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Tauer forscht und ist auf dem Weg zur eigenen Chronik

Tauer forscht und ist auf dem Weg zur eigenen Chronik

Die Enthusiasten stellten für jeden Hof eine Mappe mit historischen Fotos zusammen – rechts Stephanie Grau Foto: G. Domann

Tauer. Nachdem Ende August das 2. Tauer-Treffen nach 2017 für ehemalige und heutige Einwohner des kleinen Heidedorfes in der Gemeinde Boxberg vor dem einstigen Gutshof stattfand, wurden die Zelte, Buden und Bänke am 3. Oktober noch einmal aufgestellt.

Der dortige Wackelsteinverein ist nach dem Coronatief, das Vereine vielerorts ereilt hatte, dann noch mit dem Wackelstein-Fest erneut aktiv geworden. „Leider haben wir keine Genehmigung erhalten, – wie früher – direkt an der namensgebenden Wegsäule im Wald zu feiern“, bedauert Elke Frommer: „Deshalb haben wir die Zelte wie schon letztes Jahr an der Wendeschleife am Ortsrand von Tauer aufgestellt“. Dies, obwohl der Linienbus L76, mit dem man Tauer seit diesem Jahr erreicht, an Feiertagen nicht verkehrt. Als Vereinschefin liefen bei ihr alle Fäden zusammen. Ohne die Hilfe von 30 Vereinsmitglieder ginge gar nichts, darunter nun auch jüngere, „denn in den nächsten Jahren werde ich den Staffelstab weitergeben müssen“, betont sie.

In Tauer verbringen nicht nur viele Urlauber ihre Ferien, inzwischen leben wieder mehrere junge Eltern und Paare hier. Nach Jahrzehnten der Abwanderung bleiben nun also auch junge Leute im Ort. „Zwar gibt es keinen Laden und keinen Gasthof mehr, dafür aber Platz, Ruhe, saubere Luft, nette Nachbarn und eben Heimat.“ Ende der 80er-Jahre drohten eine Abbaggerung, nach 1990 die wegbrechenden Arbeitsplätze und Nahversorgungsmöglichkeiten. 
Beim Tauer-Treffen ist man nun endlich tiefer in die Heimatforschung eingestiegen. „Da der Ort noch keine eigene Chronik hat, soll jetzt die Geschichte dokumentiert werden. Angefangen wurde in diesem Jahr mit den 27 Höfen und ihrer wechselvollen Geschichte. Zwar sind auch in Tauer 1945 viele Gebäude abgebrannt, aber es gibt auch sieben Höfe, die Kulturdenkmale des Freistaates Sachsen sind“, sagt Stephanie Grau. Sie bildete mit Sabine Domann, Elke Frommer, Udo Piesker und Edith Böhm die örtliche „Historiker-Kommission“. „Bei den Denkmalen handelt es sich um Drei- und Vierseitenhöfe in Backsteinbauweise und ein Wohnstallhaus in Schrotholzbauweise aus dem 19. Jahrhundert. Dazu gibt es den ehemaligen Gutshof und noch einige alte Holzscheunen“. Bei den Recherchen tauchten aber auch Fotos von längst verschwundenen Schrotholz-, Umgebinde- und Fachwerkhäusern auf. All diese Fotos stammen aus den Familienalben der Einwohner. „Fast alle stellten ihre oft sehr persönlichen Dokumente zur Verfügung, die wir dann einscannten, abglichen und katalogisierten.“ Besonders hilfreich waren die ältesten Bewohner. Sie kannten auch noch die längst verschwundenen Höfe oder die Blockstelle am Bahnübergang Richtung Kreba, von der wir leider kein Foto mehr auffinden konnten“, berichtet Stephanie Grau weiter. Aus den Fotos, historischen Karten und weiteren Archivalien wurde für jedes Gehöft eine Ansichtstafel erstellt, auf der auch Informationen zum Baujahr, zum Ausbau und vor allem zu den jeweiligen Bewohnern des Hofes verbrieft sind. Die Tafeln und Porträts verstorbener Einwohner wurden beim Tauer-Treffen das erste Mal gezeigt. Perspektivisch soll natürlich alles digital gesichert und weitere historische Quellen gesichtet werden, damit eine wirkliche Ortschronik Gestalt annimmt. Und man träumt in Tauer damit auch von einer Heimatstube.

tsk / 22.10.2023

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