Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Kamenz: Ort der Bewegung und Begegnung

Kamenz: Ort der Bewegung und Begegnung

Viele Hände, schnelles Ende: Gleich acht Herren beteiligten sich am ersten Spatenstich.

Alternativer Text Infobild

Wildwuchs vor der Kulisse eines netz- und nutzlosen Tores – dieser Zustand soll bald der Vergangenheit angehören.

Kamenz. Das waren noch Zeiten, als die Sportlehrer der Kamenzer EOS ihre Schüler über die Helmut-Just-Kampfbahn scheuchten. Der Sportunterricht, der zu DDR-Zeiten zumindest in den höheren Klassenstufen oftmals nicht weit von militärischem Drill entfernt war, läuft heutzutage anders ab. Und er findet auch nicht mehr auf der „Kampfbahn“ statt. Wie auch: Befindet sich doch das Sportplatzareal nach annähernd 20 Jahren ohne Nutzung in einem katastrophalen Zustand: Ein Stoppelacker, an einzelnen Stellen mit dichtem Unkraut bewachsen, ein verlassenes und ebenso netz- wie nutzloses Fußballtor auf der der Goethestraße zugewandten Seite. Ein Zustand, der in den letzten Jahren wiederholt und verstärkt für heftige Kritik sorgte. Der Tenor: Da wurde nun für viel Geld das nahe gelegene Lessinggymnasium erweitert, doch ordentliche Bedingungen für den Sportunterricht sucht man vergeblich.

Doch das soll sich nun in absehbarer Zeit ändern. Vor wenigen Tagen fand auf der ehemaligen Helmut-Just-Kampfbahn, später als Jahnsportplatz bezeichnet, der erste Spatenstich für den Umbau zu einer modernen Sportanlage statt: Mit Kunststofflaufbahnen, Feldern für Volleyball, Basketball, sowie Anlagen für Hochsprung, Weitsprung und Kugelstoßen und einem neuen Funktionsgebäude, das auch dem Kinderschutzbund (der das benachbarte Freizeitareal im früheren Stadtbad betreibt) als Domizil dienen soll. Zusätzlich wird ein Fitnesspfad geschaffen, der den angrenzenden Skaterpark anbindet. Da der künftige Sportplatz hauptsächlich von Schulen in Trägerschaft des Landkreises – nämlich vom Lessing-Gymnasium, von der 1. Oberschule sowie vom Berufsschulzentrum, genutzt werden soll, fungiert dieser auch als Träger der Baumaßnahme. „Es handelt sich um ein Bekenntnis zu Bildung und Sport in der Region sowie zur Geschichte“, sagte Landrat Udo Witschas. Denn bereits im Herbst 1901 sei auf Initiative des Turnvereins 1846 mit der Errichtung eines Turnplatzes an dieser Stelle begonnen worden. 

Am 25. Mai 1902 konnte dieser dann eingeweiht werden. Tennisplätze und eine Eisbahn sorgten für großen Zulauf aus der Bevölkerung. 1920 entstand dann der Jahnsportplatz in seiner heute bekannten Form und Ausdehnung. Ein „Ort der Bewegung und Begegnung“, dessen Sanierung nach Jahren der Nutzlosigkeit dringend erforderlich sei. Diesbezügliche Termine vor Ort „haben wirklich nicht viel Spaß gemacht“, erinnert sich der Landrat mit Blick auf die Dringlichkeit, mit der ihm die Kamenzer das Anliegen verdeutlichten. Das Vorhaben kostet circa 3,7 Millionen Euro, davon 2,6 Millionen Euro EFRE-Fördermittel. Der Landkreis Bautzen beteiligt sich selbst mit 225.000 Euro, und die Stadt Kamenz legt 875.000 Euro und damit einen weitaus höheren Eigenbetrag auf den Tisch (worin allerdings auch Fördermittel aus einem anderen Programm enthalten sind; der tatsächliche Eigenanteil liegt bei 350.000 Euro.) Sie hat auch den Antrag gestellt, handelt es sich doch um Städtebau-Fördermittel der Europäischen Union. Für den Landrat ein Paradebeispiel für die Zusammenarbeit von Landkreis und Kommunen zum beiderseitigen Nutzen. Der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz attestiert dem Jahnsportplatz in seinem heutigen Zustand den „Charme der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts.“ 

Erste Überlegungen zur Umgestaltung habe es bereits um 2010 gegeben, „doch manches braucht eben seine Zeit.“ Die entsprechende Solvenz habe man sich über Jahre erarbeiten müssen. Die Rolle des Landkreises, so Dantz, sei „ganz kommod: Man bekommt ein Anlagevermögen im Wert von rund 3,5 Millionen und hat rund 200.000 Euro aufgebracht.“ Und das sei noch nicht alles, denn schließlich gebe es auch die (derzeit nicht realisierbare) Vision einer Dreifeld-Turnhalle. Die Fertigstellung des Sportplatzes ist bis Ende Oktober 2026 geplant.

Im Zusammenhang mit der künftigen Nutzung richtete Landrat Udo Witschas einen emotionalen Appell an die Fördermittelgeber hinsichtlich der Förderbedingungen: „Wir müssen in unseren Sporthallen nach 21 Uhr den Schlüssel herumdrehen, damit die Nutzungszeit der Vereine nicht 50 Prozent übersteigt.“ Dies sei eine paradoxe Regelung, die keinen Sinn ergebe. Probleme, die es zu Zeiten der Helmut-Just-Kampfbahn noch nicht gab … 

Uwe Menschner / 25.09.2025

Schlagworte zum Artikel

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel