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Getrübtes Glück im Geburtshaus

Getrübtes Glück im Geburtshaus

Aller zwei Wochen kommt Sarah Schröter ins Geburtshaus Storchennest. Hier hört Katrin Hahn die Herztöne ab. Bis Anfang November zur Geburt verkürzen sich dann die Vorsorgetermine. | Foto: Silke Schöpe

Löbau. Hebamme sein bedeutet meist, den schönsten Augenblick der Eltern mitzuerleben. Seit Juli sind jedoch die Summen für deren Haftpflichtversicherung nochmals gestiegen. Kathrin und Katrin vom Geburtshaus Storchennest machen dennoch weiter. Im einzigen ostsächsischen Geburtshaus in Löbau soll auch das dritte Kind von Tanzlehrerin Sarah Schröter zur Welt kommen und damit die positive Statistik erweitern. Allein in diesem Jahr haben die Hebammen Katrin Hahn und Kathrin Schneider 44 Kindern auf die Welt geholfen. Dabei sind es nicht nur Mütter, die mit Geburten bereits Erfahrung haben. Etwa ein Drittel der Erstgebärenden will hier in entspannter Atmosphäre entbinden.

Damit das so bleiben kann, kämpfen landesweit Hebammen für mehr Geld pro Geburt. Schuld daran ist nicht die Gier, sondern die Haftpflichtversicherung, die exorbitant, zuletzt im Juli,  gestiegen ist. "Zwischen 2006 und 2012 ist unsere Vergütung um 91 Prozent gestiegen. Das hört sich zunächst viel an", sagt Katrin Hahn. Doch der Schein trügt, denn im gleichen Zeitraum stieg die Haftpflicht auf über 220 Prozent und ist somit neben anderen Pflichtausgaben der selbständigen Hebammen der größte Batzen, der gezahlt werden muss.

"Ich finde, dass die Summe durchaus gerechtfertigt ist. Schließlich wollen wir unsere Mütter auch abgesichert wissen", sagt Katrin Hahn. Ihrer Meinung nach muss deshalb weiter an der Schraube der Vergütung gedreht werden und hier ist die Verbandsarbeit deutschlandweit recht zäh. Denn immerhin, so hat sie ausgerechnet, seien zur Kostendeckung dann fast doppelt so viele Geburten pro Jahr nötig – wenn sich nichts ändert.

Doch "Fließbandarbeit" soll es gerade nicht sein in Löbau. "Das gegenseitige Kennenlernen ist hier der erste wichtige Schritt. Da spart man sich bei der ohnehin körperlich und auch mental belastenden Geburtssituation die zwischenmenschlichen Reibungen", sagt die werdende Mutti Sarah Schröter. Damit knüpfen die Hebammen an die Tradition an, die die Geburt immer als natürlichen Vorgang und nicht als Krankheit betrachtet. Früher kannte man die Hebamme im Dorf und es wurde zu Hause entbunden. Heute ist es eben der angenehmen Rahmen im Geburtshaus gepaart mit fundierter Ausbildung.

Das Löbauer Einzugsgebiet erstreckt sich dabei auf den gesamten ostsächsischen Raum bis hin nach Demnitz-Thumnitz. Hausgeburten nehmen indes einen verschwindend geringen Teil aller Geburten deutschlandweit ein.

Doch es gibt auch Positives aus dem Alltag jenseits der Geburten zu berichten: Die Zusammenarbeit mit Hebammen des Krankenhauses Ebersbach hat sich in den letzten Monaten intensiviert. Darüber freuen sich die beiden Kolleginnen aus Löbau. Und erst in diesem Tagen flatterte Post aus Zittau ein: Auch hier will das Krankenhaus das Kennenlernen und den Dialog mit den Freiberuflern voranbringen. Katrin Hahn sagt: "Schön, dass wir ins Bewusstsein gerückt sind."

Silke Schoepe / 22.09.2012

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