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Die Idee zu Bücherboxen schwappt über die Grenzen

Die Idee zu Bücherboxen schwappt über die Grenzen

Jürgen Möldner, Dozent an der Hochschule Zittau/Görlitz und seine Studentin Sylwia Malec an der neuen Bücherbox. Foto: kk

Görlitz. Telefonzellen sind aus unserer Landschaft verschwunden, es sei denn, sie dienen als Bücherboxen. Das Prinzip dieser Ministraßenbibliotheken ist einfach: Man stellt ausgelesene oder nicht mehr gebrauchte Bücher hinein und holt sich neue Lektüre.

Die dafür umfunktionierten Fernsprechkabinen sind begehrt und deshalb gar nicht mehr leicht zu bekommen. Diese Erfahrung machten auch Studenten der Technischen Hochschule Zittau/Görlitz, die im Rahmen Ihres Studiengangs Soziale Arbeit im Herbst vergangenen Jahres eine Bücherbox in Görlitz aufstellten. Die dafür umfunktionierte Telefonzelle wurde ihnen letztlich vom Berliner Institut für Nachhaltigkeit und Bildung, Arbeit und Kultur (INBAK) zur Verfügung gestellt.

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Auch in vielen Dörfern der Region ist die Bücherboxidee schon angekommen. Hier bei der Einweihung in Jänkendorf im August 2020 durch Pfarrer Andreas-Helmut Spengler. Foto: T. Scholtz-Knobloch

Und weil die Bücherbox auf dem Görlitzer Wilhelmsplatz so gut angenommen wird, hatte der Initiator des Projekts, Jürgen Möldner, die Idee, das Sozialprojekt auf polnischer Seite der Stadt fortzuführen. Hierfür haben die Studenten mit Schülern des Europäischen Allgemeinbildenden Lyzeums an der ul. Bohaterów II Armii Wojska Polskiego zusammengearbeitet. „Wir sehen uns heute zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht. Wegen Corona konnten wir uns nur digital austauschen“, sagt die von der polnischen Seite stammende Studentin der Zittau-Görlitzer Hochschule Sylwia Malec. Sie fungierte als Sprachmittlerin und hatte die meiste Erfahrung in Sachen Bibliobox. Es sei bereits ihre dritte Bücherbox, bei der sie mitwirkt. Nachdem die erste Bücherbox in Zittau aufgestellt wurde, hat sich Malec auf den Weg nach Reichenau (Bogatynia) begeben und die Einwohner gefragt, ob sie diese Minibibliothek kennen würden, schließlich sei diese sowohl mit deutscher, als auch polnischer Literatur bestückt. „Die Antwort war leider meistens negativ“, so Malec. Bei den beiden Görlitzer Projekten müsse daher die Werbetrommel stärker gerührt werden, sagt sie.

Für ordentlich Werbung auf polnischer Seit sorgte Katarzyna Hübner, Vorsitzende des Trägervereins DPFA Europrymus. Der Verein trägt einen Kindergarten, eine Grundschule und das Europäische Allgemeinbildende Lyzeum unweit des polnischen Kommunalfriedhofes.

Die agile Geschäftsfrau lud zur Eröffnungsfeier neben lokalen Politikern selbst Vertreter aus der 50 km entfernten Stadt Bunzlau (Boleslawiec) ein. Die Schirmherrschaft über die polnische Bücherbox übernahm Bürgermeister Rafal Gronicz, der auch den Ort für die Box direkt am Eingang zum Sportzentrum an der ul. Maratonska 2/Ecke ul. Warszawska zur Verfügung stellte. Die geladenen Gäste hatten medienwirksam Bücher mitgebracht.
Der Rektor der Hochschule Zittau/Görlitz, Prof. Alexander Kratzsch brachte das Buch „Der Papst der Freiheit“ über Johannes Paul II. von George Weigel mit, aus Bunzlau kam die „Geschichte der Bunzlauer Keramik“ und „Historische Ansichten der Stadt“ in polnischer Sprache, während die Leiterin der polnischen Stadtbibliothek das Buch „Polnische Oberlausitz“ von Waldemar Bena überreichte. Die Studenten und Schüler sammelten im Vorfeld schon deutsche und polnische Literatur; zahlreiche Bücher steuerte auch die Comenius-Buchhandlung in der Görlitzer Steinstraße bei.

Zehn Monate bleibt die Bücherbox in der Telefonzelle vor dem Sportzentrum stehen, danach bekommt die Minibibliothek ein neues Gewandt. Die Fernsprechkabine wird von der INBAK abgeholt und wandert an einen neuen Ort, während hier ein fester Bau entstehen soll. Bevor sie in Ost-Görlitz landete, war die Telefonzelle bereits an mehreren Plätzen in Stettin (Szczecin) und in Posen (Poznan) im Einsatz.

kk / 05.07.2021

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