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Purer Stolz: „Robur war unser Leben!“

Purer Stolz: „Robur war unser Leben!“

Cheforganisator Günter Michna übernimmt beim Jahrestreffen der Robur-Werker auch gleich die Funktion des Moderators. Foto: Archiv/Steffen Linke

Die ehemaligen Roburianer treffen sich am Samstag, 26. November, von 11.00 bis circa 16.00 Uhr, zum 31. Jahrestreffen der Robur-Werker  im Veranstaltungssaal „Die Aula“ in Zittau, Hochwaldstraße 21 A, aller Voraussicht nach zum letzten Mal in dieser großen Form. Unser Redakteur Steffen Linke befragte dazu Cheforganisator Günter Michna.

Herr Michna, warum ist es das letzte Jahrestreffen der ehemaligen Robur-Werker in dieser großen Form im Veranstaltungssaal „Die Aula“?

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Die ehemaligen Robur-Werker feiern bei ihrem Jahrestreffen in der Zittauer Aula ein Wiedersehen in gemütlicher Runde. Foto: Archiv/SteffenLinke

Günter Michna: Unser Vier-Personen-Vorbereitungsteam hat sich ernsthaft damit beschäftigt, ob es das letzte große Treffen sein wird oder soll. Es wird wohl davon abhängen, wie viele ehemalige Robur-Werker und vielleicht auch ihre Angehörigen am 26. November in der Aula teilnehmen.

Zwei Jahre Corona und leider auch eine große traurige Anzahl von Sterbefällen wirken sich sicher in Form einer geringen Teilnehmerzahl aus. Im Zeitraum von 1989 bis 1992 sind viele Robur-Werker in Vorruhestand bzw. Rente gegangen. Bei der sogenannten Robur-Rentner-Gewerkschaft waren damals 563 Personen registriert. In den folgenden Jahren war es leider nicht möglich, diese „Rentnerliste“ mit ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, die nur kurze Zeit woanders gearbeitet haben, aufzufüllen. Hinzu kommen die Schwierigkeiten durch Wohnungswechsel und alles, was damit in Verbindung steht – damit sind es immer weniger Adressen geworden. Von dieser Liste von einst haben wir für unser bevorstehendes Jahrestreffen noch 141 Einladungen verschickt.

Wie viel Wehmut schwingt bei Ihnen aufgrund dieser Entwicklung mit ?

Günter Michna: Der geschätzte Altersdurchschnitt unserer Teilnehmer liegt bei circa 87 Jahren. Durch altersbedingte Krankheiten werden es immer weniger. Wir gedenken bei jeder Veranstaltung auch der verstorbenen Kollegen.

Günter Michna: Kollegen, mit denen man gut und viele Jahre zusammengearbeitet hat, sind nicht mehr unter uns, aber so ist eben der Lebensweg. Ich denke, dass es auch nicht mehr viele Zusammenkünfte nach unserem diesjährigen Treffen geben wird. Das stimmt mich schon nachdenklich, zumal wir es geschafft haben, dass nach dem Robur-Ende in Zittau der Name Robur durch die ABS-Robur und unsere Treffen noch 31 Jahre präsent war.

Was hat Ihr Vorbereitungsteam und Sie immer wieder angespornt, diese Jahrestreffen der Robur-Werker in der Aula zu organisieren?

Günter Michna: Nach jeder Veranstaltung oder wenn ich in der Stadt Robur-Werker getroffen habe, kam immer die Frage, ob wieder ein Treffen stattfindet, weil die letzte Zusammenkunft so schön war. Das Dankeschön und die Freude an der Teilnahme war unser „Motor“     und den haben wir immer wieder gestartet und Gas gegeben.

Welches Flair bzw. welche Atmosphäre prägten bisher diese Robur-Jahrestreffen in der Aula?

Günter Michna: Zuerst war es die Freude, ehemalige Kollegen wiederzusehen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Es war aber auch immer wieder die Erwartung, was sich der „Michna“ wieder zur Unterhaltung einfallen lässt.
Wir haben keine politische Nostalgie betrieben, sondern natürliche, besonders gute Erinnerungen an Robur wiedergeweckt und auch Absurdes nie ausgeklammert. Zu jedem Treffen gehörte fast schon wie ein Sammelobjekt eine vierseitige A5-Karte. Bunt gestaltet mit der Übersicht über den Ablauf des Tages.

Wie viel Stolz haben Sie bei den Teilnehmern der Robur-Jahrestreffen immer wieder gespürt, früher ein Roburianer gewesen zu sein?

Günter Michna: Alle Teilnehmer zu unseren Treffen waren sehr stolz auf ihre Arbeit bei Robur, ansonsten wären sie nicht zu diesen Veranstaltungen gekommen, wo jeder seinen finanziellen Beitrag zahlen musste. Es gehörte auch immer ein kleines Souvenir mit dem Aufdruck der Jahreszahl und der Aufschrift „Robur-Treff“ dazu. Diese kleinen Überraschungen waren sehr begehrt, fast so wie früher Robur-Biergläser oder andere Werbegeschenke, die schwierig zu bekommen waren. Ein Souvenir als Einkaufsbeutel zum 25. Jahrestreffen 2014 zeigt diesen Stolz auf Robur besonders mit dem Aufdruck „Robur … war unser Leben!“

Wie viel Roburianer steckt heute noch in Ihnen selbst?

Günter Michna: Ich war von 1970 acht Jahre bei Robur als Kulturverantwortlicher tätig. In dieser Zeit habe ich fast alle Veranstaltungen bei Robur organisiert und moderiert. Wir haben zu dieser Zeit den Zittauer Robur-Karneval aus der Taufe gehoben. Es gab damals eine sehr gute Verbindung mit dem Kinder-und Jugendfernsehen.

Ich erinnere mich gern an 15 Jahre Lagerleiter im Kinderferienlager Robur mit italienischen Kindern und Kindern aus den Tatra-Werken in Tschechien. 1978 wechselte ich dann zum Rat der Stadt Zittau als Stadtrat für Kultur. In dieser Zeit gab es auch ein übergreifendes gutes Miteinander zu Robur mit meinem Nachfolger Werner Puschmann.

Ich war weiterhin als Lagerleiter im Robur-Ferienlager tätig und habe eine Vielzahl von Veranstaltungen bei Robur weiter moderiert.

Was für Anekdoten haben Sie bei diesen Jahrestreffen in Ihrer Funktion als Moderator erlebt?

Günter Michna: Ich musste mir immer wieder etwas Neues einfallen lassen für den Teil des Kulturprogramms. Einmal ließ ich Kollegen erzählen, was sie für Anekdoten bei Robur erlebt haben. Ein Beispiel: Als die Robur-Ferienanlage Ferch aufgebaut wurde, war der Zement knapp, aber mit dem Tausch von Robur-Ersatzteilen konnte das Problem gelöst werden. Besondere Erinnerungen habe ich 2010 nach dem Hochwasser in der Weinau und später als Gast an den damaligen Direktor des Tierparks Bernd Großer und die Spendenaktion der Robur-Werker für den Tierpark. Zum 25. Jahrestreffen spielten „Die Grenzlandmusikanten“. Blasmusik war immer beliebt bei den Robur-Werkern. Höhepunkt war ohne Zweifel 2009 das Treffen unter dem Motto „Bei Robur – Alles singt mit“ mit den Überraschungsgästen Dr. Karin Ponesky und Hans-Georg Ponesky. Aus ihren Händen, mit original Unterschrift, erhielt jeder Sänger bzw. jeder Teilnehmer eine Urkunde. Beeindruckend war auch das Treffen 2018 mit Anton Jäckel als Gast, der in Schirgiswalde einen riesigen, den weltweit größten Robur-Ersatzteil-Vertrieb betreibt. Er beantwortete viele Fragen und die Freude war den Robur-Werkern förmlich anzusehen, dass Robur in dieser Form etwas weiterlebt.

Wie gut haben sich denn die Teilnehmer beim traditionellen Robur-Quiz ausgekannt?

Günter Michna: Das Robur-Quiz war Bestandteil bei jedem Treffen. Es waren immer zehn Fragen mit A, B und C. Es ging dabei um Robur, um Geschichte, um die Stadt Zittau und die Oberlausitzer Heimat. Ich habe natürlich immer aufgepasst, dass die Fragen nicht sehr schwer waren, damit jeder Freude an dem Quiz hatte und somit vielleicht einen Preis ergattern konnte. Der Kugelschreiber mit Aufdruck war immer für das Quiz gedacht. Es gibt auch diesmal wieder einen Kugelschreiber, aber ohne Quiz. Der Moderator wird sich aber wieder etwas einfallen lassen...

Welche Wünsche begleiten Sie zum letzten großen Jahrestreffen der Robur-Werker in der Aula?

Günter Michna: Ich wünsche mir natürlich, dass viele ehemalige Robur-Werker noch einmal den Weg zu ihrer Robur-Veranstaltung finden. Mein kleines Vorbereitungsteam mit Elisabeth Steinhardt, Barbara Czechmann und Peter Klose ist bei der Veranstaltung immer mit fleißig am Ball – und sie machen es ebenfalls mit Freude und Liebe zu ihrem ehemaligen Betrieb und ihren Kollegen.

Wie soll es danach mit dem Jahrestreffen weitergehen?

Günter Michna: Es ist angedacht, über die Presse einen Termin und den Ort für eine Zusammenkunft zu nennen. Also keine persönlichen Einladungen mehr und somit keine Rückmeldung mehr. Die Zeit wird zeigen, ob das so angenommen wird. Ich selbst wünsche mir sehr, dass die ehemalige Industrie der Stadt Zittau bei den Städtischen Museen und der Stadtverwaltung nicht in Vergessenheit gerät und auf der Homepage der Stadt Zittau, Stadtchronik 20. Jahrhundert, im Zeitraum von 1945 bis 1989 mal ein paar Anstriche dazu kommen, denn auch in dieser Zeit gab es Werktätige in und um Zittau, die es verdient haben, nicht ganz vergessen zu werden. Die Roburianer-Fahrzeugbauer, Textilarbeiter und viele andere Gewerke gehören zur Geschichte der Stadt. Ich wünsche allen beste Gesundheit!

Steffen Linke / 24.11.2022

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