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’Gwehnliche Leut’ beräumen den Müll in Ober-Neundorf

’Gwehnliche Leut’ beräumen den Müll in Ober-Neundorf

An der Böschung der Alten Sandgrube zeigt Dietrich Kuhn (rechts) in die Tiefe zum angehäuften Unrat. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Ober-Neundorf. Schaut man auf die Homepage des östlichsten Kieswerks Deutschlands, so betonen die Anfang der 90er-Jahre aus dem Württembergischen nach Ober-Neundorf gekommenen Eheleute Dietrich und Simone Kuhn, dass ihnen im Betrieb Regionalität, generationenübergreifendes Denken und „Verantwortung gegenüber unseren Kindern und unserer Natur“ wichtig seien. Die in der Gesellschaft verloren gegangene Demut, nur ein kleiner Stein im Strom der Zeit zu sein, wird auch durch ihr Engagement bei der Wiederherstellung des Schlosses mit kultureller Begleitbespielung oder der Heilpraktikertätigkeit von Simone Kuhn unterfüttert.

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Projekt- und Behördenbeteiligte auf dem Weg vom Schloss (hinten rechts) zur Grube

Foto: Till Scholtz-Knobloch

Der unschönen Hinterlassenschaft der alten Grube haben sie sich längst angenommen und Visionen entwickelt. Letzte Woche traf man sich mit Antje Hempel vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Thomas Teichert für die Ortsgemeinschaft sowie Projektbegleitern unter der Koordination von Dr. Matthias Kinne (SKS Consulting) zur Begehung des Areals. Den hohen persönlichen Einsatz – finanziell wie zeitlich – unterstützt der Freistaat mittlerweile und das verlangt die Beachtung vieler Vorgaben. Aber Antje Hempel schaut sehr zufrieden. Matthias Kinne erläutert mit einer Präsentation, dass die Beräumung von DDR-Hinterlassenschaften der einst quasi wilden Deponie nur ein kleiner Teil der Aufgabe ist. Die Böschung werde von 65-85-prozentiger Neigung auf 30 bis 40 Prozent abgeflacht und eine Streuobstwiesenbepflanzung umranke dann unterschiedliche ökologisch aufbereitete Flächen. Flussuferwolfsspinne und Kreuzkröte hätten hier wieder Überlebenschancen. Die Biotopgestaltung steht gar nicht in Frage. Eher drehen sich die Überlegungen bereits um die Frage, wie man der Öffentlichkeit diesen Raum zugänglich machen könnte. Schautafeln, der Anschluss an touristische Fahrradwege, Bänke, Schafe als natürliche Rasenmäher? Antje Hempel zeigt sich beeindruckt, dass man in Ober-Neundorf weiter schaue, auch wenn sie zu bedenken gibt, dass Natur letztlich auch ihrer Ruhe bedürfe.

Die Umsetzung des Projekts beginnt im Frühjahr und wird voraussichtlich mehrere Monate dauern. Dietrich Kuhn möchte dennoch auch mit Workshops beim Schloss und Führungen den ökologischen Gedanken flankieren. „Wir hoffen, dass es dazu beiträgt, das Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität zu schärfen und dass es anderen Projekten als Vorbild dienen kann.“ Trotz schwäbisch-alemannischen Zungenschlag halten die Ober-Neundorfer zu ihren Wohltätern. „Wir sind halt gwehnliche Leut’“, schmunzelt Dietrich Kuhn.

Till Scholtz-Knobloch / 02.04.2023

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