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Öffentliches Leben steht (fast) still

Öffentliches Leben steht (fast) still

Bis auf weiteres muss auch das Theater in Bautzen auf Besucherverkehr verzichten. Auf diese Weise soll eine Ausbreitung des Corona-Virus verhindert werden. Foto: Archiv

Bautzen. Nicht nur Schulen und Kitas werden in Zeiten des sich immer weiter ausbreitenden Corona-Virus geschlossen. Nun ziehen auch Theater und andere Kultur- und Freizeiteinrichtungen Konsequenzen aus der jüngsten Entwicklung. „Alle Vorstellungen des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen werden vorerst bis zum 20. April 2020 aufgrund der behördlichen Festlegung zur Eindämmung des Corona-Virus abgesagt“, erklärte Sprecherin Gabriele Suschke. Auch Begleitprogramme sowie Veranstaltungen an anderen Spielorten seien davon betroffen. Alle bereits erworbenen Karten für die abgesagten Vorstellungen würden erstattet. Allerdings geht das an der Theaterkasse zurzeit nicht. Sie wurde aus Gründen der Sicherheit vorübergehend geschlossen. Die Mitarbeiterinnen stünden jedoch telefonisch weiterhin zu den regulären Öffnungszeiten für Anfragen zur Verfügung. An anderer Stelle wiederum versuchen die Theaterleute, so gut es geht der drohenden Virus-Gefahr zu trotzen. „Mit Stand Dienstag läuft der Probenbetrieb im Schauspiel und im Puppentheater weiter, da Inszenierungen vorbereitet werden“, meinte Gabriele Suschke. „Das betrifft auch die Gewerke. In den technischen Bereichen werden geplante Hausarbeiten vorgezogen. In anderen verschiedenen Abteilungen ist wiederum Heimarbeit möglich. Zudem werden in der schwierigen Zeit Überstunden abgebaut und die Mitarbeiter können Urlaub nehmen.“ Auf die Frage, mit welchen möglichen Aktionen das Theater nach Ende der virusbedingten Schließzeit aufwarten wird, um Gäste wieder für einen Theaterbesuch zu begeistern, antwortete die Sprecherin des Schauspielhauses: „Wir werden aufgeschobene Premieren nachholen. Dazu zählen die Inszenierungen „Prìki durich loborka“ oder „Nur ein Tag“. Was den alljährlichen Vorverkaufsstart zum Theatersommer anbelangt, werden wir auf die dann aktuelle Situation reagieren. Er wird am 4. April zumindest im Internet stattfinden.“ Eine schmerzvolle Absage gab es indes bereits. Erstmals in seiner Geschichte findet der Schüler-Welt-Theatertag nicht statt. „Wir bedauern das sehr“, betonte Intendant Lutz Hillmann. „Es ist aber nicht realistisch, den Tag zu verschieben, da die Entwicklung der Corona-Erkrankungen und die damit verbundenen Situationen in den Schulen nicht abzusehen ist.“ Kurzum: Die Traditionsveranstaltung, zu der sich in den letzten Jahren stets bis zu 5.000 Besucher einfanden, wird 2021 ihre 21. Auflage erleben. Doch was bedeutet all das für das Deutsch-Sorbische Volkstheater? Sprecherin Gabriele Suschke kann und will die Folgen noch nicht mit Zahlenmaterial untermauern. „Aufgrund der sich täglich ändernden Lage ist das alles derzeit nicht konkret bezifferbar. Die Einnahmeausfälle werden wir beziffern können, sobald sich der Spielbetrieb wieder aufnehmen lässt.“

Betroffen ist auch das Sorbische National-Ensemble (SNE). Auch in seinem Fall wurde die behördliche Festlegung zur Eindämmung des Corona-Virus als Grund angeführt. Damit entfallen bis 20. April alle geplanten Veranstaltungen. „Bereits erworbene Karten für die abgesagten Vorstellungen werden erstattet“, sagte indes SNE-Sprecher Stefan Zuschke. Er fügte hinzu: „Die Theaterkasse ist ab sofort geschlossen. Unsere Mitarbeiterinnen vom Service stehen Ihnen jedoch weiterhin zu den regulären Öffnungszeiten unter der Telefonnummer (03591) 358 111 oder per E-Mail unter ticket@sne-gmbh.com zur Verfügung. Der Verkauf für die Vorstellungen ab dem 21. April 2020 läuft weiter wie gewohnt.“

Verschärft wird indes die Situation durch eine Allgemeinverfügung des Sozialministeriums, die am Dienstag erging. Untersagt sind demnach der Betrieb von Tanzlokalen, Messen, Spezial- und Jahrmärkten, Volksfesten, Spielbanken und Wettannahmestellen. Darüber hinaus sind in den kommenden vier Wochen alle Häuser, die einen Bezug zu öffentlichem Besucherverkehr haben, geschlossen zu halten. Darunter fallen neben Kinos, Konzerthäusern, Musiktheatern, Opern, Ausstellungshäusern, Angeboten in Stadtteilkulturzentren und Bürgerhäusern, Angeboten der offenen Kinder und Jugendarbeit, öffentliche Bibliotheken, Planetarien, zoologischen Ausstellungen in geschlossenen Räumen, Angeboten von Volkshochschulen, Angeboten von Sprach- und Integrationskursen der Integrationskursträger, Angeboten von Musikschulen, Angeboten in Literaturhäusern, Angeboten öffentlicher und privater Bil-dungseinrichtungen, Saunas und Dampfbädern, Schwimmbädern, Fitness- und Sportstudios, Spielplätzen, Seniorentreffpunkten, Mensen und Cafés der Studentenwerke, Zusammenkünften in Kirchen, Moscheen, Synagogen und den Zusammenkünften anderer Glaubensgemeinschaften, Sportanlagen sowie Reisebusreisen auch Kunstsammlungen. 

Betroffen ist unter anderem das Sorbische Museum auf der Bautzener Ortenburg. Dessen Sprecherin Monika Oschika beschrieb die aktuelle Situation so: „Alle Mitarbeiter sind erst einmal dazu aufgefordert worden, die Überstunden, die sich in der Vergangenheit aufgrund von Veranstaltungen, Führungen und Vorbereitungen der Ausstellungen angesammelt haben, abzubummeln. Wir haben einen Sechs-Wochen-Plan aufgestellt, in dem jeder seine Arbeitstage, Überstunden und Urlaubstage eintragen musste.“ Unabhängig davon würden hinter den Kulissen die Sonderausstellungen umorganisiert. „Dies betrifft vor allem die  kommende Kunstausstellung. Weiter kann jetzt der Umzug in das neue Depot in großen Zügen vorbereitet und organisiert werden.“ Außerdem gibt es im Haus die Überlegung, auf welche Weise sich die geplante Osterausstellung präsentieren lässt.  Ursprünglich sollte diese ab Samstag im Sorbischen Museum zu sehen sein. „Auf jeden Fall haben wir sie erst einmal verlängert – und zwar bis zum 17. Mai. Über eine Visualisierung auf Facebook und Co. denken wir bereits nach.“ Unterm Strich gäbe es in der Einrichtung immer etwas zu tun. „Die Arbeit wird durch die Schließung nicht weniger“, betonte Monika Oschika. Mit Bedauern fügte sie jedoch hinzu: „Die Osterzeit ist unsere besucherstärkste Zeit, die jetzt wegbricht.“

Carolin Groch vom Museum Bautzen zufolge wird, auch wenn keine Besucher durch die Ausstellungsräume schlendern, hinter den Kulissen weitergearbeitet. „So sind wissenschaftliche Recherchen und Bestandsarbeiten an den Sammlungen zu bewerkstelligen oder auch Vorbereitungsmaßnahmen für künftige Projekte zu treffen“, teilte sie auf Anfrage mit. „Alle Museumskollegen sind anwesend.“

Personal wird auch in anderen Bereichen des Lebens weiterhin benötigt. Denn Gaststätten einschließlich ihrer Liefer- und Abholdienste für den Außer-Haus-Verkauf dürfen ihre Türen nach wie vor geöffnet halten – und zwar täglich in der Zeit von 6.00 bis 18.00 Uhr. Aufrechterhalten bleiben darüber hinaus der Einzelhandel für Lebensmittel, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken und Sparkassen, Poststellen, Frisöre, Reinigungen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte sowie der Großhandel. Sie alle sind zudem vom Sonntagsverkaufsverbot ausgenommen. Eine Öffnung der genannten Einrichtungen erfolgt unter Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen. 

Dienstleister und Handwerker können ihrer Tätigkeit weiterhin nachgehen. Das gilt ebenso für alle Einrichtungen des Gesundheitswesens. 

Roland Kaiser / 21.03.2020

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