Lange Nacht und lange Tafel in der Löbauer Nudelei

Genuss einer langen Nacht. Unter dem Motto „Tafeln an der Nudelei“ verwandelte sich das Löbauer Fabrikgelände in einen Ort der Begegnung. Ein Mitbringbuffet, sommerliche Klänge und strahlende Gesichter machten den Abend unvergesslich. Foto: Roxana Wegener
Löbau. Eine alte Fabrik, deren Mauern Löbauer Industriegeschichte atmen, eine laue Sommernacht und eine lange Tafel, an der Fremde zu Freunden werden – so lässt sich das besondere Event „Tafeln an der Nudelei“ wohl am besten beschreiben, das kürzlich auf dem Gelände der Löbauer Nudelei stattfand. Die Stiftung Haus Schminke hatte eingeladen – und mehr als 100 Gäste folgten, um diesen besonderen Ort gemeinsam auf sich Wirken zu lassen.
Das Ziel der Veranstaltung war, das Gelände nach vorangegangenen erfolgreichen Events weiter erlebbar zu machen und das Interesse der Löbauer Bevölkerung an einem der wenigen erhaltenen Industriewahrzeichen der Stadt hochzuhalten.
„Aus diesem Grund gibt es dieses Jahr drei Veranstaltungen auf dem Fabrikhof, die wir als Stiftung Haus Schminke organisieren. Leider ist die Nutzung der Fabrikräume derzeit bauaufsichtlich nicht möglich, daher beschränken wir uns erst einmal auf den Hof und den Außenraum. Die drei Veranstaltungen werden durch den ‚Nudel-Stammtisch‘ organisiert und durch eine Förderung des Gemeinschaftsfonds ‚Zukunftswege Ost‘ finanziell unterstützt“, sagt Julia Bojaryn von der Stiftung Haus Schminke.
Die Stiftung kümmert sich dank einer Kooperationsvereinbarung mit der Stadt Löbau als Eigentümerin um die inhaltliche Zukunft der Fabrik und das Zusammenspiel mit dem Haus Schminke, welches der frühere Fabrikbesitzer Fritz Schminke vom renommierten Architekten der klassischen Moderne, Hans Scharoun, für sich und seine Familie errichten ließ.
Ein Fest für die Sinne
Unter dem Motto „Tafeln an der Nudelei“ verwandelte sich der Fabrikhof in einen Ort der Begegnung und des Genusses. Die lange Tafel, die einen Tag vor der Sommersonnenwende gedeckt wurde, bot Platz für ein farbenfrohes Mitbringbuffet. Venezolanische Arepas und Empanadas trafen auf deutsche Nudelsalate, orientalisches Couscous mischte sich mit Dattelbutter auf knusprigem Baguette. „Besonders gefreut hat uns die bunte Mischung der Gäste“, schwärmt Julia Bojaryn. „Die venezolanische Community aus Löbau hat uns mit fantastischem Essen und herzlicher Gastfreundschaft bereichert.“
Dazu erklangen sommerliche Melodien, gespielt auf einem ganz besonderen Instrument – dem legendären „Klabier“ der Pianomanufaktur August Förster Löbau. Dieses einzigartige Klavier vereint Musik- mit Trinkgenuss. Musik und Zapfhahn treffen vielversprechend zusammen. Diese Attraktion begeistert nicht nur die Erwachsenen, sondern vor allem die Kinder. Neugierig schauten sie ins Innere des Instruments und konnten die besondere Technik auch selbst ausprobieren.
Damit die Großen entspannt essen konnten, hatte sich der Verein LichtSpielHof Löbau e.V. etwas Besonderes einfallen lassen. Aus einer kürzlich stattgefundenen Veranstaltung wurden rund 50 Tonnen Sand zur Nudelei gebracht und erneut genutzt. Mit einigen Sandspielförmchen und zahlreichen Schaufeln wurden die Sandhaufen den gesamten Abend über von sehr vielen Kindern bespielt. Und auch der Löbauer Spielzeugladen Mlink & Marja hatte verschiedene Outdoor-spiele mitgebracht, die begeistert ausprobiert wurden.
Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden nutzte den Abend, um unter dem Titel „Löbau, wie geht’s?“ mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Wo fühlen sich die Menschen wohl? Welche Orte meiden sie? Die Antworten fließen in künftige kulturelle Formate ein, die speziell auf den ländlichen Raum zugeschnitten sind – inspiriert von der kommenden Ausstellung „Mentale Gesundheit“ (ab März 2026 im Deutschen Hygiene-Museum Dresden).
Ein Abend, der bleiben wird
„Bitte unbedingt wiederholen“, so lautete das spontane Fazit einer Instagram-Nutzerin zu diesem magischen Sommerabend. Und tatsächlich gibt es schon eine nächste Gelegenheit, die Löbauer Nudelei zu besuchen: Am 29. August lädt die Stiftung Haus Schminke zum Open-Air-Kino auf das Fabrikgelände ein.
Wer mehr über die „Reanimation“ dieses historischen Ortes erfahren möchte, findet in Kürze alle Informationen unter www.fabrik-reanimiert.de.