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Schenkte man hier Mineralwasser aus?

Schenkte man hier Mineralwasser aus?

Das Holzhäuschen steht unter Denkmalschutz. Der Eigentümer will es nach Abschluss der Bauarbeiten wieder herrichten. | Foto: kk

Bautzen. Vermutlich über einhundert Jahre alt ist der hölzerne Pavillon auf dem Grundstück August-Bebel-Straße 1. Der Eigentümer will ihn restaurieren und hat zur Geschichte des unter Denkmalschutz stehenden Häuschens recherchiert.

Wirklich vorzeigbar ist die hölzerne Laube neben dem entstehenden Neubau an der August-Bebel-Straße nicht. Doch der Pavillon darf nicht abgerissen werden, er steht unter Denkmalschutz. Wenn das Wohn- und Geschäftshaus fertig ist, will sich der Eigentümer auch um dieses Kleinod kümmern und das hölzerne Häuschen mit der schmalen Sitzbank im Innern instand setzen.

Vorerst ließ er im Stadtarchiv recherchieren, was das Besondere an diesem kleinen Gartenhäuschen ist und wer in den vergangenen Jahrhunderten Besitzer des Grundstücks August-Bebel-Straße 1 war. Das Grundstück selbst ist seit vielen Jahrzehnten in den heutigen Umrissen nachweisbar. Nur die Adresse lautete damals: Albertstraße 1. Erstmals wurde es in einer Urkunde 1881 erwähnt. Hausbesitzer war der Kaufmann August König, der bis 1885 an dieser Adresse eine Spiritusraffinerie betrieb. Als Nachfolger führten Rudolf Ferdinand Neuling und Johannes Schiller diese bis 1893 weiter.

Zwei Jahre später 1895 erwarb der Kaufmann Carl Friedrich Moritz Jäppelt das Grundstück, gründete 1896 eine Eisenhandlung en gros (Großhandel) und betrieb diese recht erfolgreich bis 1935. Außerdem setzte sich das Ehepaar Moritz und Helene Jäppelt mit verschiedenen Stiftungen für die Armen von Bautzen ein. In den Bautzener Adressbüchern werden zwischen 1907 und 1929 eine Weigangsche Armutsstiftung und Helene Jäppelt-Stiftung sowie zwischen 1933 und 1942 die Moritz-Jäppelt-Jubiläumsstiftung genannt.

Vermutlich aus diesem Engagement entstammt auch der hölzerne Pavillon, bei dem es sich vermutlich um ein Mineralwasserhäuschen handelt. Diese gab es um 1900 in vielen Städten. Ausgeschenkt wurden hier ausschließlich Mineral- oder Sodawasser, um den Arbeitern eine Alternative zum Bier zu bieten. Auf einem alten Bautzener Stadtplan sind vier dieser Mineralwasserhäuschen am Äußeren Wall, der heutigen Wallstraße, verzeichnet. Eins – in der Nähe des Albertplatzes (heute August-Bebel-Platz) – stiftete möglicherweise Moritz Jäppelt. Und als die Mineralwasserhäuschen nicht mehr benutzt wurden, nahm er es auf sein Grundstück zurück, wo es bis zum heutigen Zeitpunkt stehen blieb.

Bisher sind diese Vermutungen noch nicht bestätigt. Auf jeden Fall soll das Häuschen restauriert werden und Andenken an einen erfolgreichen Unternehmer und Förderer der Stadt Bautzen sein, so der heutige Eigentümer.

Katrin Kunipatz / 03.05.2016

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