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„Wir schaffen das“ war undemokratisch

„Wir schaffen das“ war undemokratisch

FW-Kandidat Siegmund Hänchen Foto: Rudolf Garack

Der Niederschlesische Kurier stellt Ihnen die Direktkandidaten der Parteien für die Bundestagswahl am 26. September auf eine sehr persönliche Weise vor. Dieses Mal Siegmund Hänchen (50) aus Neusorge, der für die Freien Wähler ins Rennen geht. Diesen kann man unter den „Kleinen“ am ehesten den Sprung in den Bundestag zutrauen. Die Umfrageergebnisse schnellten zuletzt auf über 3 Prozent hoch, nachdem Hubert Aiwanger (Freie Wähler) als stellvertretender bayrischer Ministerpräsident im Deutschlandfunk hart mit Landesvater Söder ins Gericht ging. Siegmund Hänchen ist ledig und Vater dreier Kinder. Der Debeka-Versicherungsvertreter sitzt seit 2014 für die Freien Wähler im Stadtrat Rothenburg, ist seit 29 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und wurde dieses Jahr als stellvertretender Friedensrichter vereidigt.

Herr Hänchen, gibt es ein Schlüsselerlebnis, wieso Sie angefangen haben, sich in der Politik zu engagieren?

Siegmund Hänchen: Schon immer haben mich Persönlichkeiten wie mein Ortspfarrer Dr. Holzhey und mein Vater begeistert, die couragiert gesellschaftliche Probleme öffentlich diskutierten und sich aktiv für deren Lösung einsetzten. Während meines Grundwehrdienstes kämpfte ich gemeinsam mit einem Inspekteur der Bundeswehr dafür, dass die Entlassungsgelder im Osten denen im Westen angeglichen werden. Damals war es dem Oberst ganz offensichtlich peinlich, als ich ihm als Erster davon berichtete, dass es den Unterschied überhaupt gibt. Heute wird diese Situation immer noch von vielen Verantwortlichen einfach hingenommen und ganz aktuell lieber über Gendergerechtigkeit debattiert. Über 30 Jahre nach der Wende bestehen gerade in unserer Region in vielen gesellschaftlichen und beruflichen Bereichen weiterhin diese Unterschiede fort und nur sehr wenige Politiker besitzen die Courage etwas zu unternehmen.

Welche charakterlichen Züge würden Sie sich selbst zuschreiben?

Siegmund Hänchen: Meine Verwandten und Bekannten bestätigen mir immer, dass ich eine hohe soziale Kompetenz besitze. Als stellvertretender Friedensrichter vom Verwaltungsverband sowie Mediator würde ich mir einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit zuschreiben. Meine Versicherten schätzen an mir meine Zuverlässigkeit, Empathie und Ehrlichkeit. Als Mitglied vom Stadtrat in Rothenburg und Feuerwehrausschuss bin ich für die über Jahre zielstrebige Umsetzung von Vorhaben wie den Feuerwehrbedarfsplan und den Neubau der Oberschule bekannt.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Siegmund Hänchen: Ein Kaninchenbraten mit selbstgemachtem Rotkohl esse ich gerne wie alle mediterranen Speisen.

Gibt es eine Redewendung oder eine politisch sehr häufig genutzte Floskel, die Sie bewusst meiden und falls ja: Aus welchem Motiv?

Siegmund Hänchen: „Wir schaffen das!“ Mit diesem Aufruf wollte die Kanzlerin ihr eigenmächtiges Handeln demokratisieren.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Siegmund Hänchen: Fernfahrer – ich sah darin die perfekte Kombination als LKW-Fahrer die Welt zu erkunden.

Einmal angenommen, Sie würden einem Verein oder einer Institution im Landkreis Görlitz einen Millionengewinn zuteilen dürfen. Wer wäre Ihr Begünstigter und warum?

Siegmund Hänchen: Das viele Geld würde ich nicht mit der Gießkanne verteilen, sondern sehr sicher anlegen. Lieber finanzierte ich dann aus dem Guthaben über Jahrzehnte Stipendien ganz gezielt an junge Leuten in unserer Region für ihre Ausbildung. Erst kürzlich berichtete mir eine Bekannte, dass ihre Tochter mit viel Ehrgeiz die Voraussetzungen für ein Medizinstudium geschaffen hat und nun mit den hohen Kosten konfrontiert wird. Auch Menschen, die nach einem Arbeitsunfall eine spezielle Reha benötigen, würde ich mit dem Geld die Möglichkeit dafür schaffen.

Welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachttisch und wieso haben Sie zu diesem Buch gegriffen?

Siegmund Hänchen: Auf dem Nachttisch lag vor zwei Monaten das Buch „Die Ausbilder-Eignung“, um mich auf die Prüfungen vorzubereiten. Das letzte Werk, das ich gelesen habe, war „Der nackte Affe“ von Desmond Morris.

Till Scholtz-Knobloch / 21.08.2021

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Kommentare zum Artikel "„Wir schaffen das“ war undemokratisch"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. PC schrieb am

    Hier wurde ein Mensch sehr respektvoll und authentisch interviewt und vorgestellt. Sehr schöner lesenswerter Artikel.

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