Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Tourismus wächst wieder leicht

Tourismus wächst wieder leicht

Die Bautzener Tourist-Information ist für Ortsfremde ein geeigneter Anlaufpunkt, wenn es darum geht, die Besonderheiten der Spreestadt aufzuspüren. Foto: Jens Michael Bierke

Bautzen. Die Stadt und deren Tourismusverantwortlichen haben in diesen Tagen Grund zur Freude: Während die Zahl der Touristen landesweit leicht zurückging, zeichnet sich für Bautzen ein anderes Bild. Laut der jüngst veröffentlichten Beherbergungsstatistik des Freistaates Sachsen reisten im ersten Quartal 2019 deutlich mehr Touristen in die Spreestadt als es noch im Vorjahreszeitraum der Fall war. Demnach wurden 23.842 Übernachtungen gezählt. Ein Plus von 13 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2018. Damals registrierte die Statistik 21.031 Übernachtungen. Auch die Zahl der Ankünfte stieg demnach deutlich an. „Im ersten Viertel des Jahres 2018 kamen 11.098 Gäste an die Spree, im laufenden Kalenderjahr stieg ihre Anzahl auf 12.305“, erklärte ein Rathaussprecher.

Die positive Entwicklung habe sich bereits im Spätherbst abgezeichnet, weiß der Chef des Bautzener Tourismusvereins, Dietmar Stange. „Offensichtlich ist das Bild über Bautzen aus der Ferne nicht so negativ, wie uns das häufig eingeredet wird. Die übergroße Mehrheit unserer Gäste sieht die Stadt in einem positiven Licht, oft sogar mit Begeisterung.“ Und weiter: „Wir freuen uns über die Entwicklung, ohne gleich in Euphorie zu verfallen. Steigende Besucherzahlen müssen über einen längeren Zeitraum eintreten, um vom Ende einer Stagnation zu sprechen.“ Mit dieser hatte die Spreestadt über mehrere Jahre hinweg zu kämpfen. Seit 2012 verharren die Zahlen annähernd konstant bei 178.000 gewerblichen Übernachtungen, was auch ein Ausdruck dafür ist, wie ein Ort von Touristen frequentiert und angenommen wird. Zum Vergleich: Görlitz, das ebenfalls über ein historisches Zentrum verfügt, verzeichnet hingegen im gleichen Zeitraum eine stete Entwicklung nach oben. 2017 wurden in der Neißestadt 296.533 gewerbliche Übernachtungen gezählt, wie aus dem Tourismusmarketingkonzept Bautzen hervorgeht, das die in Potsdam ansässige Freizeit- und Tourismusberatung ift erstellte. Fünf Jahre zuvor waren es noch weit weniger. 

Michaela Franz vom Amt für Wirtschaftsförderung, die zugleich Tourismusverantwortliche der Stadt ist, gefällt der Blick auf die aktuelle Statistik. „Dass im Winter mehr Touristen nach Bautzen kommen, ist für uns eine wirklich gute Nachricht.“ Schließlich seien die Beherbergungsbetriebe in diesen Monaten am wenigsten ausgelastet. Ein Besuch in Bautzen lohne sich auch zu dieser Jahreszeit. „Unsere Besucher schätzen zum Beispiel die Museen, aber auch die vielfältigen kulturellen Veranstaltungen“, weiß die Rathausmitarbeiterin. „Deshalb werben wir auch für einen Urlaub in Bautzen außerhalb der Hochsaison.“ Sie geht davon aus, dass sich der Trend in den kommenden Monaten fortsetzen wird: „Traditionell kommen die meisten Gäste zwischen Mai und September nach Bautzen. Außerdem hat allein das Osterfest im April Tausende Besucher angezogen.“ 

Damit künftig noch mehr Gäste den Zauber der Spreestadt für sich entdecken – wovon die Bautzener Wirtschaft und das Image der Stadt gleichermaßen profitieren – hat die Potsdamer Agentur ift im Auftrag der Stadtverwaltung ein Tourismusmarketingkonzept entwickelt. Als Stärken wurden die mittelalterliche Altstadt, der Charakter Bautzens als Kulturhauptstadt der Sorben sowie die Lage im Zentrum der Oberlausitz herausgearbeitet. Nunmehr gilt es, die in dem Papier niedergeschriebenen Punkte zu realisieren. Die Stadträte hatten diesbezüglich in ihrer letzten Sitzung der Verwaltung einen entsprechenden Auftrag erteilt. Fortan sollen nicht nur die Ressourcen besser gebündelt werden. Auch die Umsetzung einer zweijährigen Imagekampagne, die Bautzen und die angrenzende Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft als Reiseziel noch bekannter machen soll, ist vorgesehen.

Für Roland Fleischer von der SPD gibt es darüber hinaus Handlungsbedarf. „Wir müssen noch einladender, freundlicher und verkehrsberuhigter werden“, schrieb er dem Oberlausitzer Kurier. „Bei Hauptattraktionen wie dem Osterreiten müssen außerhalb Parkplätze angeboten und Shuttlebusse eingesetzt werden.“ In dem Zusammenhang kann er mit einer leichten Kritik nicht vor dem Berg halten: „Mit abstrafenden Parkplatzsündern gewinnt man keine zukünftigen Besucher.“ Damit spielte der Stadtpolitiker auf die Strategie des Ordnungsamtes an. „Ziel unserer Überwachung und Ahndung ist es, die Missachtung von Verkehrsregeln nicht ausufern zu lassen, bestenfalls zu verringern“, sagte Matthias Almert, Leiter der Abteilung Allgemeine Ordnung/Verkehr, bereits zu Beginn dieses Jahres. Dem von seinem Amt veröffentlichten Zahlenmaterial ist zu entnehmen, dass 2018 von den acht bei der Kommune angestellten Politessen insgesamt 14.201 Knöllchen verteilt wurden. Damit waren Einnahmen in Höhe von 249.363 Euro verbunden. Zum Vergleich: 2017 landeten 15.315 Strafzettel hinter den Scheibenwischern von Parksündern. Umgerechnet belief sich dies auf eine Summe von 263.426 Euro.

Unzufrieden mit dem verabschiedeten Tourismuskonzept zeigte sich hingegen FDP-Mann Mike Hauschild. „Mir wäre es lieber gewesen, wenn das viele Geld für die externe Untersuchung den eigenen Profis in Bautzen zur Verfügung gestellt worden wäre.“ Dennoch beinhalte das Papier auch eine interessante Aussage. „Es wurde explizit die neue Brücke in der Altstadt und etwas umschrieben die Wiedereröffnung der Krone gefordert. Das haben alle Stadträte mit ihrer Zustimmung mit beschlossen. Danke dafür!“ 

Dietmar Stange vermag die Kritik des Liberalen nicht zu teilen: „Bei der Erarbeitung des Konzeptes haben wir sehr intensiv mitgewirkt. Unsere Hinweise und Anregungen fanden Berücksichtigung. Die Studie ist sehr professionell erarbeitet und gibt einen ausgezeichneten Handlungsrahmen.“

Roland Kaiser / 02.06.2019

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Kommentare zum Artikel "Tourismus wächst wieder leicht"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Erhard Jakob schrieb am

    Wenn es um das Image geht, dann werden doch die Vorkommnisse in Dresden, Leipzig, Chemnitz und anderen Orten auch genannt und teilweise von den Medien überbewertet bzw. totgeschwiegen. Je nach dem aus welcher Seite man das betrachten will.

    Auch die Seilbrücke über die Spree bezeichnen die Einen als Touristen Attraktion und die Anderen als Geldverschwendung! So wir es bei jeder Sache >Für und Wider< geben!

  2. Hardren schrieb am

    Die steigenden Touristenzahlen sind erfreulich, trotz rechtsradikalen Image, welches von den Medien hochgepuscht wurde. Allerdings stehe ich der Geldverschwendung, durch den Kroneerhalt und der Brückenidee, sehr kritisch gegenüber. Das Geld sollte lieber in eine Mehrzweckhalle, z.B. am Autobahnzubringer Ost, mit Ausbau eines kostenlosen Parkplatz (auch für Pendler) genutzt werden. Mit Shuttlebussen (siehe Rügenbahn) kann man auch eine Verbindung zur Innenstadt aufbauen. Die Brücke lockt keinen Touristen nach Bautzen und kostet jährlich Unsummen an Wartung und Erhalt.

Weitere aktuelle Artikel