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Zur Geisterstunde auf dem Kreuzfriedhof

Zur Geisterstunde auf dem Kreuzfriedhof

Die Grufthäuser und die Gräber auf dem Zittau Kreuzfriedhof werden zur nächtlichen Führung von mehreren Strahlern ins rechte Licht gesetzt. Foto: Archiv/Stadtverwaltung Zittau

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Auf dem Zittauer Kreuzfriedhof befinden sich sieben Gruftanlagen und über 100 Gräber. Zum Teil sind dort sehr bekannte Zittauer Kaufmannsleute begraben worden. Foto: Steffen Linke

Das ist ganz sicher keine gruselige Veranstaltung, wie vielleicht manch einer vermuten könnte. Die Städtischen Museen Zittau laden im Rahmen der 9. Zittauer Kulturnacht am Samstag, 26. Oktober, um 22.00 Uhr, zu einer nächtlichen Führung mit Bernd Wabersich über den Kreuzfriedhof ein.

Zitttau. Manch einem mag es wohl zu diesem späten Zeitpunkt an einem Ort für Verstorbene recht schaurig vorkommen. Bernd Wabersich, Mitarbeiter der Städtischen Museen Zittau, hält aber gleich dagegen, dass es zu dieser nächtlichen Führung über den Kreuzfriedhof nicht stockfinster ist, sondern eine romantische Atmosphäre herrscht. Die Wege über die imposante Anlage sind ausgeleuchtet. Mehrere Strahler setzen die Grufthäuser ins rechte Licht. Bernd Wabersich musste früher selbst einmal zu später Stunde auf den Kreuzfriedhof. „Als ich von einer Nachmittagsschicht kam, brannte in der Kreuzkirche noch Licht. Ich bin herangefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Jemand hatte damals vergessen, den Hauptschalter auszumachen“, erinnert er sich. Alles sei nur halb so schlimm gewesen. 

Die nächtliche Führung über den Kreuzfriedhof beginnt mit einem Rundgang am Pfortenhaus. Der engagierte Rentner spricht in diesem Zuge ein paar Worte zur Vorgeschichte der Anlage. Um 1350 waren dort Töpfereien angesiedelt. Das ganze Gelände war von Hohlwegen zerfurcht und völlig uneben. Die Kirche ist vermutlich im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts gebaut worden, berichtet er. Die Besucher der Führung besichtigen auf dem Rundgang die sieben Grufthäuser – von schlicht bis prachtvoll in der Ausstattung. In zwei, zu diesem Anlass beleuchteten Grabgewölben sind noch Reste von Särgen, Gebeinen und Schädeln von früheren Bestattungen zu sehen, die die Zeit überstanden haben. In der Wagnerschen Gruft befindet sich heute das Büro des Vereins Zittauer Fastentücher e.V. 

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Bernd Wabersich schließt zur nächtlichen Führung auch zwei beleuchtete Grabgewölbe auf. Foto: Steffen Linke



Zu den einzelnen Gräbern, über 100 an der Zahl, erzählt Bernd Wabersich in jedem Abschnitt immer noch Details zur Kirchengeschichte sowie ein paar Anekdoten und Begebenheiten, „die wir selbst erlebt haben. Mitunter auch negative, wenn wir jemanden erwischt haben, der dort sein Unwesen getrieben hat.“ In den 1980er Jahren seien zum Beispiel mal Gräber aufgebrochen worden.

Die nachweislich älteste Bestattung war 1588 in der Kirche, die letzte Beisetzung Mitte der 1950er Jahre. Zum Teil sind dort sehr bekannte Zittauer Kaufmannsleute begraben worden. Warum der Kreuzfriedhof aus welchen Gründen auch immer stillgelegt worden ist, weiß Bernd Wabersich nicht. 
Der Verein Zittauer Fastentücher e.V. bewirtschaftet heute im Auftrag der Stadt das gesamte Ensemble mit Kreuzkirche und Kreuzfriedhof. Bernd Wabersich steht nach der nächtlichen Führung den Besuchern für Fragen zur Verfügung. 

Übrigens: Am Tag präsentiert sich der Zittauer Kreuzfriedhof trotz des großen Verkehrsaufkommens entlang des Grünen Ringes als eine Oase der Ruhe. Viele Besucher des Großen Zittauer Fastentuches nutzen die Gelegenheit, sich das gesamte Ensemble anzusehen. 

Steffen Linke / 20.10.2019

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