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Hürde für kostenfreies WLAN ist genommen

Hürde für kostenfreies WLAN ist genommen

Der Bautzener Rathausturm soll einmal zum Dreh- und Angelpunkt des geplanten, öffentlichen WLAN-Netzes werden.

Bautzen. Die Stadt Bautzen ist ihrem selbst erklärten Ziel, im Zentrum kostenfreies WLAN (Wireless Local Area Network) für Einheimische und Touristen zu etablieren, offenbar ein ganzes Stück näher gekommen. Wie das Rathaus in dieser Woche auf Anfrage mitteilte, soll in Kürze die Ausschreibung für das lokale Funknetz in Angriff genommen werden. Zuvor hatte die Verwaltung die technischen Parameter abklären lassen. Dabei kam auch eine Drohne zum Einsatz, sagte der Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung, Alexander Scharfenberg. Mit deren Hilfe sei in den zurückliegenden Wochen geprüft worden, inwieweit sich eine Richtfunkverbindung zwischen dem Rathausturm und den künftigen WLAN-Standorten herstellen lässt. Geplant sei, den Schliebenparkplatz, den Hauptmarkt, den Kornmarkt und wenn technisch auf diese Weise möglich auch den Postplatz über Funk mit der noch auf dem Rathausturm zu installierenden Antenne zu verbinden. Auch rund um den Bahnhof soll perspektivisch gesehen das kostenlose Surfen im Internet möglich sein. Hierfür bedürfe es jedoch einer separaten Anlage, da zum Rathaus keine Richtfunkbeziehung bestehe, so Alexander Scharfenberg. „Da die Verbindungen jetzt geprüft sind, kann mit der Ausschreibung begonnen werden“, fügte er hinzu. Wann letztendlich einmal der Service zur Verfügung stehen wird, vermochte der Verwaltungsmitarbeiter zunächst nicht zu sagen. Vielmehr sind den Angaben zufolge noch einige Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Das fängt bei der Umsetzung an und hört bei der Kostenfrage auf. Die Verwaltung rechnet mit Ausgaben von weit mehr als 15.000 Euro. 

„Im Rathaus muss abgeklärt werden, inwieweit sich eine Telefonleitung bis in den Turm ziehen lässt“, erklärte Alexander Scharfenberg. „Dabei sind Denkmalschutzbelange zu betrachten.“ Denn: „Am Rathausturm müssen im Zuge der Umsetzung Antennen angebracht werden, die letztendlich mit dem Denkmalschutz im Einklang stehen.“ Was den Postplatz und Bahnhof anbelangt, könnten aufgrund separater Internetzugänge die Kosten in die Höhe schnellen. Dennoch, so versicherte der Wirtschaftsförderer einmal mehr in dem Zusammenhang: „Die Stadt ist ernsthaft an dem Projekt interessiert. Allerdings spielen Fragen des Haushaltes ebenso eine große Rolle.“ Zwar wurde mittlerweile eine Förderung von 80 Prozent der Gesamtkosten über das Programm „Richtlinie digitale Offensive Sachsen“ beantragt. Allerdings war zuletzt noch unklar, ob der Antrag der Kommune erfolgreich sein wird.

Unterm Strich sind die Ziele bereits klar definiert. Sowohl die Besucherfreundlichkeit als auch die Willkommenskultur und Aufenthaltsqualität sollen durch die öffentlichen lokalen Funknetze gesteigert werden. Alexander Scharfenberg: „Die Innenstadt ist ein Treffpunkt für Touristen und Bürger. Beiden Gruppen soll der Aufenthalt in der Innenstadt so bequem wie möglich gestaltet werden. Dazu trägt auch ein WLAN-Netz bei.“ 

FDP-Stadtrat Mike Hauschild freut sich über die jüngste Entwicklung: „Unkomplizierte Internetverbindungen sind seit Jahren in anderen Kommunen etabliert. Schön, dass wir nun auch bald soweit sind.“ Allerdings wagt er in dem Zuge auch eine vorsichtige Kritik: „Inzwischen sind die Flatrate-Tarife der Mobilfunkanbieter so verbreitet, dass es kaum noch einen Mehrwert für die normalen Nutzer geben könnte. Hoffentlich machen wir es trotzdem.“

Roland Fleischer von der SPD wünscht sich ebenfalls, dass das Angebot, wenn es denn erst einmal vorhanden ist, rege genutzt wird. „Insbesondere bei Flüchtlingen ist es oft das einzige Mittel, den Kontakt zu den Angehörigen in ihren Heimatländern zu halten. Aber selbst Jugendliche werden davon Gebrauch machen, da sich einiges an Geld sparen lässt.“ Wenn es nach dem Willen des Sozialdemokraten geht, sollten Verbindungen ins Internet heutzutage bereits ein Teil der Grundversorgung im Bereich der Kommunikation sein. „Gerade sozial Schwächere können sich dies nicht oder nur zu einem geringen Teil leisten. So dient kostenfreies WLAN auch dem sozialen Frieden. Darüber hinaus nutzen Besucher, Touristen und Bewohner dieser Stadt mit Sicherheit das Angebot, um sich zu informieren, einzukaufen, in Windeseile Bus- und Bahnverbindungen festzustellen oder Tickets zu erwerben. Kostenfreies WLAN macht Bautzen sympathischer. Das kommt gut an.“ Auf jeden Fall, so betont er, wird er das Vorhaben unterstützen. Allerdings erwartet er aus den Ratsstuben entsprechende Informationen, um sich nicht nur ein konkreteres Bild über die Kostenentwicklung machen zu können. Im Raum stehen für ihn auch die Fragen nach der Unterhaltung der Anlagen und deren Zuverlässigkeit.

Für Steffen Grundmann von der Linkspartei reiht sich das städtische Projekt bestens in bereits bestehende Angebote von Privatanbietern ein. „Es wird sowohl für Touristen interessant sein, die sich vor Ort über Angebote und Möglichkeiten informieren können, als auch für Einheimische“, sagt er. „Bezogen auf das mobile Internet gibt es auch in Bautzen leider einige Ecken, die nur schlecht abgedeckt sind. Außerdem ist dieses in Deutschland im Vergleich recht teuer, und dank der datenintensiven Angebote sind die Datenvolumen recht schnell aufgebraucht. Auch hier wird das kostenfreie WLAN ein interessantes Angebot sein.“

Das hat mittlerweile auch der Malschwitzer Bürgermeister Matthias Seidel erkannt. Anders als die Stadt Bautzen beteiligte sich seine Gemeinde genauso wie das weiter östlich gelegene Weißenberg am EU-Programm „Wifi4EU“. Vor Kurzem gab es den Zuschlag. Noch im Laufe dieses Jahres sollen die entsprechenden Arbeiten und Leistungen, die mit der Errichtung lokaler Funknetze in der Kommune verbunden sind, ausgeschrieben werden. Die Ideen reichen von einem entsprechenden Angebot am Haus der Tausend Teiche in Wartha über den Dorfplatz in Malschwitz bis hin zu einem WLAN-Zugang an der Olba. Ziel sei es in erster Linie, den touristischen Bereich abzudecken, so das Gemeindeoberhaupt. „Wir fertigen in dem Atemzug eine Clusterkarte an, die wir im Anschluss mit dem Gemeinderat abstimmen werden.“ Insgesamt seien mindestens 15 lokale Funknetze einzurichten. „So lauten die Vorgaben.“

Roland Kaiser / 07.07.2019

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