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Rolf Wiedemann - ein Leben für 6.000, ein Tod für 10.000 Euro

Rolf Wiedemann - ein Leben für 6.000, ein Tod für 10.000 Euro

Rolf Wiedemann † Quelle: Polizei

Görlitz. Am 16. September war in Görlitz ein Tötungsdelikt bekannt geworden. Ein Görlitzer hatte damals mitgeteilt, dass er seinen Nachbarn seit einigen Tagen nicht mehr gesehen habe. Nach der Notöffnung der Tür fanden die Beamten den Toten, der Gewalteinwirkungen aufwies. Eine Sektion bestätigte den gewaltsamen Tod des Mitte der 90er-Jahre aus Wiesbaden zugezogenen Immobilienmaklers Rolf Wiedemann. Seither werden Ermittlungen aufgrund des Verdachts des Mordes geführt. Fest steht, dass der Getötete am Nachmittag des 13. September 2023 noch lebte.

Die Polizei bittet nun um Hinweise zu Bewegungen von Menschen und Fahrzeugen im ermittelten Tatzeitraum im Tatumfeld der Görlitzer Lunitz. Der 79-jährige lebte zum Zeitpunkt der Tat sehr zurückgezogen.

Der Redaktion war der Name des Toten mit der aktuellen Pressemitteilung bekannt geworden. Darin hieß es: „Wer kann Angaben zu seinen Lebensumständen kurz vor seinem Tod und zu Kontaktpersonen aus jüngster Vergangenheit machen? Der Mann besaß einen schwarzen Dacia Sandero mit dem Kennzeichen NY B 6261. Mit diesem fuhr er unter anderem fast täglich über die Grenze auf die polnische Seite. Wer kann Angaben zu dem Wagen machen? Wo wurde er gesehen? Wer saß in dem Fahrzeug? Wer hat Erkenntnisse dazu, was Rolf Wiedemann in Polen für Anlaufstellen hatte?“

Diese konkreten Fragen konnte die Redaktion zwar nicht beantworten, doch Rolf Wiedemann hatte sich noch am 25. August mit einer umfassenden E-Mail an die Redaktion des Niederschlesischen Kuriers gewand, worauf einige Tage später ein über einstündiges Telefonat folgte. Im Kern ging es darum, wie ein einst gut situierter Geschäftsmann durch finanzielle Machenschaften gegen ihn in Verbindung mit dem körperlichen Verfall in eine ausweglose Situation geraten konnte. „Vor so etwas, was mir passiert ist, ist niemand gefeit“, bekannte Wiedemann sinngemäß, wobei er anführte, dass er sein Ende fürchte.

Die dargelegten Umstände erschienen letztlich jedoch viel zu komplex, um diese im engen platzlichen Korsett einer Anzeigenzeitung darzustellen zu können. Für ein Treffen hatte er angeboten, nach dem Klingeln den Schlüssel herunterzuwerfen, da er wegen eines Sauerstoffgerätes kaum Bewegungsfreiheit genieße.

Seine E-Mail begann mit den Worten: „Werte Redaktion, ich wende mich in einer schnellen Hilfe an Sie, hier der Beweis über die Abzocke in der heutigen Zeit – noch dazu in einer Notlage sonders Gleichen. Dies ist ein Husarenstück in moderner Zeit.“ Es folgten Details unter anderem zu Verleumdung und einer Infizierung in einem hiesigen Hospital, „für die niemand haften möchte“. Den finanziellen Rest habe ihm ein Immobiliengeschäft gegeben. Infolge unverschuldeter finanzieller Not habe letztlich noch eine Kontokündigung seine Situation ausweglos gemacht. Wenn er nur kurzzeitig eine finanzielle Überbrückung in Höhe von 6.000 Euro fände, könne er ein Unheil wohl abwenden. Die Chance einen ’Sponsor’ zu finden blieb auch bei fehlender Berichterstattung aus. Nun ist sein vergangenes Leben also 10.000 Euro wert. Diesen Betrag hat die Polizei für Hinweise, die zur Aufklärung von Tat und Täter/n führen, ausgelobt. Hinweise nimmt unter anderem die Mordkommission unter (03581) 468 5000 entgegen.

Till Scholtz-Knobloch / 12.11.2023

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