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Juleica-Ausbildung 
ist unterfinanziert

Juleica-Ausbildung 
ist unterfinanziert

Eine Arbeitsgruppe stellt die Ergebnisse des Juleica-Workshops vor. Foto: NetzwerkBIW

Region. Sichtlich stolz und voller neuer Erkenntnisse absolvierten unlängst 15 Jugendliche und junge Erwachsene ihre mehrtägige Jugendleiterausbildung, kurz Juleica, in Neukirch/Lausitz. Dieses bundesweite Format verbindet gleich mehrere Themenbereiche, die elementar sind für die ehrenamtliche Betreuung und Begleitung von Kinder- und Jugendgruppen – egal ob im Ferienlager, im Jugendclub oder bei Freizeitveranstaltungen. 
Neben dem Erste-Hilfe-Kurs, der Befassung mit Projektmethoden oder dem Handwerkszeug zum Organisieren von Veranstaltungen und Ausflügen sind es die brisanten Fakten zum Jugendschutz, zur Haftung bzw. zur Aufsichtspflicht, die hier erlernt und erprobt werden. Gut gerüstet soll es für die Teilnehmenden darum gehen, mit Spaß und Motivation ans soziale Ehrenamt zu gehen, aber auch sicher auf Konflikt- oder Risikosituationen zu reagieren. 

Dass dies wichtig ist, bestätigt auch die 19-jährige Celine, welche sich seit Jahren bei der Jugendfeuerwehr engagiert und dankbar bei der Juleica den Blick über den Tellerrand des Katastrophenschutz- „Alltags“ wagt: 
„Mir geht es hier darum, die nötige Sicherheit zu finden, wenn ich den Kleinen das Engagement in der Feuerwehr nahebringen will. Da sind viele Verantwortliche noch viel zu unaufgeklärt. Wenn wir zum Beispiel Camps durchführen, haben wir keine pädagogischen Fachkräfte am Start, sondern stemmen das alles durch Ehrenamtliche aus dem Ort. Und da zu wissen, was wir wo dürfen oder was dann doch Sache der Eltern der Kids ist, halte ich für absolut sinnvoll!“

So wie Celine sehen das alle Teilnehmer – völlig unabhängig, ob sie einem Jugendclub angehören, einen lokalen Verein unterstützen oder einfach so eine soziale Ader haben, bei der die Freizeitarbeit mit Heranwachsenden am meisten Spaß bereitet.
Abgesehen von einzelnen Ambitionen beispielsweise des evangelischen Kirchenbezirks, Mitglieder bei der Gruppenbetreuung zu schulen, war es lange nicht möglich eine allgemeine und offene Jugendleiterausbildung im Landkreis Bautzen zu besuchen und mit einem bundesweit gültigen Zertifikat abzuschließen. Für zwei Juleica-Runden erklärten sich die Vereine Valtenbergwichtel e.V. und Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit e.V. bereit, die Koordination zu übernehmen. Sie fanden bei der Sächsischen Landjugend, dem Sächsischen Kinder- und Jugendring und dem Deutschen Roten Kreuz auch langjährig erfahrene Ausbilder, um Inhalte praxisnah an den Mann oder die Frau zu bringen. Dauerhaft kann dieses Modell aber nur mit einer auskömmlichen Finanzierung gesichert werden.

„Dabei ist der Bedarf noch viel höher“, weiß Candy Winter – im Oberland tätige Sozialpädagogin und Mitorganisatorin – zu berichten: „Die jeweils 15 Ausbildungsplätze reichen noch lange nicht aus, um allen Anfragen gerecht zu werden. Dabei ist es gerade bei Jugendtreffs so wichtig, Verantwortliche nicht allein zu lassen und ihnen Handwerkszeug mitzugeben.“ Doch genau hier ist der Haken:
Diese Form der Bildungsmaßnahmen, die über den Leistungsbereich beispielsweise der Regionalteams oder der Jugendfreizeitstätten hinausgehen, bedarf es einer zusätzlichen Förderung. Für die ausreichende finanzielle Ausstattung ist der öffentliche Träger zuständig. Und es gibt durchaus Möglichkeiten, über eine dafür eingerichtete Förderrichtlinie beim Jugendamt Gelder zu beziehen. Diese sind aber bei weitem nicht ausreichend, um Aufwendungen wie Honorare, Fahrtkostenentschädigungen oder Übernachtungsleistungen gegen zu finanzieren. Außerdem sind die Mittel auf maximal 15 Teilnehmende pro Jahr ausgelegt. „Auch wenn die künftigen Jugendleiter bereit sind, einen eigenen finanziellen Beitrag zu leisten, sollte dies nicht überstrapaziert werden.“, ist die Meinung des in der Westlausitz engagierten Jugendsozialarbeiters Torsten Kluge. „Wir müssen uns vor Augen halten, dass uns nichts Besseres passieren kann als hochengagierte und verantwortungsbewusste Jugendleiter in der Region zu halten. Hinzu kommt, dass wir es hier zu einem größeren Teil mit Jugendlichen zu tun haben, welche noch nicht in der Lage sind, eine solche mehrtägige Fortbildung aus eigener Tasche zu bezahlen.“

Aus Sicht der beteiligten Regionalteams wäre es ergo absolut sinnvoll darüber nachzudenken, die Pauschale, welche unter anderem für Jugendleiterausbildungen vorgesehen ist und gerade einmal ein rundes Drittel der entstehenden Kosten deckt, deutlich zu erhöhen. Nur so werden sich auch zukünftig Organisatoren für die von vielen Seiten befürwortete „Juleica“ im Bautzener Landkreis finden.

Christoph Semper / 18.03.2020

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