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Die Seidau in Sorge: Vandalen auf Achse

Die Seidau in Sorge: Vandalen auf Achse

Graffiti in der Seidau: In den zurückliegenden Monaten haben unbekannte Schmierfinken das einst beschauliche Stadtviertel für sich entdeckt. Anwohner beklagen hohe Sachschäden. Foto: RK

In der Bautzener Spreeaue hat sich Unmut breit gemacht. Seit anderthalb Jahren kommt es vermehrt zu Sachbeschädigungen in dem Stadtviertel, durch den einst die Handelsstraße Via Regia führte. Jetzt ist Anwohnern der Kragen geplatzt. Sie setzten ein Kopfgeld aus, um der mutmaßlichen Täter habhaft zu werden.

Bautzen. Mit der Ruhe im einst beschaulichen Stadtteil ist es längst vorbei. Nicht nur Jens Zuschke und Maria Löcken-Hierl haben den Kanal voll. Am ersten Novemberwochenende gab es die jüngste Welle von Sachbeschädigungen vor und an ihren Wohnhäusern. Verschiedenste Gebäude wurden mit Graffiti beschmiert, Pflanzen aus Blumenkübeln gerissen und eine Fensterscheibe in Mitleidenschaft gezogen. Eine andere junge Frau erzählt dem Oberlausitzer Kurier, dass Unbekannte bereits vor einiger Zeit Fahrzeuge zerkratzt, mit Farbe übergossen oder mit Eiern beworfen haben. Bezogen auf die Schmierereien an Häuserwänden sei es nicht nur bei harmlosen Botschaften, so genannten Tags, geblieben. Mittlerweile lasse sich beobachten, dass auch politische Parolen an die Fassaden gesprüht werden. „Es gibt Hinweise von Dritten, wonach eine Gruppe junger Leute, die sich hin und wieder auf einem ehemaligen Betriebsgelände trifft, für einige der Sachbeschädigungen verantwortlich sein könnte“, erzählt Jens Zuschke unserer Zeitung. „Ich selbst kann das nicht bestätigen. Auch ein Motiv vermag ich bislang nicht auszumachen. Jedoch hat eine an meinem Haus angebrachte Überwachungskamera Aufnahmen von jungen Männern gemacht, die sich in der Nacht vom 3. auf den 4. November an meiner Haustür zu schaffen machten. Genau in der Zeit wurden verschiedene Sachbeschädigungen in der Seidau angerichtet. Ich habe inzwischen bei der Polizei Anzeige erstattet und fühle mich von den Ordnungshütern seitdem sehr wahrgenommen.“

Bevor der Bautzener das Revier aufsuchte, setzte er den Tätern noch eine letzte Frist – und zwar via Facebook-Botschaft. Auf seiner Seite veröffentlichte er zudem einen Videoausschnitt aus besagter Nacht samt dem Hinweis, dass er demjenigen 100 Euro zahlen werde, der Angaben zu den Männern machen kann, die in dem neunsekündigen Streifen zu sehen sind.

Wenig Verständnis bringen die Seidauer indes für Reaktionen von manchen Eltern auf, die sich laut Jens Zuschke zu Wort gemeldet haben. Diese seien der Auffassung, dass es sich bei den Graffiti um einen Dummejungenstreich handele. „Da hört bei mir die Freundschaft auf“, meint der Immobilienmakler. „Jeder will doch, dass sein Eigentum in der Öffentlichkeit in gewisser Weise respektiert, geachtet und beschützt wird.“

Die Polizei ließ indes offen, welche Maßnahmen sie einleiten wird, um den Täterkreis zu ermitteln. Ein Sprecher teilte lediglich auf Anfrage dem Oberlausitzer Kurier mit, dass für den gesamten Stadtteil Westvorstadt, zu dem die Seidau zählt, im laufenden Jahr bis 10. November insgesamt 17 Fälle von Sachbeschädigungen bekannt geworden seien. „Vor dem Hintergrund dieser sehr geringen Fallzahlen erübrigt sich aus polizeilicher Sicht jedweder weiterer Kommentar.“ Eine Fallhäufung, wie von Einwohnern beschrieben, oder eine signifikante Zunahme von Sachbeschädigungen lasse sich in „keinster“ Weise bestätigen. Das dürfte sich nach den Vorkommnissen zu Monatsbeginn etwas anders darstellen.

Was eine mögliche Unterstützung seitens der Stadt bei der Bewältigung der mutwilligen Beschädigungen anbelangt, weist Rathaussprecher André Wucht darauf hin, dass es sich um privates Eigentum handele. „Dieses wurde durch Dritte in Mitleidenschaft gezogen. Das ist sehr bedauerlich. Mit Steuermitteln können diese Schäden aber nicht beglichen werden.“

Das sieht FDP-Stadtrat Mike Hauschild völlig anders. Er hatte in den vergangenen Monaten immer wieder angeregt, Bautzen solle einem Modell der Stadt Markkleeberg folgen. Die Kommune im Süden von Leipzig greift seit Jahren Hausbesitzern finanziell unter die Arme, wenn sie sich der Schmierereien an ihren Gebäuden entledigen möchten. Ein entsprechendes Förderprogramm macht’s möglich.

Für die betroffenen Menschen in der Seidau aber auch in anderen Teilen der Spreestadt wäre das sicherlich ein Anreiz, um verunzierte Fassaden zeitnah zu säubern und so für weitere Graffiti keine Angriffsfläche zu bieten. Mike Hauschild hat es vorgemacht. Seit seiner Fassadenreinigung kurz vor Ostern blieben neue Kritzeleien aus.

Roland Kaiser / 20.11.2017

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