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Eules Erstlingswerk wird jetzt repariert

Eules Erstlingswerk wird jetzt repariert

Auch wenn es nicht so aussieht, aber die Neukircher Orgel muss dringend repariert werden. Das eindrucksvolle Instrument auf der Empore der Neukircher Kirche ist das erste, das Herrmann Eule nach der Firmengründung 1872 gebaut hat. | Foto: kk

Neukirch/Lausitz. Dringend reparaturbedürftig ist die Neukircher Orgel. Sie ist die erste, die Herrmann Eule nach der Gründung seiner Orgelbauwerkstatt in Bautzen fertiggestellt hat. Noch in diesem Jahr wird die Bautzener Firma mit der Sanierung beginnen.

Das weiße Holzgehäuse, verziert mit wenigen goldfarbenen Akzenten bringt die Orgelpfeifen sehr gut zur Geltung. Als der Innenraum der Neukircher Kirche restauriert wurde, erhielt auch die Orgel eine Verschönerungskur. Behandelt wurde 2005 jedoch nur die Hülle des Instruments. Nun über zehn Jahre später wird eine Generalreparatur der Eule-Orgel nötig.
Kantorin Dörte Riechen hat schon seit einiger Zeit mit Aussetzern und Ausfällen zu kämpfen. „Mal klingt eine einzelne Pfeife nicht oder ein ganzes Register kann nicht gespielt werden“, berichtet Pfarrer Jörg Briesovsky. Grund für die Aussetzer ist Verschleiß, der nach Jahrzehnten im Dauergebrauch keinesfalls ungewöhnlich ist.

Für eine Kirchenorgel ist die Neukircher mit 143 Jahren noch relativ jung. Sie wurde 1873 am 3. Advent feierlich an die Kirchgemeinde übergeben. Gebaut hat das Instrument mit fast 2.000 Pfeifen, die über zwei Manuale und das Pedal zum Klingen gebracht werden, die Firma Herrmann Eule Orgelbau aus Bautzen. Es war das Erstlingswerk von Herrmann Eule, der ein Jahr zuvor seine heute weltweit bekannte Orgelbauwerkstatt gegründet hatte. Christoph Krause, der sich intensiv mit der Geschichte der Orgel beschäftigt hat und sich jahrelang für die neuen Glocken einsetzte, spricht von einer mutigen Entscheidung der damals Verantwortlichen.
Das Resultat jedenfalls überzeugte. Verbesserungen und Umbauten gab es trotzdem. So wurde 1942 die störanfällige und pflegeintensive mechanische Traktur durch einen elektrischen Spieltisch ersetzt. Auch diese Arbeit führte die Firma Eule aus. Seitdem öffnet und schließt der Orgelspieler über Elektromagnete die Ventile an den Orgelpfeifen und steuert so den Luftstrom im Instrument. Ein elektrisches Gebläse sorgt für den entsprechenden gleichmäßigen „Wind“.

Die Zeit hat den Relais aber auch den Ventilen und ledernen Minibälgen zugesetzt. Hinzu kommt, dass 1942 keine hochwertigen Materialien zur Verfügung standen, erklärt Orgelbaumeister Christoph Kumpe, Technischer Leiter bei Herrmann Eule Orgelbau in Bautzen.

Die textilummantelten Zinkkabel sind spröde, die versilberten Kontakte sind oxidiert und teilweise bei unsachgemäßen Arbeiten beschädigt worden. Die elektrischen Signale haben es deshalb schwer, vom Manual bis zu den Pfeifen zu gelangen. Weiterhin reichen schon leichte Erschütterungen aus, um Kabelbrüche zu verursachen.

Alternativer Text Infobild

Über Relais und Zinkkabel wird seit über 70 Jahren die Luftzufuhr für jede einzelne Orgelpfeife gesteuert. | Foto: kk

Ist eine Liedbegleitung im Gottesdienst noch möglich, weil sich Ausfälle überspielen lassen, sind Konzerte undenkbar. Und weil die bisher durchgeführten Notreparaturen nicht zu einem dauerhaften Ergebnis führen, ist eine Sanierung der Orgel unumgänglich. Im Auftrag des Kirchenvorstandes hat sich der Orgelsachverständige die Orgel angesehen und ein Konzept erstellt.
In Zusammenarbeit mit der Firma Eule, wird jetzt die umfangreiche Reparatur vorbereitet. „Die komplette Verkabelung muss getauscht werden“, erklärt Christoph Kumpe. Statt Zink- werden Kupferkabel verwendet. Außerdem wird die gesamte Orgel gründlich gereinigt und an wenigen Stellen der Holzwurm bekämpft. Rund 1.050 Arbeitsstunden plant der Orgelbauer für das gesamte Vorhaben.

Schön wäre es gewesen, diese erste Orgel von Herrmann Eule wieder in den Originalzustand versetzten zu können. „Doch dies ist nicht mehr möglich, zuviel ist an dem Instrument umgebaut worden“, sagt Christoph Kumpe. Die erste Klangveränderung brachte zur Zeit des Ersten Weltkrieges der Einbau eines Zinkprospekts statt der ursprünglichen Zinnpfeifen. 1942 folgte die Elektrifizierung, eine von zweien die Eule Orgelbau bisher an seinen Instrumenten ausgeführt hat. Auf Wunsch des damaligen Neukircher Kantors wurden ab 1951 über mehr als zehn Jahre hinweg viele Register neu eingebaut und bestehende verändert.

Die Sanierung wird noch in diesem Jahr beginnen, versichert Pfarrer Briesovsky. Die Denkmalbehörde hat Fördermittel für das rund 65.000 Euro teure Projekt bereits zugesagt. Bei der Landeskirche haben die Neukircher ebenfalls Geld beantragt. Unterm Strich bleiben etwa 30.000 Euro übrig, die die Kirchgemeinde aus Eigenmitteln und Spenden decken muss. Dass es gelingen kann, hören die Neukircher jeden Tag. Über Jahre hinweg war ein sechsstelliger Betrag für vier neue Glocken zusammengetragen worden. Seit fast zwei Jahren hängen und klingen sie im ebenfalls erneuerten Glockenstuhl des Kirchturms.

Begonnen hat die Spendensammlung für die Orgel im April dieses Jahres mit einem Konzert. Das nächste findet am Sonntag, 18. September, 15.00 Uhr zum Erntedankfest statt. Außerdem fließen die Einnahmen aus dem in den blauen Containern am Pfarrhaus gesammelten Altpapier in die Orgelsanierung. Kein halbes Jahr ist für die Orgelreparatur veranschlagt. Läuft alles wie geplant, könnte schon Ostern der Klang der Eule-Orgel in der Neukircher Kirche mit ihrem äußeren Erscheinungsbild gleich ziehen.

Katrin Kunipatz / 23.08.2016

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