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Fußballheft gab ihm Lebensmut zurück

Fußballheft gab ihm Lebensmut zurück

Der seit Jahren unter der Parkinson-Krankheit leidende Bautzener und ehemalige Bezirksschiedsrichter Hanspeter Benad hat sich mit seinen Fußballheften in der Szene ein Denkmal gesetzt. Foto: RK

Jetzt also soll definitiv Schluss sein. Zumindest legt dies der auf der Broschüre rot untermalte Hinweis „Letzte Ausgabe“ dem Leser nahe. Jedoch lässt sich Autor Hanspeter Benad für eine mögliche Sonderedition noch ein Schlupfloch offen. Und das verfügt über einen ganz prominenten Namen.

Bautzen.
Wenige Tage vor Weihnachten erhielt der Spreestädter Hanspeter Benad eine wichtige Paketlieferung. Darin verpackt waren mehrere hundert Exemplare seines Interviewheftes „Einblicke & Ausblicke“. Sie lesen richtig: Obwohl der 68-Jährige längst schon einen Schlussstrich ziehen wollte, hat er es schon wieder getan. Erst im Sommer war anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft Heft Numero fünf erschienen. Wie damals ist auch in dem Fall die Broschüre fast schon wieder vergriffen. In ihr plaudern bekannte Fußballer, Schiedsrichter, Trainer und Sportreporter aus dem Nähkästchen. Ihnen allen wurde von Hanspeter Benad auf den Zahn gefühlt. Viele der Promis haben den unter der Parkinson-Krankheit leidenden Bautzener in ihr Herz geschlossen. Das untermauern auch die unzähligen Zuschriften, die der einstige Bezirksschiedsrichter im Laufe der Zeit erhielt. Nur einen winzigen Bruchteil davon veröffentlichte er in seinen Interviewheften. So schreibt beispielsweise Bundesliga-Referee Knut Kircher: „Ich freue mich zu einem Kreis der Wissenden zu gehören, die von der aufwendigen Arbeit Hanspeters und seinen Unterstützern gerne profitieren und denke mir bei jeder Ausgabe, woher hat er denn hier schon wieder seine Kontakte. Fragen hilft an dieser Stelle nicht. Er hat sie und er hat sie sich durch seine aufgeschlossene und herzliche Art mit Leuten umzugehen erarbeitet.“ Und der Präsident des Sächsischen Fußballverbandes, Hermann Winkler, lässt wissen: „Es erwartet Sie eine weitere spannende Ausgabe mit interessanten Interviews vieler aktiver und ehemaliger Sportgrößen im Dunstkreis des Fußballs. Kein Wunder, dass dieses Format in Fußballkreisen bereits einen Kultstatus erworben hat, denn der ehemalige Kicker und Schiedsrichter Hanspeter Benad bekommt sie alle vors Mikro und hat die Gabe, mit seiner Sympathie und Leidenschaft fürs Interviewen selbst den größten Stars ein paar Informationen zu entlocken, die so noch keiner kannte.“ In Ausgabe sechs kommen beispielsweise Rudi Völler, Lothar Matthäus oder Kevin Kuranyi zu Wort. Selbst Claudio Pizarro stand dem Bautzener für einen kurzen Talk bereit.

Zur Erinnerung schickte der Stürmer von Werder Bremen ein handsigniertes Trikot in die Lausitz. Dieses erweitert die Sammlung des 68-Jährigen. Längst schon verfüge diese über ausreichend Potenzial, um auf dieser Grundlage eine Ausstellung zu initiieren. Eine gute Idee für die Zeit nach den Fußballbroschüren. „Ich brauche diese Ablenkung, um der Krankheit Paroli bieten zu können“, meint der Bautzener. So gefestigt, wie er heute erscheint, war er nicht immer. „Nach meinem Unfall Ende der 90er Jahre und der Diagnose, dass ich mich auf Parkinson einzustellen habe, verließ mich der Lebensmut von einem Tag auf den anderen. Doch dann entdeckte ich meine Leidenschaft fürs Schreiben und Interviewen. Das lenkte mich zunehmend von dieser tückischen Krankheit ab. Dank der Unterstützung meiner Familie, meines Freundeskreises und meiner Geschäftspartner war ich in der Lage, mich wieder verstärkt meinem Steckenpferd zu widmen.“ Auch Gattin Bettina ist froh darüber, dass ihr Mann eine Aufgabe gefunden hat. Dass er jedoch im Vorfeld eines geplanten Interviews des Nachts keine rechte Ruhe findet, bezeichnet sie als nicht sehr vorteilhaft. Allerdings fand das Paar bislang immer einen gemeinsamen Nenner, damit niemand von beiden zu kurz kam. Damit das so bleibt, beharrt Bettina Benad darauf, dass Ausgabe sechs definitiv die letzte ist. „Mir wird aber etwas fehlen, wenn ich jetzt einen Schlussstrich unter meine Arbeit ziehe“, betont Hanspeter Benad. Denn noch bekam er längst nicht alle Sportgrößen vors Mikro, denen er in seinem Heft gern einen Platz zur Verfügung stellen möchte. Dazu zählt auch die „Hand Gottes“, wie der Spreestädter erzählt. „Mein großer Traum ist es, Diego Maradona für ein Interview zu gewinnen.“ Dass das tatsächlich klappt, dafür würden die Chancen nicht schlecht stehen, zeigt sich der Herausgeber der Fußballbroschüren überzeugt. Vor diesem Hintergrund würde sich Hanspeter Benad sogar über eine neue Ausgabe Gedanken machen. Denn der Ruf nach weiteren Publikationen reiße nicht ab, so der Bautzener.

Wenige Tage vor Weihnachten will sich das Paar jedoch erst einmal auf andere Dinge konzentrieren. In dieser Woche stand unter anderem der Besuch einer Abordnung des Wuischker Kinderheimes auf dem Programm. Hanspeter Benad und seine Unterstützer tragen seit Längerem übers Jahr hinweg Präsente für die Bewohner der Einrichtung zusammen. Eine ganze Ladung an Spielen und anderen Dingen wurde kürzlich überreicht, darunter ein Trikot vom FC Bayern München. 

Hanspeter und Bettina Benad dürfen danach ihre Zweisamkeit genießen. Der restliche Teil der Familie wird erst am zweiten Weihnachtsfeiertag erwartet. Dann wird die Hausherrin nach guter Tradition Kaninchenrouladen auf den Tisch zaubern. Indes stehen zu Heiligabend Würstchen mit Kartoffelsalat auf dem Plan. Zuvor putzt das Paar noch den Weihnachtsbaum an. Auch diesmal haben sich Benads aus guter Tradition für eine Nordmanntanne entschieden, allerdings ohne Lametta, dafür aber mit Kugeln, Selbstgebasteltem und Lichterkette. Ein Geschenk machten sich beide bereits: einen Massage-Sessel. In diesem kann Hanspeter Benad neue Kraft schöpfen. 

Denn wer weiß, womit der Spreestädter im kommenden Jahr die Fußballwelt überrascht. Vielleicht gibt es nach Ausgabe sechs der begehrten Interviewbroschüre doch noch einen weiteren Einblick in die Welt des runden Leders und seiner Protagonisten.

 

Roland Kaiser / 22.12.2018

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