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Pediludium und ein Bundesligist helfen der Fußballregion (UPDATE)

Pediludium und ein Bundesligist helfen der Fußballregion (UPDATE)

Im Stadion Miejski im. Józefa Wiatrowskiego (Städtisches Józef-Wiatrowski-Stadion) in der ulica Maratonska könntendie„UPG“-Heimspielestattfinden. Foto:TillScholtz-Knobloch; Grafik: Daniel Arnold

Kommt der Kreis Görlitz im Fußball endlich wieder auf die Beine. Eine Fußballfusion in Görlitz und eine Kooperation zwischen Neugersdorf und einem Bundesligisten geben doppelte Hoffnung.

Mitten im tristen Abstiegskampf des FC Oberlausitz Neugersdorf in der NOFV Oberliga-Süd gibt es einen Hoffnungsschimmer für den Fußball im Oberland.

Denn der Verein steht dieser Tage vor Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit einem Bundesligisten. Jener zieht seine zweite Mannschaft aus dem Amateurspielbetrieb zurück. Denn in der vergangenen Saison hätten zu wenige Spieler den Sprung nach „ganz oben“ geschafft.

Kosten und Nutzen würden deshalb nicht mehr im Einklang stehen. Und so seien die Fühler nach einem Kooperationspartner ausgestreckt worden. Wie der Deal mit dem FC Oberlausitz Neugersdorf zustande kam, ist aktuell noch unklar.

Und so wird gemunkelt, dass im Hintergrund der langjährige Mäzen des FC Oberlausitz Neugersdorf Ernst Lieb die Fäden gezogen haben könnte Die Kooperation soll wohl zunächst auf vier Jahre ausgelegt sein, um in diesem Zeitraum zu sehen, was dabei für beide Seiten herausspringt. Der Bundesligist soll aber vielversprechende Nachwuchstalente nach Neugersdorf schicken. Bei den Oberländern sammeln diese Kicker Erfahrungen und Spielpraxis und kehren dann gestärkt zum Bundesligisten zurück. In „jener Überbrückungszeit“ kann der FC Oberlausitz Neugersdorf von den auswärtigen Nachwuchsprofis in vollem Umfang profitieren, ohne deren Gehälter zahlen zu müssen. Denn das übernimmt weiterhin der finanzkräftige Bundesligist. Einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterschreiben beide Vereine beim Punktspiel des FC Oberlausitz Neugersdorf gegen die SG Union Sandersdorf an diesem Samstag um 14.00 Uhr in der Sparkassen-Arena. Wohl zur Halbzeitpräsentation bringt der Bundesligist einige Stars aus seinen Reihen zur Zeremonie mit Autogrammstunde aus Marketinggründen mit.

In Görlitz wird es kurios

Deutlich tiefer liegt der Fußball schon seit Jahren am Sitz des Kreises in Görlitz am Boden, wo man schon zur Saison 2023/24 auf einen „UPG Via Regia“ als Quasifusion von Gelb-Weiß Görlitz und Nysa Zgorzelec setzt. Der lateinische Name soll niemanden dies- und jenseits der Neiße sprachlich übervorteilen. „Unio Pediludium Gorliciensis ’Via Regia’“ – zu Deutsch:

Görlitzer Fußballvereinigung ’Via Regia’ – oder als gemeinsamer Fanschlachtruf ’UPG’ könnte also die Zukunft des Görlitzer Fußballs lauten.

Eine Indiskretion aus dem Kreis von Enthusiasten vom NFV Gelb-Weiß Görlitz 09 und dem MKS Nysa Zgorzelec hat auch hier weit gediehene Gespräche zutage treten lassen, mit denen der Schlafende Riese im Fußball endlich einmal wachgeküsst werden könnte. Die Idee in der Europastadt: Wenn es schon auf beiden Seiten nicht klappt und man auf deutscher Seite klassentiefer als Nachbar FV Eintracht Niesky und auf polnischer Seite tiefer als Primus Apis Jedrzychowice (Hennersdorf) kickt, wieso dann nicht zur Abwechslung die Lösung mal mit echter und nicht allein plakativer Gemeinsamkeit suchen?

Im Ergebnis kann es juristisch zwar keine echte „Fusion“eines deutschen und eines polnischen Vereins geben – jedoch eine Lösung, die dem Ziel bei Erhalt aller Traditionen – gar nicht fern ist. Während der NFV derzeit ohnehin beim Jugendfußball mit dem FSV Oderwitz nur Juniorpartner des FC Oberlausitz Neugersdorf ist, würde sich der NFV 09 – wie auch Nysa Zgorzelec – künftig darauf beschränken einen koordinierten Jugendfußball zu betreiben. Die Neugersdorfer dürfte dies mit ihrem neuen Partner aus der Belle Etage des deutschen Fußballs nicht jucken.

Als Aushängeschild möchte man in Görlitz jedoch eine gemeinsame 1. Männermannschaft mit sportlichen Ambitionen ins Rennen schicken. „Diese Lösung bietet zugleich auch die Chance, das angegriffene Image vergessen zu machen und auch andere Vereine im nördlichen Landkreis Görlitz und im Powiat Zgorzelecki zum Mitmachen einzuladen“, sagt der polnische Informant des Niederschlesischen Kuriers. Man habe die Sache noch hinter dem Berg halten wollen, doch nach ersten Gerüchten sei es besser wenigstens schon einmal für die Idee als solche Farbe zu bekennen und hoffentlich zu begeistern. Gemeinsam vor die Presse treten werde man jedoch erst, wenn alle juristischen Klippen umschifft sind.

Zur Idee gehört auch, dass sportliche Trauben im polnischen Fußball leichter zu pflücken sind. Sprich: Mit weniger finanziellem Aufwand würde man sich vielleicht trauen, von der landesweit 3. Liga, die in Polen eingleisig spielt, zu sprechen, während man im deutschen Spielklassensystem so hoch vielleicht nicht klimmen könnte. Doch ist der Deutsch-Görlitzer Fan bereit, für großen Fußball auch die Seite zu wechseln? „Im Basketball hat das lange geklappt. Stimmungsgeladen in die Phalanx mancher Großstadtvereine vorzudringen, sollte schon ausgesprochen attraktiv sein, zumal wir auch sehr am Umfeld feilen, sollten wir im Józef-Wiatrowski-Stadion spielen“, bekundet der Informant und erklärt, dass man sich auch unterschiedlichen Gepflogenheiten stellen will: „Ein gemeinsames Fußballprojekt funktioniert sicher nur, wenn der deutsche Fan seine geliebte Stadionbratwurst bekommt und der polnische Fan Maiskolben oder Sonnnenblumenkerne.“ Lange kreisten die Diskussionen so auch um die Symbolik. Ein polnischer Vereinsname würde auf deutscher Seite keine Akzeptanz finden, umgekehrt wäre es ebenso, zumal das polnische Vereinsrecht fremdländische Namen erst gar nicht zulässt. Und so soll es nun unter dem lateinischen Namen „Unio Pediludium Gorliciensis ’Via Regia’“ laufen. Latein ist nun einmal die Lingua Franca des vornationalen Europas gewesen und damit ein perfekt einigendes Band. Der Verweis auf die Via Regia lässt zudem über die Stadtgrenzen beider Gebietskörperschaften schauen.

Film-, Design-, und PR-Experte Daniel Arnold erläutert, was er sich bei seinem bereits abgesegneten Entwurf gedacht hat. „Der schlesische Adler links ist die heraldisch vereinfachte Form aus dem Wappen der Woiwodschaft Niederschlesien. Von der anderen Neißeseite steht die Peterskirche vor einem blauen Himmel. Beide Wappenhälften haben auf anderer Neißeseite Wiedererkennungsakzeptanz. Gelb und Blau zusammen versöhnen das Ganze zugleich mit der Oberlausitz.“ Und wenn man schon so konsequent auf Alleinstellungsmerkmale wie etwa mit lateinischer Schrift setze, dann könne man das auch auf die Spitze treiben und mit einer Vereinsfarbe Pink gänzlich einzigartig in gleich beiden Ländern sein!

Übrigens hat das Wiatrowski-Stadion den bislang höchstklassigen Fußball der Stadt erlebt. 1933/34 spielte der STC 06 hier als Erstligist. Im Konzert der Großen ging es damals gegen Breslau 02, den BFV 06 sowie Hertha und Vorwärts Breslau, Beuthen (Bytom) 09, Vorwärts-Rasensport Gleiwitz (Gliwice), Ratibor

(Racibórz) 03 und Preußen Hindenburg (Zabrze) um Punkte, während einzig der SV Hoyerswerda 19 ein Provinzstädtchen in der damaligen Gauliga Schlesien repräsentierte. Doch nun folgt die gefährlichste Phase. „Hoffentlich wird nicht gleich alles schlecht geredet“, wünscht sich der Informant. Dabei ließe sich nun ein echtes Stück Europa bauen. Wenn Deutsche und Polen schon einen Fanblock gemeinsam bevölkern, dann hat es wirklich geklappt.“ In petto habe man noch eine große Nummer des Görlitzer Fußballs (West) und eine ebensolche Identifikationsfigur (Ost), die Überzeugungsarbeit leisten wollen, „wenn wir wohl Anfang Mai mit dem Gesamtpaket vor die Mikrofone treten.“

Da stellt sich fast die Frage: Wer wird am Ende dauerhaft die Nase vorne haben: Görlitz oder Neugersdorf?

 

UPDATE: Natürlich haben Sie es lange bemerkt: Unsere Redakteure Steffen Linke und Till Scholtz-Knobloch haben sich viel Mühe gegeben, Sie in den April zu schicken: APRIL, APRIL!

Till Scholtz-Knobloch, Steffen Linke / 01.04.2023

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