Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Neue Kapriolen beim Kamenzer Hallenbad

Neue Kapriolen beim Kamenzer Hallenbad

Noch thront der Rutschenturm des Hallenbades an der Macherstraße. Wie lange noch?

Im Rahmen der Planung soll jetzt auch eine Standortanalyse erfolgen. Diese ist nicht nur auf die Lessingstadt begrenzt. Ein „Umzug“ erscheint dennoch unwahrscheinlich.

Bautzen/Kamenz. Die Diskussion um die Zukunft des Hallenbades in Kamenz hat neue Brisanz gewonnen. Der Bautzener Kreistag hat in seiner letzten Sitzung der aktuellen Legislaturperiode einem Beschlussvorschlag der Verwaltung zugestimmt, der vorsieht, im Rahmen der Planung eine Standortanalyse vorzunehmen. Diese Ergänzung war in der nichtöffentlichen, dem Kreistag vorgeschalteten Sitzung des Kreisausschusses fraktionsübergreifend gefordert worden.
„Es wäre das erste Mal, dass wir bei einer Investition von dieser Tragweite keine solche Analyse vornehmen“, erklärte der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Gerhard Lemm. Dabei sei es nicht das vordergründige Ziel – wie im Nachgang der Kreisausschusssitzung kolportiert – eine Standortentscheidung gegen Kamenz und für Radeberg zu erreichen. „Gleichwohl gäbe es Gründe, die für diese Option sprechen“, so Lemm, der selbst Oberbürgermeister von Radeberg ist. „Kamenz ist ein Hauptsitz der Kreisverwaltung, der Landkreis Bautzen betreibt hier zahlreiche Einrichtungen. In Radeberg dagegen ist er nur mit einer Außenstelle der Kreismusikschule präsent.“ Auch der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Matthias Grahl – dessen Meinung sonst selten mit der von Lemm übereinstimmt – plädiert für die Standortanalyse: „Es werden Tatsachen geschaffen, ohne dass die Grundlagen abschließend diskutiert sind“, bemängelt er und gibt zu bedenken: „Vielleicht ist ja ein anderer Standort in Kamenz günstiger als der bisherige? Exakt dort, wo sich die alte Schwimmhalle befindet, kann die Neue sowieso nicht gebaut werden, da die Alte ja bis zum Schluss in Betrieb bleiben soll.“
Anders, als noch bei der letzten Befassung mit dem Thema, favorisiert der Landkreis jetzt einen Neubau des Hallenbades anstelle der zunächst ins Auge gefassten Sanierung. Den Ausschlag dafür gab die Untersuchung eines Planungsbüros, das festgestellt hatte, dass ein Neubau nur unwesentlich teurer sei als die Sanierung. Die Kosten für den Neubau belaufen sich demnach auf 12 bis 14,5 Millionen Euro, die für die Sanierung auf 10 bis 12,5 Millionen Euro. „Als es noch um eine Sanierung ging, hat sich niemand um die Schwimmhalle gerissen. Jetzt, wo es um einen Neubau geht, ist das plötzlich anders“, wundert sich Matthias Bosch (CDU). Und Ralph Büchner (Die Linke) hält die Diskussion über den Standort schlicht für überflüssig: „Wir setzen die in Aussicht stehenden Fördermittel aufs Spiel, wenn wir jetzt noch eine Analyse beauftragen, die eigentlich gegenstandslos ist.“ Denn laut den Förderbedingungen könne nur ein Ersatzneubau bezuschusst werden – der sich in der Nähe seines Vorgängers befinden müsse. Dies wiederum zieht Gerhards Lemm in Zweifel: „Es hat mir noch niemand darlegen können, wie weit ein Neubau vom Vorgängerbau höchstens entfernt sein darf, um als Ersatzneubau zu gelten.“ Die Förderung des Neubaus stellt überhaupt noch einen Unsicherheitsfaktor dar, denn sie ist laut Landrat Michael Harig (CDU) nur aufgrund einer Ausnahmeregelung möglich und noch nicht verbindlich zugesagt. Sollte sie nicht gewährt werden, müsse man doch auf die Sanierung zurückgreifen.
Der für die Linke im Kreistag sitzende Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz erinnert an „das Versprechen, das der Landrat den in Kamenz und Umgebung ansässigen Vereinen und Einrichtungen gegeben hat“ und sieht das Vertrauen der Bevölkerung in die Landkreispolitik gefährdet, falls tatsächlich ein anderer Standort ins Spiel käme. Sein Antrag, die Standortanalyse per Formulierung in der Beschlussvorlage auf Kamenz zu beschränken, fand keine Mehrheit, ebenso wie der Vorschlag der Linken, ganz auf die Untersuchung zu verzichten. „Wir werden die Analyse so rechtzeitig hinkriegen, dass die Gewährung der Fördermittel dadurch nicht gefährdet ist“, versichert Landrat Michael Harig.

Uwe Menschner / 19.05.2019

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Kommentare zum Artikel "Neue Kapriolen beim Kamenzer Hallenbad"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Erhard Jakob schrieb am

    Wichtig ist hier eine schnelle Entscheidung, damit die in Aussicht gestellten EU Fördermittel auch beantragt werden können! Wenn jetzt erst ein jahrelanger Streit ausgefochten werden muss, wird sich wohl die Sache von selbst erledigen!

    Dass die Radeberger und der OB Lemm die Halle nach Radeberg haben wollen, versteht sich doch von selbst. Aber Radeberg liegt am Außenrand von Dresden und die Hauptstadt hat doch diesbezügliche Hallenbäder nun wirklich genug! Direkt neben dem jetzigen Hallenbad in Kamenz ist doch genug Platz um ein Neues zu bauen.

    Wenn sich Zwei streiten sollten wir aber auch daran denken, dass sich da der Dritte freut! Dieses Hallenbad könnte doch auch in Pulsnitz gebaut werden! Schließlich liegt die Pfeffer-Kuchen Stadt genau in der Mitte von Radeberg und Kamenz. So ein Hallenbad würde der Stadt sicher auch gut zu Gesicht stehen.

    Ich war gestern auch auf dem *Hallenbad-Gelände* und finde, dass es ein sehr gute Veranstaltung war! Ich wünsche mir, dass es hier zu einer schnellen Entscheidung kommt, mit der alle gut leben können!

Weitere aktuelle Artikel