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Würde Paul Ziemiak für das Klima rasen?

Würde Paul Ziemiak für das Klima rasen?

Thomas Ploetz (rechts) schafft es dann doch noch, dass Paul Ziemiak ihn für eine geniale Idee herzt. Foto: Till Scholtz-Knobloch

CDU-Bundesgeneralsekretär Paul Ziemiak ist in Görlitz über innovative Ideen überrascht. Der gebürtige Stettiner hat aber an der Schnittstelle von Deutschland und Polen auch Persönliches im Gepäck.

Görlitz. Dass in den schnellsten Autos auf den deutschen Autobahnen Bundespolitiker von Wahlkampfauftritt A zu Wahlkampfauftritt B jagen, ist ein offenes Geheimnis. Wie sonst ließe sich auch die hohe Präsenz von Bundespolitikern vor Wahlen in der Provinz erklären?

Doch sieht man von den potenziellen Verkehrsgefährdungen durch rasante Fahrweisen ab, könnte die waghalsige Fahreigenschaft bald zumindest einen Beitrag gegen den mutmaßlichen Klimakiller CO2 leisten. Eigentlich ein Grund zum Frohlocken für CDU-Generalsekretär Paul Ziemiack, der es pünktlich zu seinem Termin am 12. August um 10.00 Uhr auf den Siemens-Campus Görlitz geschafft hatte, um Parteifreund Florian Oest in seinem Ringen um ein Mandat in Berlin unter die Arme zu greifen.

Doch wie es im Eiltempo des Wahlkampfes ist: Man kann auch einen CDU-Generalsekretär nicht auf alles briefen, was ihn beim Termin erwartet. Und so zeigt sich Ziemiak beim Termin bei den beiden ausgesuchten Innovationsschmieden, der eco-softfibre GmbH & Co. KG sowie der Metaliq GmbH, erst einmal interessiert skeptisch. Bei eco-softfibre lernt Ziemiak, dass die Fische im geschundenen Meer gerne auch mit dem hier erstellten Weichschaumstoff, der in der Möbel- oder Bekleidungsindustrie gefragt sei, gefüttert werden könnten, denn die Görlitzer Produkte seien ökologisch abbaubar.

Thomas Ploetz, CSO von Metaliq, führt dem Spitzenpolitiker im Anschluss vor, „wie mit unserem System Wasserstoff für Antriebe hergestellt wird.“ Der Clou läge aber darin, dass dabei ein Nebenoprodukt entstehe, das CO2 binde! „Dafür müsste die Kanzlerin mich jetzt umarmen, denn durchs Rasen auf der Autobahn kann man damit dem Klima etwas Gutes tun – und das auch noch kostenlos“, so der Firmengründer, der Ziemiak Begeisterung entlocken möchte. Da ein Politiker Contenance wahren muss, herzt dieser Thomas Ploetz erst im zweiten Anlauf etwas verlegen in der Hoffnung, dass die Kameras die Sache gerade nicht in die Linse nimmt. Aber Paul Ziemiak bereut den Moment dann doch nicht. Denn eigentlich ist ihm Görlitz schon wegen der geografischen Lage sympathisch. Der gebürtige Stettiner Ziemiak verrät dem Niederschlesischen Kurier so auch als erster Zeitung überhaupt seinen Familienhintergrund. Er stamme zwar aus Stettin, nicht jedoch aus einer altpommerschen Familie. „Es ist eine schwierige Sache. Meine ethnische Herkunft ist ziemlich heterogen. Mein Großvater kommt aus der Nähe von Lemberg, mein Vater ist wiederum in der Nähe von Kattowitz (AdR: somit in Schlesien) geboren. Meine Eltern kamen also erst später nach Stettin“, so Paul Ziemiak. Auf die Nachfrage, dass Lemberg (L’viv) offenlasse, ob der Großvater nun deutsch, polnisch, jüdisch, ukrainisch oder lemkisch/ruthenisch ist, schmunzelt er und ergänzt galant: „Ich könnte jetzt noch viel mehr erzählen, weil meine Großmutter aus Zakopane kommt.“ Er verdanke der Spätaussiedlerpolitik Helmut Kohls jedenfalls, dass er in Deutschland groß werden konnte und eilt weiter zum wartenden Wagen.
Und vielleicht denkt Paul Ziemiak ja bei der Weiterfahrt, dass man eigentlich auch ohne schlechtes Gewissen rasen könnte.

Till Schotz-Knobloch / 25.08.2021

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