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Wie Haase Tank dem Gegenwind trotzt

Wie Haase Tank dem Gegenwind trotzt

Mensch und Roboter gemeinsam sind für das Beschichten der Deckel und Böden mit einem Faser-Harz-Gemisch verantwortlich.

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Vertriebsleiter Thomas Wobst (li.) gab Hartmut Vorjohann einen Einblick in die Produktion.

Der Großröhrsdorfer Mittelständler profitiert ganz und gar nicht von der gegenwärtigen politischen Wetterlage. Und doch steckt er den Kopf nicht in den Sand – im Gegenteil.

Großröhrsdorf. Ja, es gibt auch in Zeiten des Coronavirus noch andere Probleme. Probleme, über die man gern mal mit jemandem reden möchte – zum Beispiel mit dem sächsischen Finanzminister. Gesagt, getan – und so besuchte Hartmut Vorjohann, der seit Dezember 2019 dieses Amt bekleidet, in der vergangenen Woche die Haase Tank GmbH in Großröhrsdorf. Es war – wie so oft vermittelt vom Landtagsabgeordneten Aloysius Mikwauschk (CDU) – die erste Stippvisite des noch relativ „frisch gebackenen“ Ministers in der Region östlich von Dresden, quasi sein Antrittsbesuch in Ostsachsen. „Mal raus aus der Käseglocke Dresden“, wie Vorjohann selbst kommentierte.

Und zu sehen bekam der Finanzminister bei Haase-Tank einiges, doch noch mehr bekam er zu hören. Geschäftsführer Thomas Falkenbach ist mit der gegenwärtigen Energiepolitik, die aus seiner Sicht falsche Anreize setzt, nämlich alles andere als zufrieden. So kann er beispielsweise nicht verstehen, „warum die Gasheizung gegenüber der Ölheizung nicht nur bevorteilt, sondern auch noch mit Milliardensummen subventioniert wird.“ Und das, obwohl Erdgas ebenso klimaschädlich sei wie Öl. „Das Ziel der Klimaneutralität steht. Aber mit Erdgas lässt sich das angesichts der dadurch verursachten Methanemissionen nicht erreichen.“ 
Nun könnte man diese Argumentation angesichts der Tatsache, dass die Haase Tank GmH ihr Geld in der Vergangenheit hauptsächlich mit Öltanks verdient hat, als klassische Lobbyarbeit abtun; allerdings wäre dies wahrscheinlich zu kurz gesprungen. Denn Thomas Falkenbach sieht nicht nur sein Unternehmen, sondern auch die Bevölkerung in den ländlichen Regionen gegenüber der in den Städten benachteiligt: „Die Menschen auf dem Land haben oft keine bezahlbare Alternative zu flüssigen Brennstoffen“, erklärt er. Die Verteufelung des Öls gehe schon so weit, dass viele Menschen glaubten, die Ölheizung werde bald verboten. Doch dem ist nicht so: „Bestehende Ölheizungen können weiter betrieben werden – auch über das Jahr 2026 hinaus“, stellt der Geschäftsführer der Haase Tank GmbH klar. 

Ob der sächsische Finanzminister bei dieser Problematik tatsächlich und unmittelbar helfen kann, darf bezweifelt werden. Jedoch kann er tun, was alle Politiker tun können – das Anliegen weiter tragen und Türen öffnen. „Traditionsreiche mittelständische Unternehmen wie Haase-Tank machen Sachsen stark und schaffen die wirtschaftliche Basis, die der Freistaat benötigt“, erklärt Hartmut Vorjohann. Und das auch unter ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Denn: „Zurzeit weht der Wind aus allen Richtungen, nur nicht von hinten“, wie Vertriebsleiter Thomas Wobst betont. Haase Tank reagiert auf die einzig denkbar richtige Art darauf: Nicht mit Jammern, sondern mit Weiterentwicklung. „Wir haben unseren Umsatz in den vergangenen sechs Jahren fast verdoppelt. Das konnte nur mit neuen Ideen, gezielten Innovationen und einer breiten Produktpalette gelingen“, so Geschäftsführer Thomas Falkenbach. So habe man aus dem Lebenselixier des Unternehmens – glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) – eine Vielzahl von Erzeugnissen entwickelt, die den Öltank wenigstens teilweise ersetzen können. Dazu zählen unter anderem Öl- und Fettabscheider, Auskleidungen sowie Wärmespeicher. Letztere werden in Länder wie die Philippinen, Sri Lanka oder Singapur exportiert.
Und das derzeit unvermeidliche Coronavirus? „Ja, es betrifft auch uns. In diesem Jahr sind bereits drei bedeutende Messen abgesagt worden – für uns die wichtigsten Gelegenheiten, Kontakte zu knüpfen“, wie Thomas Falkenbach berichtet. Die Messe HAUS in Dresden hatte nur zwei Drittel der üblichen Besucherzahl, und gegenwärtig bangt man um die für Mai geplante Ifat Entsorga in München. 40.000 Euro investiert Haase Tank in die Teilnahme, die Verträge sind geschlossen. „Wenn die auch ausfällt, das wäre wirklich ein Schlag ins Kontor“, bekennt der Geschäftsführer. Doch auch dann muss es weitergehen …

Uwe Menschner / 14.03.2020

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