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Gemeinsam feten im kleinsten Dorf

Gemeinsam feten im kleinsten Dorf

Auf dieser Bühne in Liebon geht an diesem Sonntag die Post ab.
 Foto: privat

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Leben in Liebon: Inzwischen sind das energieautarke Wohnhaus fertiggestellt und so gut wie alle Wohnungen bezogen. Sogar eine erste Hausgeburt gab es im kleinsten Dorf der Oberlausitz. Foto: RK

Göda. Nicht nur für den ersten jüngst zur Welt gekommenen „Liebonesen“ ist es eine Premiere: Das als Ebay-Dorf bekannt gewordene Liebon im Norden von Göda bittet an diesem Wochenende zur großen Sause. Anlässlich des Kultur-Hoffestdebüts werden sich am Sonntag, 22. September, im mit Abstand kleinsten Ort der Oberlausitz ab der Mittagszeit auf einer eigens vom Dorfherren Andreas Reitmann errichteten Bühne fünf Bands und ein DJ das Mikrofon in die Hand geben. Die Jungs von „Heart of Blues“ sind dann genauso zu erleben wie die Dresdener „Chris Harp Bluesband“. Zudem verschlägt es die  US-amerikanische Sängerin Mckinley Black auf das 2,2 Hektar große Areal, dessen Mittelpunkt ein Vierseithof mit Brunnen und DDR-Spielgeräten bildet. Dort leben neben Hühnern und Ziegen inzwischen 20 Bewohner. Die Hälfte davon sind Kinder. Sie und die erhofften 200 bis 300 Konzertgäste erwartet bis in den Abend hinein neben abwechslungsreichen Klängen auch eine Menge Spaß und Spiel. „Wir haben Sackhüpfen, Eierlauf, Kinderschminken, Torwandschießen, Büchsenwerfen und einiges mehr für die Kleineren organisiert“, zählt Andreas Reitmann mehrere Höhepunkte auf. „Für die Größeren, die mit zehn Euro Kulturbeitrag mit von der Partie sind, gibt es neben dem umfangreichen Ohrenschmaus verschiedene Kunsthandwerker, jede Menge zu essen und zu trinken und Fisch aus dem Räucherofen, wobei die Flossentiere zuvor aus dem Lieboner Teich geholt werden.“

Auf die Idee, solch ein Fest im Gödaer Ortsteil auszurichten, hatte den 53-Jährigen ein Freund aus der Landeshauptstadt gebracht, der in der Veranstaltungsbranche zu Hause ist. „Natürlich wissen wir, dass es sich dabei um ein Verlustgeschäft handelt“, meint der Investor, der vor wenigen Jahren Liebon aus dem Dornröschenschlaf erweckte und es seitdem in ein nachhaltiges Energiedorf verwandelt, das sich eigenen Angaben zufolge inzwischen, dank der verbauten Technik, zu 90 Prozent selbst mit Solarstrom und Sonnenwärme versorgen kann. Auch an einer öffentlich zugänglichen Elektrosäule für Autos mangelt es mittlerweile nicht mehr. Andreas Reitmann betrachtet den Event einerseits als eine Art Tag der offenen Tür und andererseits als Start für viele, noch folgende kulturelle Veranstaltungen auf dem Anwesen. „Wichtig ist, dass die Menschen sagen, wir kommen gern wieder.“ Immerhin: Liebon soll in naher Zukunft einem Übernachtungsbetrieb mit acht Ferienwohnungen und einem Gasthof samt Biergarten Platz bieten. „Bis zur Verwirklichung der beiden Projekte ist allerdings noch so einiges zu tun“, betont er. Sein ehrgeiziges Ziel ist es, bis zum Jahr 2022 die Pläne in die Tat umzusetzen. Wer sich in den Prozess mit einbringen möchte, sei gern gesehen. „Ich kann mir gut vorstellen, mögliche Partner aus dem Gastronomie- oder Hotelbereich einzubinden“, meint Andreas Reitmann, den es einst aus der Dresdener Neustadt aufs Land zog, um dort ernsthaft seinen Traum vom autarken Leben zu verwirklichen. Bereits im Vorfeld waren die Vorhaben anderer Interessenten gescheitert, nachdem eine Familie den Hof aus gesundheitlichen Gründen aufgab und diesen bei der Internetplattform Ebay zum Verkauf anbot. Das hatte über die Landesgrenzen hinweg für Schlagzeilen gesorgt.

Mittlerweile macht Liebon aufgrund des Engagements von Andreas Reitmann wieder von sich reden – und zwar im positiven Sinne. Das Kultur-Hoffest ist in dem Zusammenhang nur ein weiteres Puzzle-Teil auf dem Weg zum modernen Leben in und zwischen historischem Gemäuer.

Schon am 2. November steht das nächste Ereignis an. Dann will der Dorfherr mit möglichst vielen Unterstützern in lediglich zwölf Minuten 66 Bäume am Ortsrand pflanzen. Dazu werden noch weitere Pflanzteams gesucht.

Roland Kaiser / 21.09.2019

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