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Knöllchenfrust bei Weihnachtsmarktverein

Knöllchenfrust bei Weihnachtsmarktverein

Auf nicht extra ausgewiesenen Parkflächen gilt entlang der Großen Brüdergasse wie anderswo in der Bautzener Altstadt auch ein eingeschränktes Halteverbot. Ein zeitlich nicht näher definiertes Be- und Entladen von Fahrzeugen ist gestattet. Fotos: RK

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Torsten Sikora, Ronald Burkhardt und Utta Winzer zählen zum harten Kern des Vereins Historische Märkte zu Bautzen. Sie wünschen sich, dass der Abbau der Stände am Sonntagabend und am Montag knöllchenfrei über die Bühne geht.

Bautzen. Dürfen die Spreestädter und ihre Besucher in diesem Advent vorerst ein letztes Mal über den Historischen Weihnachtsmarkt in der Mönchskirchruine schlendern? Eigenen Angaben zufolge spielen die Organisatoren mit dem Gedanken, Bautzen zeitweise den Rücken zu kehren. Auslöser dafür ist ein Vorfall vom Donnerstag. Während des Aufbaus des Festgeländes haben Politessen Strafzettel hinter die Scheibenwischer von Fahrzeugen der ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer geklemmt, obwohl die Stadtbediensteten laut Augenzeugenberichten vor Ort erfuhren, wem die Autos gehören und dass diese wenig später entfernt werden sollten. „Wir wollen nicht die in die Kritik nehmen, die hier nur ihren Job gemacht haben“, sagt tags darauf der Vizevorsitzende des Vereins Historische Märkte zu Bautzen, Torsten Sikora. „Da wir alle nur Laien sind und mitunter auch nicht aus der Stadt kommen, bemängeln wir, dass uns niemand von der Verwaltung beratend zur Seite steht. In Schirgiswalde-Kirschau verhält es sich so, dass dort sogar der Bauhof mit dabei hilft, dass eine solche Veranstaltung ein Erfolg wird.“ Vereinschef Ronald Burkhardt geht noch einen Schritt weiter, wenn er erklärt: „Uns liegt inzwischen ein Angebot aus der Oberlandstadt vor, das wir ernsthaft prüfen.“

Der Historische Weihnachtsmarkt, der von den acht Mitgliedern des Klubs in Eigenregie gestemmt wird, verschlingt auch in diesem Jahr einen höheren vierstelligen Betrag. Davon wird nicht nur das Programm eingekauft. Eine Nutzungsgebühr für die von der Stadt zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten und Geld für die beantragten Aufsteller ist ebenso zu entrichten. „Keinesfalls bekommen wir das Areal der Mönchskirchruine kostenfrei für die Zeit des Historischen Weihnachtsmarktes überlassen“, beklagte eine Vereinsmitstreiterin und legte zum Beweis den mit der Kommune geschlossenen Nutzungsvertrag vor. Das Rathaus hatte zuvor mitgeteilt, dass genau dies aber der Fall sei.

Dort wird die Situation am Donnerstagnachmittag aus einem anderen Blickwinkel betrachtet: „Die Kommune wäre durchaus in der Lage gewesen, schon im Vorfeld entsprechende Vorkehrungen für den Aufbau des Weihnachtsmarktes zu treffen, um Sanktionen zu vermeiden. Hätten sich die Betroffenen mit dem Problem an die Stadt gewandt, hätten sie auch Ausnahmegenehmigungen zum Parken bekommen können. Entladen ist an der Mönchskirchruine im Rahmen der bestehenden Verkehrsregelung - eingeschränktes Haltverbot für eine Zone - ohne Genehmigung möglich, nicht aber das Parken“, erklärte Rathaussprecher André Wucht. Doch genau in dem Punkt vermissen die Vereinsleute ein Entgegenkommen der Verwaltung. „Sie hätte uns von Amts wegen darauf hinweisen müssen“, lautet die einhellige Meinung in den Reihen des Klubs.

Doch wie handhaben das andere Städte und Gemeinden im Bautzener Umland? Wilthens Bürgermeister Michael Herfort: „Da unser legendärer St.-Barbara-Adventsmarkt ein Gemeinschaftsprojekt von der Stadt und dem Wilthener Kunst- und Kulturverein ist, gibt es keine Probleme. Der Platzaufbau erfolgt unter Vollsperrung. Das Ordnungsamt verteilt keine Knöllchen.“ Bezogen auf das Geschehen in der Spreestadt fügt er hinzu: „So etwas geht gar nicht, aber passt leider in Bautzen ins Bild.“ In Göda wiederum wurde für die Aufbauarbeiten des Weihnachtsmarktes eine verkehrsrechtliche Anordnung getroffen, sodass alles problemlos über die Bühne gehen konnte. Swen Nowotny, Bürgermeister von Königswartha, kennt solche Probleme in seiner Gemeinde nicht: „Da ist das Ordnungsamt kulant.“ Und Obergurig hat schon einmal den weihnachtlichen Frieden ausgerufen.  

Letzteres kommt für die Stadt Bautzen nicht in Frage – schon seit Jahren nicht. Noch einmal André Wucht: „Konkret geht es um den Fakt, dass sich Verkehrsteilnehmer nicht an bundesweite Regeln halten. Dann ist es Aufgabe der Gemeindevollzugsbediensteten, die Regeln entsprechend durchzusetzen. Ehrenamt ist kein Freibrief. Wenn andere Kommunen meinen, Bundesrecht außer Kraft setzen zu können, geschieht das in deren Verantwortung. Städtische Priorität hat die Sicherheit in der Altstadt Bautzens. Auf allen Straßen im Umfeld des Burglehn ist die Situation durch die große Baustelle derzeit sehr angespannt. Von den Bewohnern gibt es immer wieder Beschwerden über zu wenige Kontrollen. Das ist ein Spannungsfeld, mit dem die Stadt täglich konfrontiert ist.“ Allerdings ließ er auch nicht unerwähnt, dass die Kommune selbstverständlich ehrenamtliche Tätigkeit begrüße. „Sie ist eine wesentliche Stütze der Stadtgesellschaft.“

Genau vor diesem Hintergrund will die Verwaltung nun offenbar doch dem Verein entgegenkommen. Denn schon am Sonntagabend und am Montag steht der Abbau des Historischen Weihnachtsmarktes an. „Die Verwaltung bittet um Besonnenheit und bietet gleichzeitig das Gespräch an. Der Historische Weihnachtsmarkt ist zu einem schönen Bestandteil des Bautzener Wenzelsmarktes geworden und daran sollte sich aus städtischer Sicht auch für die Zukunft nichts ändern. Egal ob er im kommenden Jahr wieder in der Ruine oder an einem anderen Ort stattfindet: Es gibt Regeln, es gibt Möglichkeiten und es gibt Lösungen.“ Auch CDU-Bürgervertreter Heiner Schleppers ist der Ansicht, dass die Stadt auf die Veranstalter zugehen sollte: „Was da passiert ist, rechtfertigt nicht die Art und Weise und muss überprüft werden.“ Torsten Sikora findet zum Abschluss mahnende Worte, wenn er sagt: „Es zeigt sich einmal mehr: Wenn man nicht zusammenarbeitet, passieren solche Dinge.“ Er und seine Mitstreiter hoffen inständig darauf, dass nach dem Abstecher ins Oberland in Zukunft alles ein wenig besser läuft in der Spreestadt und dass selbst Oberbürgermeister Alexander Ahrens dann den Weg zum Historischen Weihnachtsmarkt findet. Bislang sei er einer Einladung des Vereins nicht gefolgt. „Das jedoch bezeichnen wir als Wertschätzung für unser Engagement“, betont Ronald Burhardt.

Der Historische Weihnachtsmarkt öffnet zur Stunde erstmals in diesem Jahr seine Tore. Für Besucher mit einer Körpergröße ab 110 Zentimeter kostet der Eintritt zwei Euro. In der Mönchskirchruine und im benachbarten Wasserturm wartet ein unterhaltsames und abwechslungsreiches Programm auf die Besucher. Der Markt endet am Sonntagabend gegen 20.00 Uhr. 

Zur Erklärung: Im eingeschränkten Halteverbot, wie es entlang der Großen Brüdergasse gilt, ist es erlaubt, maximal drei Minuten stehenzubleiben, um beispielsweise jemanden ein- und aussteigen zu lassen. Beim Be- und Entladen dürfen Fahrzeugführer sogar länger dort stehen. Sie müssen jedoch dafür sorgen, dass das Vorhaben so schnell wie möglich erledigt wird.

Roland Kaiser / 06.12.2019

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Kommentare zum Artikel "Knöllchenfrust bei Weihnachtsmarktverein"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Erhard Jakob schrieb am

    Die Behörden und die Vereine und Händler sollten an einem Strick ziehen und zwar in die gleiche Richtung! Das sollte doch möglich sein!

  2. Baba Jaga schrieb am

    "Ehrenamt ist kein Freibrief" (Wucht). So so. Ehrenamt ist auch keine Pflicht. Vielleicht sollten einfach noch mehr Bürger bzw. Vereinsmitglieder zum "Tag der Vereine" daran denken. Einige Vereine sind im Laufe der Jahre ja schon zu Hause geblieben. Die einen, weil sie nicht unterstützt werden, die anderen, weil sie durch Wechsel des Vorsitzenden "nicht mehr dazu gehören". An lächerlichen Beiträgen mangelt es seit einigen Jahren nicht in Bautzen. Einfach mal in Ruhe darüber nachdenken.

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