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Reichenturm ist fast fertig eingerüstet

Reichenturm ist fast fertig eingerüstet

Fast vollständig ist der Reichenturm bereits eingerüstet.

Bautzen. Der eingerüstete Reichenturm ist zurzeit die Attraktion in Bautzen. Das 52 Meter hohe Gerüst ist fast fertig. Am Mittwoch arbeiteten die sechs Mitarbeiter der Spezialgerüstbaufirma am Meter 44. Jörg Franke ist der Geschäftsführer der Firma und sehr stolz auf diesen Auftrag.

„Als wir den Zuschlag bekommen haben, waren wir begeistert, denn der Bautzener Reichenturm ist das Wahrzeichen der Stadt. Und wenn wir mithelfen können den Turm zu renovieren, ist das für uns eine Ehre“, sagt Jörg Franke.
Bis zur Spitze wird der Reichenturm eingerüstet, auf  einer Grundrissfläche von zwölf mal zwölf Meter. Ganz einfach war die Planung nicht, verrät der Geschäftsführer: „Immerhin hat der Reichenturm eine Nord-West-Neigung von 1,44 Meter. Das mussten wir natürlich ausgleichen und haben das Gerüst etwa um einem Meter verbreitert.“

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Jörg Franke ist Geschäftsführer der Bau- und Spezialgerüstbau Franke & Wagner GmbH und für das Gerüst am Reichenturm verantwortlich. Er ist stolz auf dieses außergewöhnliche Projekt. | Foto: CF

Die Konstruktion besteht aus einem Baukastensystem aus Metallstangen und Holzstegen. Insgesamt wurden 100 Tonnen Gerüstmaterial verbaut. Am 22. Juli wird es fertiggestellt sein und  die Renovierungsarbeiten können dann beginnen.
Derzeit arbeiten bereits zwei bis drei Bauarbeiter an der Renovierung des Turms. Es sollen zum einen die seit der letzten Sanierung vor fast 25 Jahre entstandenen Verschleiß- und Witterungsschäden am Turm beseitigt werden. Zum anderen soll eine farbliche Angleichung der Putzbereiche des Turmschaftes an den natursteinsichtigen Aufsatz erfolgen, wie er seitens der Denkmalpflege bereits in den 50er Jahren empfohlen wurde. Zunächst werden die Instandsetzungsarbeiten am Mauerwerk und am Putz durchgeführt.

Eine komplette Erneuerung der Holzbalkendecke in der obersten Ebene der Turmhaube wird ebenfalls vorgenommen. An der Natursteinhaube werden Risse, lockere Fugen und stark verrostete Stahlbauteile ausgetauscht. Außerdem soll die komplett verputzte Haube verbleit und mit neuen Regenwasserableitungen versehen werden. Die vier verrotteten Rundfenster in den Gauben der Turmhaube sollen ebenfalls ausgetauscht werden.

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Die Aussicht von dem Gerüst am Reichenturm ist einmalig. Das Foto entstand einige Meter über der Aussichtsplattform. Diese bleibt aber während der Bauarbeiten geschlossen.

Für diese Sanierungsarbeiten ist der Gerüstaufbau fast beendet, nur noch wenige Meter fehlen bis zur Turmspitze – Endspurt also für die Spezialgerüstbaufirma. „Eigentlich ist so eine Einrüstung immer ein optischer Störfaktor, aber wir haben unser Bestes gegeben, damit das Bild nicht ganz so schlimm wird. So haben wir nicht nur aus Sicherheitsgründen Netze angebracht.  Der Turm sieht damit fast wie verhüllt aus“, berichtet der Geschäftsführer.
Am unteren Sockel wurde ein Sicherheitsholzvordach angebracht, damit die Fußgänger durch mögliche herabfallende Gegenstände nicht gefährdet werden.


Immer wieder bleiben die Menschen stehen und bewundern die Arbeiter in der schwindelerregenden Höhe. „Das ist für die Männer nichts Besonderes, das ist ihr Beruf. Es handelt sich um geprüfte Gerüstbauleiter, die auch alle drei Jahre auf ihre körperliche und psychische Konstitution untersucht werden. Natürlich dürfen die Arbeiter keine Höhenangst haben, aber das sollte ja klar sein“, scherzt Jörg Franke. Der Besuch im Fitnessstudio erübrigt sich für die Männer in dem Job auch. Circa 20 bis 30 Kilo wiegt eine der Metallstangen, die für das Gerüst benötigt werden. Zwar gibt es am Reichenturm einen Lastenaufzug, mit dem die Elemente transportiert werden. Die circa 120 Stufen bis hoch laufen die Arbeiter aber täglich mehrfach. „Das sind schon richtige Kerle, denen macht so leicht keiner was vor“, sagt ihr Chef.


Ganz ungefährlich ist der Beruf Gerüstbauer allerdings nicht. Die Arbeiter sind täglich Wind und Wetter ausgesetzt. Regen macht ihnen nicht so viel aus, aber bei einer Windstärke von acht wird die Grenze gezogen, und die Arbeiter müssen die Baustelle verlassen, ebenso bei Gewitter. „Zwar ist ein Gerüst immer geerdet – man könnte fast sagen, es hat die Eigenschaft wie ein Faraday´scher Käfig, aber wir wollen trotzdem kein Risiko eingehen“, so Jörg Franke. Ebenfalls nicht ganz ungefährlich für die Arbeiter sind Vögel. „Zwar müssen wir, wenn wir brütende Vögel in den Gebäuden auffinden, die Arbeiten beenden und die Brutzeit abwarten, aber es kann auch schon mal vorkommen, dass die Tiere aggressiv werden und uns angreifen.“
Zwei Wochen werkeln die Mitarbeiter von Jörg Franke noch am Reichenturm, dann kommen sie erst zum Abbau des Gerüstes in der Vorweihnachtszeit zurück. Aber der nächste Auftrag steht schon in den Startlöchern. Nach dem Projekt in Bautzen geht es nach Görlitz, wo das Unternehmen die Polizeidirektion einrüsten wird.


Derzeit betreut der Geschäftsführer, dessen Firma auch schon das Schloss Neuschwanstein oder das Bolschoi-Theater in Moskau eingerüstet hat, rund 80 verschiedene Baustellen in ganz Deutschland. Für Jörg Franke ist der Bautzener Reichenturm jedoch ein besonderes Projekt. Dafür wurde extra ein neuer Mitarbeiter aus der Stadt eingestellt.
Die Gesamtkosten für die Sanierung betragen 382.860 Euro. Das circa 52 Meter hohe Gerüst kostet etwa 100.000 Euro und wird noch bis zum Wenzelsmarkt das Stadtbild von Bautzen prägen.

 

Cornelia Fulk / 17.07.2016

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