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„Lass Dir helfen!“ sagt auch die Görlitzerin Tina Grüner

„Lass Dir helfen!“ sagt auch die Görlitzerin Tina Grüner

Tina Grüner hatte erst kürzlich mit „Theo turnt“ ein neues Angebot in Görlitz für Kinder eröffnet. Dort zur Untätigkeit gezwungen, hat sie nun Nachbarschaftshilfe angeboten. Foto: Alexander Hamann

Görlitz. Erst zur Jahreswende hatte die Ottenhainerin Tina Grüner ihre Geschäftsidee in Görlitz umgesetzt. Am unteren Demianiplatz bietet sie ElternKind-Turnkurse für Kinder von einem bis vier Jahren an. Der Start lief gut, doch dann kam der Coronavirus, der sie seit wenigen Tagen zur Untätigkeit zwingt und die Investitionen infrage stellt.

Doch Untätigkeit ist erst einmal nicht ihr Wesen. Sie lebt in der Görlitzer Südstadt und hat im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses, in dem sie lebt, einen Zettel ausgehängt. Sie ist eine der vielen unbekannten Helfer, die nun älteren Leuten anbietet für sie Besorgungen zu machen oder den Hund Gassi zu führen, so lange das geht.
„Es gibt eine Facebook-Gruppe, die heißt „Engagierte Bürger_innen Görlitz“. Dort wurde eine Karte bei Google-Maps erstellt, in der Helfer nach Stadtteilen eingetragen sind. Ich habe schon vor der Pandemie davon gehört, bin aber aber erst jetzt durch den Virus darauf richtig aufmerksam geworden“, sagt die 24-Jährige, die am Anfang ihres Berufslebens noch bei der Polizei tätig war.

Eine Weltreise ließ sie ins Grübeln kommen, weil fast überall auf der Welt – und dies auch in ärmeren Ländern – Kinder, die kaum sprechen können, mit Smartphones und Tablets bespaßt wurden. Doch die technischen Möglichkeiten sind in der Krise eben auch ein Weg Kontakte herzustellen.
Auf ihren Aushang im Haus, der sich ja gerade an die Generation wendet, die noch nicht so routiniert im Netz unterwegs ist, gab es bislang noch keine Reaktion. Aber wichtig sei erst einmal, dass die Menschen sehen, dass es im Ernstfall auch Nachbarschaftshilfe gebe, betont sie.

„Ich mag soziale Aktionen sehr, beteilige mich daran gerne. Ich habe davon gehört, bzw. im Internet gesehen, dass in verschiedenen Städten Hilfe angeboten wird und das fand ich super. Da habe ich mir auch einen Zettel geschnappt und es eben erst mal hier für das Haus aufgeschrieben.“
Doch hat sie dabei nicht die Angst, sich das Virus schneller einzufangen als andere. „Ich denke, Besorgungen lassen sich auch kontaktlos verrichten. Das machen viele Lieferdienste auch. Einfach die Tüte vor die Tür stellen. Geld kann man per Paypal bekommen oder man findet schon eine andere Lösung. Ich bin die letzte, die Misstrauen hat, dass man mich ausnutzt und mir das Geld nicht wiedergibt“, sagt sie.
Dabei hat sie viel zu verlieren. „Es ist für mich jetzt auch ein schlechtes Timing. Ich musste alles zumachen. Und in mein Studio „Theo turn“ ist all mein Erspartes reingeflossen. Arbeitslosigkeit hin oder her: „Ich habe am Dienstag damit gestartet, dass ich jeden Tag Bastel- und Bewegungsideen, Bewegungsspiele oder auch kleine Workouts für Mamas und Papas online stelle. So kann ich noch meine Kunden erreichen und die Kinder auch zu Hause beschäftigen. Natürlich erhoffe ich mir damit Kunden zu halten, aber Einnahmen erziele ich damit natürlich keine“, sagt sie erstaunlich gefasst. Denn das Geld reicht im Grunde nur noch für zwei Monate der laufenden Kosten. „Meine Familie würde mich sicher unterstützen, aber ich habe mich jetzt schon mal umgeschaut, dass ich kurzfristig eine andere Anstellung finde“, erklärt sie.

Am wichtigsten sei dennoch derzeit gegenseitige Hilfsbereitschaft: „Ich würde mich freuen, wenn sich noch weitere Helfer finden würden, gerade auch junge und gesunde, die ihre nun auf einmal freie Zeit zur Verfügung stellen. Es ist doch kein so großer Aufwand, mal einkaufen zu gehen oder eine Besorgung zu machen“, sagt sie um im nächsten Satz noch anzuhängen: „Es wird vieles noch kleingeredet und selbst bei mir ist die ganze Lage noch nicht richtig angekommen. Aber, ich habe keine Kinder, ich bin gesund und ich denke auch nicht, dass ich so schlimm erkranken werde, dass es zum Tode führt. Aber trotzdem ist es das ganze sehr ernst zu nehmen und man sollte an seine Eltern und Großeltern denken und einfach mal zu Hause bleiben“, appeliert sie an die Vernunft aller.

Till Scholtz-Knobloch / 31.03.2020

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