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Die stille Invasion, wie die Hundemalaria die Lausitz erobert

Die stille Invasion, wie die Hundemalaria die Lausitz erobert

Seit 2022 breitet sich die Auwaldzecke in Ostsachsen aus und bedroht auch in den Wintermonaten das Leben und die Gesundheit von Vierbeinern. Foto: Symbolbild / Philipp Haufe

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Dr. Frank Düring ist Inhaber einer Fachpraxis für Klein- und Heimtiere in Stolpen. Foto: privat

Oberlausitz. „Wir haben fast jeden Tag einen Babesiose-Fall bei uns in der Praxis“, sagt Dr. Frank Düring, der eine Tagesklinik für Kleintiere in Stolpen betreibt. Seine eindrücklichsten Erfahrungen? „Wirklich Fälle, wo die Hunde in Seitenlage angekommen sind, gar nicht mehr laufen konnten, sehr, sehr hohes Fieber hatten und wir versucht haben, sie mit Bluttransfusionen und intensiven Behandlungen wieder zurück ins Leben zu holen.“

Von der Reisekrankheit zur Regionalgefahr 

Lange Zeit war die Babesiose eine typische Mittelmeerkrankheit. Heute ist sie in der Lausitz angekommen. „Die meisten Tiere werden vorgestellt oder die Besitzer rufen an, dass es den Hunden innerhalb der letzten ein, zwei Tage schlecht geht, die haben plötzlich Fieber, fressen nicht“, schildert Dr. Düring den typischen Beginn. Ein Alarmzeichen sei „ganz dunkler Urin“. Er warnt: „Was Hundebesitzer beachten sollten..., wenn die Tiere sehr kaffeefarbenen Urin haben, der plötzlich auftritt.“

Die Übertragung erfolgt durch die Auwaldzecke, die sich infolge des Klimawandels auch in unserer Region stark ausgebreitet hat. „Durch die sehr warmen Winter sind die Zecken das ganze Jahr aktiv, sie sterben auch im Winter nicht mehr ab“, erklärt der Tierarzt. Dies führe dazu, dass „wir gerade in der Weihnachtszeit, wenn dann noch einmal eine warme Front kommt, sehr viele Babesiose-Fälle in unserer Praxis sehen.“

Kompetenz vor Ort: Schulungen für Tierärzte der Region 

Um flächendeckend auf die neue Bedrohung zu reagieren, hat die Tierärzteschaft nicht lange gewartet. Dr. Düring selbst hat dazu beigetragen, das Wissen in der Region zu verbreiten: „Wir haben für die Tierärzte der Region, auch gerade für die Tierärzte der Oberlausitz, bei uns in der Einrichtung eine Weiterbildung veranstaltet, um alle zu schulen und darauf hinzuweisen, dass die Babesiose jetzt bei uns angekommen ist.“ 

Diese Initiative soll sicherstellen, dass Haus- und Kleintierpraxen in der gesamten Oberlausitz auf die Diagnose und Behandlung der tückischen Krankheit vorbereitet sind.

Ein gefährlicher Parasit / eine lebensrettende Behandlung

Der Erreger, ein Einzeller mit dem Namen Babesie, zerstört die roten Blutkörperchen des befallenen Hundes. Im Blutausstrich sind die Parasiten sichtbar. „Wenn wir dort welche sehen, werden die automatisch mit einem Gegenmittel behandelt“, so Dr. Düring weiter.
Doch warum ist die Lausitz so stark betroffen? „Wenn man die Studien sieht oder die Verteilungsmuster der Auwaldzecke, die kommt ja erst mal generell in ganz Europa vor, aber durch die Klimaerwärmung, die ja doch auftritt und durch die milden Winter, hat sie sich sehr verbreitet von Rumänien über Ungarn und Polen bis in unsere Region.“ Die Hotspots in der Oberlausitz sind klar: „Von Hoyerswerda zieht sich das Gebiet über Kamenz und die ganzen Seengebiete. Dort haben wir sehr viele Babesiose-Fälle, die zu uns geschickt werden.“ Mittlerweile sei auch „das ganze Ostgebiet von Dresden sehr intensiv betroffen.“ 

Vorbeugung ist der beste Schutz – und der günstigste

Der dringende Appell des Experten gilt der Vorbeugung. „Ganz, ganz wichtig ist, eine Zeckenprophylaxe durchzuführen.“ Er unterscheidet zwischen Mitteln mit Repellent-Effekt, die auf die Haut getropft werden und systemisch wirkenden Tabletten. „Neu gibt es seit diesem Jahr eine Injektion von einem Medikament, was in Kristalle eingelagert ist. Das wird unter die Haut gespritzt, das wird langsam abgegeben und dort haben wir den Vorteil, dass das Medikament ein Jahr hält.“
Und das Argument des Tierarztes überzeugt auch wirtschaftlich: „Wenn so ein Tier mal an einer Babesiose erkrankt und stationär aufgenommen werden muss, was zum Teil eine Woche bis zehn Tage dauert, ist das sehr kostenintensiv. Und so ein Medikament, was man oral gibt, je nachdem was für ein Präparat, kostet das so zwischen 10 bis 20 Euro im Monat .“ Wichtig zu wissen: „Wenn Hunde eine Barbesiose durchleben, besteht danach keine Immunität. Sie können nach ungefähr vier Wochen erneut erkranken und es ist jede Hunderasse betroffen. 
Unser jüngster Fall war ein Berner Sennenhund, der war acht Wochen alt und unser ältester Fall war ein Mischling, der war 16 Jahre alt. Also es gibt keine Altersresistenz dagegen“, so der Stolpener Tierarzt. 

Drei Botschaften, die Leben retten können

Abschließend hat Dr. Frank Düring drei klare Botschaften an alle Hundehalter in der Region: „Da kann ich nur sagen Zeckenprophylaxe, Zeckenprophylaxe, Zeckenprophylaxe.“ und weiter: „Bitte keine homöopathischen Mittel nehmen oder natürliche Mittel, die wirken nicht … – wir haben ganz viele Tiere, die mit älteren Medikamenten oder Medikamenten, die freiverkäuflich sind, behandelt wurden und dann sterben die Tiere, weil einfach die Behandlung zu spät angesetzt wurde.“
Die Gefahr ist real, die Lösung bekannt. Der Appell des Tierarztes ist eindeutig. Es liegt nun an jedem einzelnen Hundehalter, diese simple wie lebenswichtige Maßnahme zu ergreifen: eine wirksame Zeckenprophylaxe. Der nächste Spaziergang kann schon riskant sein.

Uwe Tschirner / 13.11.2025

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