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Nur gut geplant kommt man mit dem E-Auto ans Ziel

Nur gut geplant kommt man mit dem E-Auto ans Ziel

Seit einem Jahr nutzt Wolfgang Fricke sein E-Auto für eine Strecke von rund 60 Kilometer an jedem Tag. Kehrt er nach der Arbeit zurück, lädt er es an der heimischen Steckdose wieder auf. | Foto: kk

Neugersdorf/Olbersdorf. Jeder hat eine Meinung zu Elektroautos, aber kaum einer fährt sie. Während in Norwegen 2015 23 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge E-Autos waren, traf dies in Deutschland nur auf 0,7 Prozent aller Neuwagen zu. Doch auch in der Oberlausitz fahren stromgetriebene Autos. Wie sie sich im Alltag bewähren, berichtet ein Olbersdorfer.  

Kaum hörbar rollt das Elektroauto in die Garage. Ganz selbstverständlich holt Wolfgang Fricke das Ladekabel aus dem Kofferraum, steckt ein Ende in die Steckdose und das andere in die Ladebuchse hinter einer kleinen Klappe an der Front des Fahrzeugs. Blaue Lampen zeigen an, dass der Ladevorgang startet.

Während der Lithium-Ionen-Akku aufgeladen wird, bleibt genügend Zeit für ein Gespräch. Seit knapp einem Jahr fährt Wolfgang Fricke einen Nissan Leaf und ist sehr zufrieden mit seiner Entscheidung. „Nur fliegen ist schöner“, sagt der 65-Jährige schmunzelnd. Täglich ist er dienstlich im Umkreis von Zittau rund 60 Kilometer unterwegs. Vorzugsweise am Tag wird das E-Auto in der heimischen Garage aufgeladen und so für die nächste Fahrt wieder einsatzbereit. Den Strom dafür erzeugt Wolfgang Fricke mit Solarkollektoren direkt auf seinem Grundstück. Diese hat er schon vor Jahren aufgestellt, um seinen ganz persönlichen Beitrag zur Schonung der Umweltressourcen zu leisten.

Versüßt wird ihm dieses gute Gefühl mit einigen finanziellen Vorteilen. So zahlt er zehn Jahre keine Kfz-Steuer und hat geringere Wartungskosten, weil regelmäßige Ölwechsel bei einem Elektromotor nicht nötig sind. Auf 100 Kilometer braucht der Nissan etwa 19 Kilowattstunden Strom. Würde ihn Wolfgang Fricke aus dem Netz beziehen, entspreche dies etwa fünf Euro für 100 Kilometer. Die geringe Reichweite des Nissans von etwa 120 Kilometern nimmt Wolfgang Fricke in Kauf. „Für den täglichen Einsatz reicht es aber aus“, sagt er. „Nur bei längeren Fahrten ist eine detaillierte Planung nötig.“ Zwar sind Ladestellen im Auto-Navi hinterlegt, jedoch ist es an den öffentlichen Ladeterminals selten möglich, den Akku innerhalb einer halben Stunde zu 80 Prozent zu füllen. Üblicherweise dauert es acht Stunden, um einen leeren Akku vollständig aufzuladen. Deshalb fragt der E-Auto-Besitzer meist am Zielort nach, ob er dort sein Fahrzeug „auftanken“ kann, bevor er zur Heimfahrt startet.

Außerdem gibt es in der Oberlausitz nur sehr wenige Stromtankstellen. Die Enso (Energie Sachsen Ost AG) ist seit einigen Jahren dabei, eigene Ladesäulen aufzustellen, für die ein einheitliches Abrechnungssystem entwickelt wurde. Insgesamt 13 Stück gibt es aktuell in Ostsachsen. In der Oberlausitz stehen die Enso-Ladestationen in Großharthau, Pulsnitz, Cunewalde und bald auch in Neusalza-Spremberg. Weitere öffentliche oder von Autohäusern betreute Auflagemöglichkeiten für E-Autos gibt es in Rothenburg, Görlitz, Bautzen und Neugersdorf.

Enso-Sprecherin Claudia Kuba hofft, dass sich in den kommenden Jahren die Nutzung der Ladesäulen erhöht. „Unser Ziel sind zwei Ladevorgänge pro Tag an jeder Station“, sagt sie. Im Moment registriert man gerade mal 60 Transaktionen im Jahr, wobei sich die Zahl bisher jedes Jahr verdoppelt habe. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste sich die Zahl der E-Autos in der Oberlausitz aber deutlich erhöhen, denn normalerweise finden 80 bis 90 Prozent aller Ladevorgänge zu Hause statt, so Kuba.

Von einem steigenden Interesse an Elektroautos berichtet Karl-Heinz Liebmann vom Nissan-Autohaus Ebersbach-Neugersdorf. „Einen Run gibt es aber noch nicht“, sagt er. Ganze drei E-Nissan sind bisher zugelassen worden. Eins davon ist der weiße Leaf von Wolfgang Fricke. Dem Händler ist bewusst, dass die Entscheidung für ein E-Auto stark von der persönlichen Nutzungssituation und den Lademöglichkeiten abhängt.

Wolfgang Fricke hat sein Nutzungsverhalten analysiert, verschiedene Fahrzeuge probiert und schließlich seine Wahl getroffen. Bei der Ausstattung musste er kaum Abstriche machen. In dem Viersitzer gibt es verschiedene heute übliche Assistenzsysteme und eine Rückfahrkamera. Weil die Akkus am Fahrzeugboden verbaut wurden, ist auch ein ausreichend großer Kofferraum vorhanden, in dem der Olbersdorfer seine Arbeitsutensilien verstauen kann. Sein kraftstoffgetriebenes zweites Auto nutzt er seitdem nur noch für längere Fahrten. Weitere E-Autos sind vereinzelt bei den Stadt- und Gemeindeverwaltungen im Einsatz. Einige wenige Firmen und oft auch die örtlichen Energieversorger haben E-Autos in ihrem Fuhrpark. Experimentiert wird mit Verbundautos, die privat, gewerblich und kommunal genutzt werden. Ein solches Pilotprojekt liefen in Zusammenarbeit von Enso und TU Dresden in Großharthau. Bleiben wird davon eine Stromtankstelle und eine Gemeindeverwaltung, die weiterhin ein E-Auto nutzt.

Redaktion / 16.01.2016

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