Wird die Bautzener Schloßstraße im Sommer autofrei?

Restaurantbesucher, „Stadtbummler“ und Anlieger zum Parken: Zahlreiche Nutzer beanspruchen den Straßenraum der Schloßstraße für sich.
Auf Bautzens beliebtester Gastronomie-Meile konkurrieren verschiedene Nutzerbedürfnisse miteinander. Die CDU-Stadtratsfraktion will mit einem Antrag neue Prioritäten setzen.
Bautzen. Wenn die Sommerabende lau werden, zieht es die Bautzener und ihre Gäste auf die Schloßstraße. Hier, wo sich die Restaurants wie Perlen an einer Kette entlang reihen, herrscht aber auch zuweilen recht reger Fahrzeugverkehr. Klar, dass sich die Genuss und Ruhe Suchenden und die Anlieger auf der Suche nach einem Parkplatz hin und wieder ins Gehege kommen.
Die CDU-Fraktion im Bautzener Stadtrat will nun prüfen lassen, ob es in der Schloßstraße zumindest in den Sommermonaten auch ohne Autos geht. Deshalb hatte sie für die Sitzung am vergangenen Mittwoch (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) einen Antrag zur Abstimmung eingereicht, der einen entsprechenden „Verkehrsversuch“ zum Inhalt hat. Demnach soll die Stadtverwaltung laut Antragstext „für die Monate Mai bis einschließlich September 2025 eine zeitlich und räumlich begrenzte Sperrung der Schloßstraße für den Autoverkehr planen und umsetzen.“ Hinsichtlich des Zeitraums ist der Beschlusstext zwar veraltet – schließlich ist der Mai soeben zu Ende gegangen. Doch das ändert nichts am Anliegen des Antrags. Diesem zufolge soll „diese Maßnahme nicht nur den Fußgängern zugutekommen, sondern auch den Gastronomiebetrieben in der Schloßstraße, die von einer erhöhten Außenbewirtung profitieren würden.“ Der CDU-Antrag geht davon aus, dass die Gastronomen im Falle einer „Verbannung“ des Autoverkehrs größere Teile der Fahrbahn und des Gehwegs für ihre Angebote nutzen können, als dies bisher der Fall ist. „Durch die temporäre Sperrung für den Autoverkehr schaffen wir einen einladenden Raum, der die Fußgängerfreundlichkeit erhöht, das Verweilen fördert und somit die Attraktivität der Innenstadt steigert. Eine lebendige und belebte Straße trägt zur positiven Wahrnehmung unserer Stadt bei“, schreibt die CDU-Fraktion.
Doch auch die an der Schloßstraße ansässigen Gastronomen würden von einem solchen Schritt profitieren: „Viele der in der Schloßstraße ansässigen Bars und Restaurants haben bereits den Wunsch geäußert, ihre Außenbewirtung auszuweiten. Die zusätzliche Nutzung – auf der Straße oder auf den Gehwegen – für gastronomische Zwecke bietet hier eine hervorragende Gelegenheit.“ Schließlich würde auch die Stadt selbst profitieren: Durch höhere Sondernutzungsgebühren, die der Stadtkasse zu Gute kämen. Die Stadtverwaltung hält die Umsetzung eines solchen Verkehrsversuchs für prinzipiell machbar, äußert sich in ihrer Stellungnahme jedoch skeptisch zu den Erfolgsaussichten. So sieht sie die Aufstellung von Tischen und Stühlen auf dem Gehweg als problematisch an: „Der Gehweg ist bereits sehr schmal. Fußgänger müssten auf die Fahrbahn ausweichen. Das Wildpflaster der Fahrbahn ist für viele mobilitätseingeschränkte Bürger und Besucher der Stadt nur schwer begehbar.“ Für die unmittelbaren Anlieger der Schloßstraße müsste demnach die Möglichkeit geschaffen werden, diese auch bei Sperrung befahren zu können und kurzzeitiges Halten müsste ermöglicht werden. Belange der Feuerwehr und des Rettungsdienstes seien zu berücksichtigen. Schließlich würde sich durch den Wegfall der Stellplätze an der Schloßstraße die ohnehin schon angespannte Parkplatzsituation noch weiter verschärfen. Die Stadtverwaltung benötige für die Vorbereitung etwa einen Monat, sodass der Versuch bei Beschlussfassung Ende Mai frühestens ab Juli beginnen kann. Das Resümee der Stadtverwaltung lautet wie folgt: „Aus Sicht der Verwaltung birgt der Versuch insbesondere bei den betroffenen Bürgern und Anliegern Konfliktpotenzial. Zum anderen eröffnet er aber auch die Möglichkeit, unkonventionell neue Wege bei der aktiven Gestaltung der Stadt zu gehen und (versuchsweise) Innovationen zuzulassen und zu erproben.“ Welche Argumente die Mehrzahl der Stadträte überzeugten, steht erst seit dem Mittwoch (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) fest.
Der „Oberlausitzer Kurier“ wird das Ergebnis nachreichen.