Wer ein Tier anschafft, sollte ins Tierheim schauen

Ein Herz und eine Seele: Katze „Inge“ lebt seit zehn Monaten im Tierheim Bloaschütz. Hier zeigt sie der stellvertretenden Leiterin Maria Göpfert, wie sehr sie ihr vertraut. Foto: Beate Diederichs
Das Tierheim in Bloaschütz wird vom Tierschutzverein Bautzen e. V getragen. Sie können den Verein durch Mitgliedschaft, praktische Hilfe im Tierheim, Tierpatenschaft, Futterboxen oder finanzielle Hilfe unterstützen. Die Kontoverbindung für Spenden lautet: Kreissparkasse Bautzen, IBAN: DE 58 8555 0000 1000 0025 40, BIC: SOLADES1BAT, Empfänger: Tierschutzverein Bautzen e. V.
Das Tierheim Bloaschütz bei Bautzen muss derzeit mit einer schwierigen Situation umgehen: Mehr Vierbeiner als noch vor einigen Jahren landen dort. Gleichzeitig ist die Vermittlung „eher verhalten“, wie es die stellvertretende Leiterin Maria Göpfert formuliert. Über die Gründe kann das zwölfköpfige Team nur spekulieren. Steigende Kosten gehören sicher dazu. „Dennoch verzweifeln wir nicht: Denn wir leben ja für unseren Beruf“, betont Maria Göpfert.
Bloaschütz. Rostrot, rundlich und anschmiegsam: Kaum hat Maria Göpfert ihren Raum betreten, streicht Katze „Inge“ ihr um die Beine. Auf über zehn Jahre schätzen die Tierheim-Mitarbeiter die Samtpfote. Vor zehn Monaten fanden Passanten sie in Bautzen und brachten sie ins Tierheim Bloaschütz. Bei Untersuchungen stellte man fest: „Inge“ hat Probleme mit Herz und Nieren und braucht daher Spezialfutter. „Deswegen muss sie separat wohnen und bewegt sich zu wenig, da ihr der Kontakt zu den anderen Katzen fehlt“, erklärt die stellvertretende Tierheimleiterin. Für „Inge“ sucht das Heim ruhige Leute, bei denen sie in der Wohnung leben wird. „Mit dem Spezialfutter und den Medikamenten, die sie nehmen muss, wird die Haltung leider etwas teurer.“
„Inge“ gehört zu den rund siebzig Katzen, die das Tierheim Bloaschütz derzeit versorgt. Neunzig Prozent davon sind Jungtiere, die zwischen Frühjahr und Herbst dieses Jahres geboren wurden. „Unser jüngstes Katzenbaby ist neun Wochen alt. Demnächst kommt aber noch eine Handvoll ganz Kleine hinzu. Denn wir haben kürzlich eine hochtragende Katze bekommen“, berichtet die Tierwirtin. Daneben wohnen momentan neun Hunde in den Zwingern des Heims, vor allem „Langzeit-Insassen“, darunter zwei Huskys und sogenannte „Listenhunde“. Alles Persönlichkeiten mit ihren Eigenarten, meint Maria Göpfert. Heimische Kleintiere wie Meerschweinchen oder Kaninchen nimmt Bloaschütz auch auf.
Warum landen Vierbeiner im Tierheim? Hunde werden zum Beispiel abgegeben, wenn Herrchen oder Frauchen stirbt und die Erben sich nicht um das Tier kümmern können oder wollen. „Oder die Besitzer halten sie schlecht – dann sorgt das Veterinäramt dafür, dass sie zu uns gebracht werden“, erläutert die Tierschützerin. Katzen dagegen – siehe „Inge“ – sind oft Fundtiere. Das bedeutet leider auch, dass die Mitarbeiter ab und an Kartons mit Katzenwelpen vor dem Tierheimtor finden. In den vier Jahren, in denen Maria Göpfert in Bloaschütz tätig ist, hat sie verfolgt, wie die Zahl der jährlich aufgenommenen Tiere stieg, vor allem in letzter Zeit. „Unser Eindruck ist: Die Leute sind psychisch und finanziell überfordert von den Vierbeinern, die sie sich angeschafft haben.“ So war der eine völlig überrascht, als er statt einer unkastrierten Katze auf einmal eine ganze Katzenfamilie zu Hause hatte. Die andere störte sich am Fehlverhalten ihres Hundes, wollte aber kein Geld für einen Hundetrainer ausgeben. Dass die Kosten für eine Behandlung beim Tierarzt extrem gestiegen sind, schlägt bei den Privatbesitzern ebenso zu Buche wie beim Tierheim, das sich vor allem über Spenden und Vermittlungsgebühren finanziert. Von diesen Einnahmen bezahlt es auch die Personalkosten. „So wünschenswert dabei die Erhöhung des Mindestlohns im kommenden Jahr ist – für uns macht sie es schwerer, mit unserem Budget auszukommen“, sagt Maria Göpfert. Die allgemein steigenden Kosten könnten aus ihrer Sicht dafür mitverantwortlich sein, dass die Vermittlung in diesem Jahr im Vergleich zu 2024 „eher verhalten“ läuft.
Dennoch ist es für das Team des Tierheims Ehrensache, seine wichtige Arbeit fortzusetzen: Vierbeiner aufnehmen, aufpäppeln, pflegen, vermitteln, sich für die Kastration von Katzen einsetzen, Tierfreunde beraten. Wenn man – wie jüngst geschehen – drei Hunde in einer Woche vermittelt oder gute Rückmeldungen von neuen Besitzern bekommt, motiviert das. „Wir leben doch für unseren Beruf“, sagt Maria Göpfert. Sie appelliert an alle, die sich ein Tier anschaffen möchten, erst einmal ins Tierheim zu schauen. Auf den weihnachtlichen Gabentisch allerdings gehören Tiere ausdrücklich nicht. „Daher haben wir vor und nach Heiligabend Vermittlungsstopp.“