Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Neuling besiegte den inneren Schweinehund

Neuling besiegte den inneren Schweinehund

Jörg Domsgen war nach dem Wettkampf bei der O-See Challenge im vergangenen Jahr glücklich und zufrieden, im Zeitlimit geblieben zu sein. Foto: privat

Alternativer Text Infobild

Jörg Domsgen startete im vergangenen Jahr als waschechter Neuling bei der O-See Challenge im Naturpark Zittauer Gebirge.

Jörg Domsgen, Wirtschaftsberater für kleine und mittelständische Unternehmen sowie neuerdings auch Zittauer Stadtrat, landete im vergangenen Jahr als waschechter Neuling im Rahmen der O-See Challenge im Naturpark Zittauer Gebirge beim O-See Light über die Distanz von 400 Meter Schwimmen, zehn Kilometer mit dem Mountainbike und 2,5 Kilometer Trailrun weit abgeschlagen auf dem letzten Platz – und war doch überglücklich darüber, im Zeitlimit von 90 Minuten geblieben zu sein. Das war sein eigenes Ziel.

Olbersdorf/Zittau. Jörg Domsgen hatte die Jahre zuvor die O-See Challenge eher mit viel Abstand und noch mehr Bewunderung der Athleten verfolgt: „Ich habe allerdings auch immer mit sehr großem Respekt auf die Organisatoren geschaut, die bestimmt auch immense Energien in dieses wunderbare Event stecken.“ 
2018 hatte sich der heute 52-Jährige recht kurzfristig entschieden, daran teilzunehmen. Dem sei vorausgegangen, „dass ich mich im Frühjahr 2016 dazu aufgerafft habe, endlich etwas mehr für meine Gesundheit zu tun.“ Als Büromensch – noch dazu mit sehr kurzem Arbeitsweg – habe die Gefahr bestanden, konditionell unter die Räder zu kommen. „Das konnte so nicht mehr lange gut gehen. Ab da zwang ich mich dann jeden Morgen zum Frühsport. Anfangs lief ich nicht viel mehr als ein, zwei Kilometer und klang dabei wohl eher wie die ,Bimmelbahn’.“ Seine Leistungsfähigkeit sei nahe null gewesen. Jörg Domsgen hielt aber durch und steigerte sein sportliches Pensum: „Ich laufe heute im Schnitt jeden Morgen meine acht Kilometer außer Samstag und Sonntag. Dabei haben mir auch viele Freunde auf Facebook und WhatsApp geholfen, die mir immer wieder mal Anerkennung für die Trainingsergebnisse posten.“ So kam ihm dann der leichtfertige Gedanke: „Ich könnte doch mal bei der O-See Challenge 2,5 Kilometer laufen, noch ein bisschen schwimmen und mit dem Rad fahren.“
Mit diesem Entschluss stellte Jörg Domsgen sein Training um: „Ich fuhr jeden zweiten Tag mit dem Bike an den Olbersdorfer See, um dort zu schwimmen.“ Für jeden Jogger habe der regelmäßige Disziplinwechsel im Trainingsablauf noch mal leistungssteigernde Wirkung. Klar wurde ihm dabei aber auch, „dass ich eigentlich eine bleierne Ente bin.“ 
Bei seiner Premiere beim O-See Light musste der Neuling deshalb leider auch gleich abreißen lassen: „Ich kam einfach nicht schnell genug aus dem Wasser. Ich würde vermuten, dass ich danach sicher noch Zeit auf das Feld aufholen konnte.“ Das sei aber wirklich nur eine Vermutung. Jörg Domsgen kann sich nicht entsinnen, an irgendeinem Punkt entlang der Strecke daran gedacht zu haben, aufzugeben, „zumal alle rundherum, Veranstalter, Zuschauer und Athleten, ein faires Publikum waren und mir mit anfeuerndem Beifall Kraft und Zuversicht gaben, durchzuhalten.“ 

Entgegen seiner anfänglichen Befürchtungen fühlte sich Jörg Domsgen nach dem Wettkampf körperlich sehr gut: „Ich spürte zwar jeden Muskel, aber das Hochgefühl, es geschafft zu haben, überwog eindeutig.“ Für ihn sei die Teilnahme an der O-See Challenge etwas vollkommen Neues und Spannendes gewesen – und zwar nicht so sehr in Bezug auf die anderen Teilnehmer, sondern um die eigene Leistungsgrenze auszutesten. Dafür sei solch ein hervorragend organisierter Wettkampf einfach ideal geeignet.
Depressionen wegen des abgeschlagenen letzten Platzes hatte Jörg Domsgen überhaupt keine: „Ich starte doch nicht gegen die anderen Teilnehmer, weil ich meine Möglichkeiten sehr gut einzuschätzen weiß. Ich starte gegen mich selbst und meinen kleinen Freund, den inneren Schweinehund. Den gilt es, zu besiegen – und das habe ich geschafft. Insofern empfinde ich mich als Sieger.“
Nach dem Wettkampf brauchte der Zittauer Matador nicht allzulange, um sich nach der „körperlichen Höchstanstrengung“ zu akklimatisieren: „Das liegt wohl daran, dass ich fast täglich trainiere. Nach 20, maximal 30 Minuten ist der Kreislauf bei mir wieder im normalen Limit. Natürlich quietschen die Muskeln dann noch ein, zwei Tage.“ 

In seinem Umfeld verspürte Jörg Domsgen nach dem anstrengenden Wettkampf durchweg Anerkennung. Natürlich habe der ein oder andere über den letzten Platz auch gelächelt. „Darüber lächel ich doch selbst auch“, sagt er. 
Bei der neuen Auflage der O-See Challenge geht der Zittauer Hobbysportler am Sonntag, 18. August, um 12.00 Uhr, wieder beim O-See Light an den Start: „Alles andere wäre illusorisch.“ Sein Ziel ist es, die Disziplinen wieder in der vorgegebenen Zeit zu schaffen: „Allerdings wäre es bei meinem aktuellen Trainingsstand auch nicht unrealistisch, 70 bis maximal 80 Minuten ins Visier zu nehmen.“ Jörg Domsgen fühlt sich durch das letzte Trainingsjahr konditionell verbessert: „Natürlich versuche ich, den letzten Platz mal jemand anderem zu überlassen. Sollte der aber wieder für mich reserviert sein, geht die Welt deshalb auch nicht unter.“ Und er fügt hinzu: „Wenn es so wie im vergangenen Jahr läuft, werde ich nach meinem Wettkampf bestimmt noch dieses oder jenes Highlight mitnehmen und mit meiner Frau und Bekannten noch ein kühles Blondes genießen.“ Und wird aus dem Spätstarter bei der O-See Challenge vielleicht sogar ein Dauerstarter, der fortan jedes Jahr teilnimmt? „Diesem Druck möchte ich mich nicht aussetzen. Das entscheide ich von Jahr zu Jahr. Es ist aber gut möglich, dass ich in zehn Jahren auf zehn Teilnahmen zurückschaue“, antwortet er. 
Jörg Domsgen möchte all den fleißigen Organisatoren und Helfern, ohne die am O-See gar nichts stattfinden würde, Dankeschön sagen: „Ich freue mich schon sehr auf das bevorstehende Event, zu dem ich allen Beteiligten ganz viel Glück wünsche.“
Anmerkung: Lesen Sie dazu auch das Programm zur 19. O-See Challenge vom 16. bis 18. August im Naturpark Zittauer Gebirge in dieser Ausgabe. 

Steffen Linke / 13.08.2019

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel