Stefan Menzels Wasserwelten (Teil 2)

Noch liegt die MS Bremen träge an der Weser, ihr Rumpf schaukelt in norddeutscher Strömung. Sie ist ein Schwesterboot der erfolgreichen EMS Berzdorf, die seit 2023 tausende Touristen über den Berzdorfer See schippert. Foto: M-Creativ-GmbH
In der Ausgabe vom 19. April berichtete der Oberlausitzer Kurier - Ausgabe Bautzen - über die Bestrebungen des Unternehmers Stefan Menzel, die Lausitzer Neiße touristisch zu beleben. Lesen Sie heute in Teil 2 unserer Geschichte von den Ideen des Unternehmers für den Bautzener Stausee.
Bautzen. Stefan Menzel kennt das Spiel. Erst Visionen skizzieren, dann Behörden damit konfrontieren, schließlich die Öffentlichkeit mobilisieren – so läuft es seit Jahren. Doch beim Bautzener Stausee trifft der umtriebige Görlitzer Unternehmer auf ein besonders widerspenstiges Terrain: Eine Mischung aus bürokratischen Grauzonen, langfristigen Pachtverträgen und unklaren Zuständigkeiten. Dabei klingt sein Plan simpel: Die MS Bremen, ein Fahrgastschiff für 150 Passagiere, soll noch diesen Sommer touristische Rundfahrten zwischen Strandbar und Staudamm anbieten. Noch liegt die MS Bremen träge an der Weser, ihr Rumpf schaukelt in norddeutscher Strömung. Sie ist ein Schwesterboot der erfolgreichen EMS Berzdorf, die seit 2023 tausende Touristen über den Berzdorfer See schippert. Die MS Bremen, ist auch ein sogenannter „Kopflander“: Mit ihrem flachen Bug kann sie direkt am Ufer anlegen, ohne aufwendige Hafenanlagen. Eine Technik, die einst für Flussfähren entwickelt wurde – und die Menzel nun zum Schlüssel für seinen Low-Budget-Tourismus machen möchte.
Zwar darf das Schiff auf dem Wasser unterwegs sein, doch um Passagiere aufzunehmen oder abzusetzen, braucht Menzel die Zustimmung eines Grundstückseigentümers am Ufer. Es ist wie bei einem Bus: Der Bus darf auf der Straße fahren, aber wenn er keine Haltestelle hat, kann niemand ein- oder aussteigen.
Menzel erzählt uns von einem „mega konstruktiven Gespräch“ mit dem Bautzener Oberbürgermeister Karsten Vogt im vergangenen Jahr. Dann sei die städtische Wirtschaftsförderung ins Spiel gekommen, die habe ihn an die sächsische Landestalsperrenverwaltung (LTV) verwiesen – von dort hieß es, man müsse sich an die jeweiligen Flächeneigentümer am Stausee wenden.
Monat um Monat schlagen die Wellen der Zeit an die Staumauer – ohne dass sich die Schleusen für Menzels Pläne öffnen. Der hat sich Ende April noch einmal mit einem persönlichen Brief an den Oberbürgermeister gewandt:
„Das Schiff wird in zwei bis drei Jahren auf vollelektrischen Antrieb umgerüstet – ein Projekt, das nicht nur technisch realisierbar, sondern durch derzeit großzügige Förderprogramme auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Die Weichen dafür sind gestellt.
Doch damit dieses Projekt Fahrt aufnehmen kann, braucht es einen entscheidenden Schritt: Ihre Unterstützung. Konkret bitte ich Sie, sich im Rahmen Ihrer Möglichkeiten dafür einzusetzen, dass die BBB die notwendige Fläche am Strandbereich der Talsperre – für den Gästezustieg – an uns untervermietet.
Ohne diese Fläche bleibt das Projekt ein Gedanke, statt Realität zu werden. Ich bin überzeugt: Diese Schifffahrt kann ein Aushängeschild für Bautzen werden. Ein Magnet für Familien, Gruppenreisende, Tagesgäste – und ein Zeichen dafür, dass Bautzen den Mut hat, neue Wege zu gehen, ohne ihre Werte zu verlieren.“
Im Bautzener Rathaus will man sich aktuell nicht äußern, verweist aber darauf, dass es am 22. Mai in Bautzen ein Arbeitstreffen der Fachbehörden zum Thema geben soll: Stadtverwaltung, Landratsamt und LTV – ohne Stefan Menzel.
Die behördliche Vorsicht mag auch mit Menzels umstrittenem Ruf zusammenhängen. Der Unternehmer polarisiert seit Jahren: Während ihn manche als visionären Macher feiern, der die Lausitz voranbringt, sehen andere in ihm einen unberechenbaren Querulanten, dessen Projekte oft an der Grenze des Machbaren operieren. Diese Wahrnehmung könnte erklären, warum selbst ein eigentlich touristisch attraktives Vorhaben wie die MS Bremen auf institutionelles Misstrauen stößt.