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Sächsischer Hof wertet die Innenstadt auf

Sächsischer Hof wertet die Innenstadt auf

Der Geschäftsführer der Dr. Thomas Immobilien GmbH, Torsten Scholze, Bauherr und Geschäftsführer, Dr. Gert Thomas, und Christine Runge, Geschäftsführerin Immobilienvermittlung, (von links nach rechts) sind stolz über den im Detail neu gestalteten Innenhof

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Der Sächsische Hof auf der Neustadt 34 in Zittau ist nach einer umfangreichen Sanierungsmaßnahme ein richtiges Schmuckstück geworden. Foto: privat

Nach einer umfangreichen Sanierungsmaßnahme wertet das kulturhistorisch wertvolle Baudenkmal „Sächsischer Hof“ auf der Neustadt 34 die Zittauer Innenstadt ganz erheblich auf. Die Leiterin der Unteren Bauaufsichtsbehörde der Stadt Zittau Ina Kaminsky inspizierte mit Bauherr Dr. Gert Thomas gemeinsam die vormalige Baustelle.

Zittau. Bei dieser Bauabnahme ist laut Investor überprüft worden, ob alle Bedingungen, die in der Baugenehmigung enthalten waren, eingehalten worden sind.

„Besondere Bedeutung haben die Auflagen, die durch den vorbeugenden Brandschutz gegeben sind. Das hatte ich mir, als wir uns in das ,Abenteuer Neustadtküche’ stürzten, wirklich leichter vorgestellt. Und zunächst fiel es mir auch recht schwer, alle Bedingungen zu akzeptieren“, sagt der Bauherr. Mit besonders hohem Aufwand sei zum Beispiel die Forderung verbunden gewesen, dass Treppenhaus mit einer Brandschutzwand gegen den großen Flur im Dachgeschoss abzutrennen.

Es war doch seiner Meinung nach so ein fantastisches Bild: „Vom Treppenabsatz konnte man über das alte Geländer hinweg auf die Holztreppe sehen, alles großräumig, und da sollte eine Wand hin, beidseitig doppelt beplankt, jeweils mit einer Stahlblecheinlage versehen, der Zugang zum Dachgeschoss über eine Brandschutztür. Wir haben das aber alles perfekt gelöst. Und hinterher ist es so, als wäre es schon immer so gewesen.“ Vor allem gehe es aber um die Sicherheit der Bewohner.

In dem prägenden Haus auf der Neustadt gibt es insgesamt neun Wohnungen. Im ersten und zweiten Obergeschoss je drei Drei-Raum-Wohnungen, im Dachgeschoss drei Zwei-Raum-Wohnungen.

Die drei Wohnungen im ersten Obergeschoss werden durch eine Senioren-Wohngemeinschaft bewohnt. Die älteren Herrschaften haben sich in dem „Erkerzimmer“ einen wunderschönen Gemeinschaftsraum eingerichtet.
Jeder hat seinen individuellen Bereich. Vom Erdgeschoss in den Wohnbereich führt ein Treppenlift.

Alle fühlen sich laut weiteren Informationen von Dr. Gert Thomas in ihrem neuen Domizil mitten in der Stadt sehr wohl: „Soweit ich weiß, können sich noch Senioren dafür bewerben.“
Die drei ebenfalls sehr großzügig gestalteten Wohnungen im zweiten Obergeschoss sind vermietet, ebenfalls zwei der drei Wohnungen im Dachgeschoss. Lediglich eine Zwei-Raum-Wohnung ist laut Bauherr noch frei. Diese sei besonders attraktiv, da ihr Wohnzimmer mit integrierter Küche direkt über dem Erker liegt und aus den drei Gauben einen fantastischen Ausblick auf die Innenstadt und das Zittauer Gebirge liefert. „Besonders glücklich bin ich über die Tatsache, dass sich die Bewohner des Hauses gegenseitig bestens verstehen und respektieren“, sagt er.

Im Erdgeschoss befanden sich früher die „Neustadtküche“ und der Friseursalon der PGH „Figaro“. Die Sanierung dieser Räume sei für alle Beteiligten eine große Herausforderung gewesen, sagt er. Die Kappendecken waren teilweise gebrochen. Durch die zahlreichen Umbauten im Verlauf der vergangenen 270 Jahre seit Errichtung des Hauses hatten Wände und Pfeiler große Risse. Hinter den Wandverkleidungen der ehemaligen Gaststätte war der Putz vollkommen zerstört. Besonders problematisch war der Aufbau der Gewölbedecken. Um diese denkmalgerecht als Ziegelkappendecke herzustellen, musste die darüber befindliche Lehmschüttung ausgebaut und nach Fertigstellung selbstverständlich wieder eingebaut werden. „Selbst der Fußboden stellte uns vor Probleme“, berichtet er weiter. Die einzelnen Räume waren einerseits durch den Zugang an der Neustadt und andererseits durch die unter dem Erdgeschoss befindlichen uralten Kellerräume vorgegeben. „Wir mussten diese also einander anpassen. Das ist uns aber sehr gut gelungen“, freut er sich. Nunmehr nutzt die Firma „Dr. Thomas Immobilien GmbH“ das Erdgeschoss. Längs der Frauenstraße habe die Abteilung Vermittlung, Finanzierung und Versicherungen ihr Domizil, ergänzt durch einen Beratungsraum und einen gut ausgestatteten Raum für die Belegschaft. In den ehemaligen Friseursalon sind die Mitarbeiter der Abteilung Hausverwaltung aus der Brüderstraße umgezogen.

Dr. Gert Thomas ist seit mehr als 25 Jahren mit Baufinanzierungen beschäftigt. Da muss die Finanzierung doch sicher kein Problem für ihn gewesen sein? „Na, so einfach war das nicht. Es wäre aber tatsächlich schlimm und kein gutes Omen für meine Tätigkeit in dieser Branche, wenn die Finanzierung nicht funktioniert hätte. Einerseits gab es die Zusage von Fördermitteln. Der zweite Baustein war ein Bankkredit. Und schließlich flossen Eigenleistungen und Eigenmittel in die Finanzierung ein“, antwortet er.

Und er fährt fort: „Wenn man mit mehr als 70 Jahren eine Finanzierungszusage über mehr als eine halbe Millionen Euro in der Hand hält, ist das schon mit „Bauchkribbeln“ verbunden. Umso erfreulicher war es für mich, als die Mitarbeiterin der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, Ulrike Kirsch, bei ihrer abschließenden Besichtigung sagte: ,Jeder Euro ist hier gut angelegt!’“ Über so ein Lob freut sich der Immobilienmakler selbstverständlich: „ Wichtig war auch, dass wir die eigene Liquidität bei der Aufstellung der Finanzierung nicht bis zu Ende ausgereizt hatten. Das kann ich nur immer wieder jedem Bauherren empfehlen. Er muss in der Lage sein, Engpässe zu überbrücken. Denn die Bearbeitung zur Auszahlung der einzelnen Raten von Fördermitteln geschieht meist recht schleppend, was sehr bedauerlich ist, und gegebenenfalls zum zeitweiligen Baustopp führen könnte.“ Ein solcher Baustopp sei nicht nötig gewesen. „Im Gegenteil, trotz aller Überraschungen, auf die wir beim Bau stießen und die wir operativ klären mussten, haben wir zügig gearbeitet.“

Die Bauzeit betrug drei Jahre und einen Monat. „Das war zwar auch etwas länger als geplant. Ich hatte mir aber vorgenommen, eher fertig zu sein als der Berliner Flughafen. Und das habe ich geschafft. Ohne die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den beteiligten Unternehmen wäre das natürlich auch nicht möglich gewesen, weshalb ich mich nochmals recht herzlich bedanken möchte“, sagt er. Ein paar kleine Restarbeiten müssten noch durchgeführt und eine Mängelrüge erledigt werden.

Viele Bauherren haben regelrecht Angst vor den Auflagen des Denkmalschutzes. Dr. Gert Thomas hat diesbezüglich eigentlich nur gute Erfahrungen gesammelt: „Das liegt aber sicher daran, dass ich mich selbst mit den Aufgaben der denkmalgerechten Bauweise identifiziert habe.“ Und so seien die gemeinsamen Besichtigungen mit Dr. Ulrich Rosner vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Ina Langer von der Unteren Denkmalschutzbehörde immer konstruktiv gewesen. „Man benötigt natürlich das notwendige Fingerspitzengefühl. Spätestens dann, wenn das Bauwerk ,in altem Glanz’ wiedererstanden ist, geht man mit Freude und Stolz durch die Räume und um das Grundstück herum. Das gilt natürlich für das kleine Umgebindehaus genauso wie für das Wohn- und Geschäftshaus in der Innenstadt.“ Wenn die Vorschläge in Sachen Denkmalschutz sinnvoll sind, sich das „Neue“ im dem „Alten“ gut verträgt, sich also an die Gegebenheiten anpasst und zudem den Wert des Objekts erhöht, werden die Vorschläge laut Dr. Gert Thomas sehr wohlwollend aufgenommen und geprüft.

An der Fassade im Innenhof des Gebäudes Neustadt 34 befinden sich jetzt vier Balkons, die den Wohnwert erhöhen. „Natürlich sind dies wandhängende Holzbalkons und keine stählernen Ungetüme. Eines der kulturhistorisch bedeutsamen Reliefs, welche Szenen aus der griechischen Mythologie zeigen, musste dafür seinen Standort wechseln“, erklärt er. Auch das sei genehmigt worden. „Nunmehr ist der Eindruck viel angenehmer, vor allem aber sind die Reliefs jetzt in der richtigen Reihenfolge. Und schließlich kommt das Frührenaissanceportal an der Durchfahrt viel besser zur Geltung“, betont er.

Und welches Objekt kommt als nächstes dran? „Keines mehr! In wenigen Monaten werde ich 74. Da muss man nichts Neues mehr anfangen! Und es ist vieles von dem liegengeblieben, was ich mir in den vergangenen Jahren vorgenommen hatte“, antwortet er. Dazu gehört zum Beispiel auch die Aufarbeitung aufgefundener alter Dokumente.

„Vorerst bin ich nur dazu gekommen, eine kleine Dokumentation zu erarbeiten, in welcher alter und neuer Zustand des Hauses Neustadt 34 in Zittau gegenübergestellt wird“, sagt er. Informationen dazu gibt es im Internet unter www.Saechsischerhof-zittau.de/dokumentation.

Steffen Linke / 26.07.2017

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