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Experiment: Sojaanbau in Kriepitz

Experiment: Sojaanbau in Kriepitz

Sojabohnen wachsen auf einem Feld zwischen Kriepitz und Prietitz. Landwirt Andreas Sommer baut die Soja erstmals an. Die Bohnen sollen als Tierfutter in der Region verkauft werden. Foto: kk

Landwirt Andreas Sommer experimentiert erstmals mit dem Anbau von Sojabohnen. Mit dem Wachstum der Pflanzen ist er zufrieden. Grundsätzlich ärgert ihn der enorme Preisdruck in der Landwirtschaft.

Kriepitz/Elstra. Andreas Sommer ist leidenschaftlicher Bauer. Im Nebenerwerb bestellt er seit über 15 Jahren seine Felder. Getreide und Raps baut er hauptsächlich an. Doch seit die Getreidepreise stark gefallen sind, fällt es auch ihm schwer kostendeckend zu wirtschaften. Hinzukommt, dass seine Ackerflächen insgesamt zu klein seien, als dass er ausschließlich daraus sein Einkommen bestreiten könnte. „Mein Traum wäre es, einen neuen großen Traktor anzuschaffen“, sagt Andreas Sommer. Doch der Wunsch ist in weite Ferne gerückt, ungewollter Landverlust und die jetzigen Preise sind die Ursache.

Trotzdem ist der Kriepitzer immer wieder bereit Neues zu wagen. Schon seit Jahren beschäftigt er sich mit Soja als Futterpflanze. Nach einigem Suchen ist es ihm gelungen, genetisch unverändertes Saatgut zu bekommen. Die Bohnen sind sehr fett- und proteinreich und eignen sich für die Ernährung von Rindern, Geflügel und Schweinen. Den Tierzuchtbetrieben in der Region will er das regional produzierte Futter anbieten. „Dann brauchen die Landwirte Soja nicht in Amerika einkaufen“, erklärt er.

Jedoch können die kleinen, cremefarbenen, ein wenig an Erbsen erinnernden Hülsenfrüchte nicht direkt an Schweine und Geflügel verfüttert werden. „Sie müssen erst getoastet werden, um Inhaltsstoffe, die die Futteraufnahme hemmen, zu reduzieren“, erklärt Andreas Sommer. In Thüringen gibt es Anbieter, die mit einer mobilen Anlage diese thermische Behandlung vornehmen. In Sachsen ist diese Infrastruktur noch nicht vorhanden, aber der Landwirt ist zuversichtlich, auch für seine Sojabohnen eine Lösung zu finden. Schön wäre es, wenn sich Soja in der Region etablieren würde, in den westlichen Bundesländern gibt es bereits einen richtigen Markt.

Noch gut vier Wochen bleiben bis zur Ernte. Die fein behaarten Schoten beginnen bereits sich gelblich zu verfärben. Gewachsen sind die Sojapflanzen in diesem Jahr recht gut. „Der gute Boden auf dem ausgewählten Acker und der Regen im Mai taten den Pflanzen gut“, sagt Landwirt Sommer, „obwohl ein paar Grad Wärme mehr schön gewesen wären“. Hüfthoch stehen die Pflanzen jetzt auf dem Feld. Von Schädlingen ist der Bestand weitestgehend verschont geblieben. Geerntet werden die Bohnen mit einem Mähdrescher. Hier arbeitet er mit einem Kollegen zusammen, den er überzeugt hat, auch einige Hektar Soja anzubauen. Und erst danach wird Andreas Sommer wissen, wie hoch der Ertrag ist. Er hofft auf 25 bis 35 Doppelzentner pro Hektar.

Für den Kriepitzer zählt aber nicht allein der zu erwartende Gewinn. Ihm liegt viel daran, nachhaltig zu handeln und sich für ein besseres Image der Landwirtschaft starkzumachen. „Regionale Vermarkter müssen deshalb unbedingt ehrlich sein und dürfen kein Gemüse aus dem Großmarkt verkaufen“, erklärt er. Verbraucher müssten sich über den Wert der Produkte im Klaren sein, 20 Cent für den Liter Milch und elf Euro für die Dezitonne Getreide seien einfach zu billig. So kann der Handel Nahrungsmittel extrem günstig anbieten und so werde es dem Bürger leicht gemacht, teuer produzierte Lebensmittel wegzuwerfen, schließt Andreas Sommer und stellt die Frage in den Raum: „Kann sich das eine Gesellschaft leisten?“

Katrin Kunipatz / 06.09.2016

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