Sich 180 Jahre erheiternde, geistige Erholung verschaffen

Die Rothenburger Sänger vor 104 Jahren. Foto: MGV
Rothenburg. Als im Januar 1845 25 Rothenburger, meist Handwerker, den Männergesangsverein Rothenburg/O.L. 1845 e.V. gründeten und sich das Ziel stellten, „durch Fortbildung und Veredelung des harmonischen Volksgesangs eine erheiternde, geistige Erholung sich zu verschaffen“, war sicher nicht abzusehen, dass es auch 180 Jahre später noch Männergesang in Rothenburg gibt. Am 17. Mai steht nun aber dieses runde Jubiläum mit einem Festumzug und anschließendem Festkonzert an. „Aktuell singen im Verein 40 Sänger, nicht nur aus Rothenburg – nein auch aus Niesky, Horka und Görlitz“, betont Thomas Klotsche, 2. Vorsitzender sowie Presse- und Medienwart des Traditionsvereins.
Dabei, so die Überlieferung, wurde das Beisammensein nach drei Jahren erst einmal eingestellt. Die 48er-Revolution zwang dazu, doch am 30. November 1849 schwang man sich wieder auf und 1850 feierte der Verein sein erstes Sängerfest im Tormersdorfer Wald. Bald darauf wurde auch die Vereinsfahne geweiht. Es folgten Sängerfeste zum Beispiel auf der Landeskrone und in Löbau. Am 28. August 1864 fand in Rothenburg ein Sängertag statt, an dem mindestens elf Gesangvereine teilnahmen.
Der deutsch-französische Krieg von 1870/71 um die erste Einheit Deutschlands und der 1. Weltkrieg führten neben Trauer, Sorgen und Nöten auch zu einem Anwachsen der Sängerzahlen und zu zunehmender Begeisterung für den Männergesang. Es folgten Höhepunkte im Vereinsleben wie zum Beispiel die Fahrt zum zum Deutschen Sängerbundfest 1928 in Wien. Am 2. und 3. Juli 1932 fand in Rothenburg das 10. Gausängerfest mit über 1.200 Akteuren statt! In der Zeit des Naziregimes und des 2. Weltkrieges kam das Vereinsleben fast zum Erliegen, 1946 konnte die Tätigkeit wieder aufgenommen werden. Zum 120-jährigen Jubiläum 1965 feierte man mit über 300 Sängern aus 14 Chören. Auch das 130- und 140-jährige Bestehen wurde mit befreundeten Chören auf der Freilichtbühne im Stadtpark gefeiert. Mehrmals wurde der Rothenburger Männerchor als „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ ausgezeichnet.
Nach der politischen Wende wurde die Eintragung ins Vereinsregister vorgenommen und es entstanden Freundschaften mit Chören aus den alten Bundesländern. Auch wurden verschiedene Reisen, unter anderem in die USA und nach Südafrika, unternommen, 1997 folgte die Auszeichnung des MGV Rothenburg mit der Zelter-Plakette, der höchsten deutsche Auszeichnung für Amateurchöre.
Es entstanden neue Traditionen wie das „Singen an der Wasserscheide“ in Geheege, das „Marktsingen“ sowie das große Weihnachtskonzert in der Stadtkirche am 4. Advent, die jährlich stattfinden. Zum runden Festkonzert 2025 beehrten wiederum zahlreiche befreunde Chöre das folgende Programm am 17. Mai in Rothenburg.
12.30 Uhr Eintreffen der teilnehmenden Chöre auf dem Marktplatz mit Platzmusik von den „Reichwalder Blasmusikanten“
14.00 Uhr Festumzug durch die Innenstadt
15.00 Uhr Großes Festkonzert auf der Freilichtbühne
Im Anschluss geselliger Tagesausklang
Mitwirkende sind neben dem Männergesangsverein Rothenburg/O.L. 1845 e.V.:
- Männergesangverein Uhyst/ Spree e.V.
- Männergesangverein Lausa/Weixdorf 1885 e.V.
- Männergesangverein 1845 Bad Muskau e.V.
- Frauenchor Niesky e. V.
- Chorgemeinschaft Männerchor 1888 e.V. Groß Bademeusel und MGV Sacro e.V.
- Männerchor „Die Schlesischen Schwälbchen“
- Nieskyer Heidespatzen – Gesang und Laienspiel e.V.
- Posaunenchor Rothenburg e.V.