch durch Bewuchs, Abnutzung und Erosionsschäden in ihrer Funktion eingeschränkt sind. Viele Wege und Aussichtsterrassen sind heute verwachsen, gesperrt oder baulich instabil, und die einst bekannten Ausblicke auf das Neißetal und die umliegende Landschaft sind weitgehend verloren gegangen.
Waldcharakter erhalten
Die Planung sieht vor, das bestehende Wegesystem in seiner historischen Linienführung zu erhalten und zugleich dort zu erneuern, wo starke Gefälle und Ausspülungen eine sichere Nutzung beeinträchtigen. Insbe-sondere die Verbindung zwischen dem Areal des Weinberghauses und dem tiefer liegenden Inselweg weist erhebliche Erosionserscheinungen auf, sodass wasserableitende Strukturen, steingefasste Stufen und Querrinnen ergänzt werden, um die Wege dauerhaft begehbar zu halten. Treppen und Geländer werden instandgesetzt, Natursteinpackungen ertüchtigt und Geländekanten gesichert. Die historische Promenade soll ihre vierreihige Allee wiedererhalten, fehlende Bäume werden ersetzt und krankheitsanfällige Gehölze durch resistente Arten ergänzt. Ein solcher Waldumbau verfolgt das Ziel, historische Sichtbeziehungen und räumliche Bezüge freizustellen, ohne den schattigen und geschlossenen Waldcharakter zu verlieren, der das Areal seit seiner Entstehung prägt.
Ökologische Stabilität
Ein besonderer Schwerpunkt ist die Wiederherstellung der Aussichtspunkte, die früher charakteristische Blicke in das Neißetal sowie zu den Gebirgslandschaften im Süden ermöglichten. Die Öffnung ausgewählter Standorte erfolgt, um sowohl landschaftliche Wirkung als auch ökologische Stabilität zu sichern. Ergänzend entstehen neue Sitz- und Aufenthaltsorte sowie Informations- und Denkstationen. Am Felsen oberhalb des Inselwegs erfolgt eine Sicherung zur Wiedereröffnung des derzeit gesperrten Radweges, und in unmittelbarer Nähe ist ein Fahrradrastplatz mit Schutzhütte vorgesehen.
Fußweg an der Blockhausstraße bleibt außen vor
Der bestehende Spielplatz am Promenadenweg wird hierbei vollständig neu konzipiert und zu einer in den Wald eingebetteten Spiellandschaft weiterentwickelt, die unterschiedliche Altersgruppen und Spielbedürfnisse berücksichtigt.
Nicht Bestandteil von Planungen ist hingegen der Fußweg an der Blockhausstraße. „Die AfD-Fraktion hätte es für zweckmäßig gehalten, den seit Jahren gesperrten denkmalgeschützen Fußweg an der Blockhausstraße in diesem Zuge instand zu setzen“, hatte Sebastian Wippel für seine Fraktion zu Protokoll gegeben.
Das Gestaltungskonzept wird im Rahmen eines Workshops mit Einwohnern von Görlitz erarbeitet und setzt auf naturnahe Materialien, Geländemodellierungen und eine räumliche Gliederung, die das spielerische Erleben des Waldraumes unterstützt.