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Zu schnell im Ort

Zu schnell im Ort

Im Sommer war in Zschillichau Baustellenzeit. Auch da beobachteten Anwohner Verstöße gegen Verkehrsregeln. Foto: RK

Großdubrau. Bewohner von Zschillichau schlagen Alarm: Immer wieder würden Autofahrer vor ihren Haustüren mehr als erlaubt aufs Gaspedal drücken. Und das in einem Dorf, in dem es nicht einmal durchgehend einen Fußweg gibt, monieren Grundstückseigentümer entlang der Bundesstraße B 156. Weil sie sich mit der Situation alleingelassen fühlen, wandten sie sich hilfesuchend an den Oberlausitzer Kurier. 

„Abends und vor allem nachts fahren Autos und vor allem Lkw mit weit über 50 hier durch“, erklärte eine Familie stellvertretend für alle anderen Betroffenen unserer Zeitung. Selbst einige Motorradpiloten würden sich nicht an die innerorts geltende Geschwindigkeit halten. Auch dann nicht, wenn Eltern mit Kindern beabsichtigten, die Straßenseite zu wechseln. „Es ist für uns als Bewohner sehr gefährlich, auch weil das Verkehrsaufkommen stark zugenommen hat“, führten die Anwohner weiter aus. „Wir haben schon große Angst, dass etwas Schlimmes passiert.“ 

Bei dem einen oder anderen kommen in dem Zusammenhang Erinnerungen an die Zeit auf, als die Ordnungshüter noch in regelmäßigen Abständen Tempokontrollen in Zschillichau durchführten. In diesem Jahr gab es nicht eine einzige, wie der Sprecher der Polizeidirektion Görlitz, Sebastian Ulbrich, auf Anfrage unserer Zeitung einräumte. Begründet wird die Abstinenz in Zschillichau im Übrigen damit, dass Tempokontrollen im Allgemeinen an solchen Stellen geplant werden, an denen „Konflikte im Straßenverkehr durch überhöhte Geschwindigkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verkehrsunfällen führen“. Zuletzt habe es in dem Großdubrauer Ortsteil im Jahr 2018 gescheppert. Damals sei es zur seitlichen Berührung eines Lasters mit einem im Gegenverkehr befindlichen Wagen gekommen.

„Auch wenn Anwohner in Zschillichau keine Geschwindigkeitskontrollen beobachten können, finden sie doch regelmäßig im nahen Umfeld statt“, führte Sebastian Ulbrich weiter aus. „So wurde die Geschwindigkeit an der B 156 im aktuellen Jahr beispielsweise vor den Toren von Bautzen am Abzweig nach Burk, in Sdier, bei Neusärchen und in Lieske kontrolliert.“ Er rückte nochmals ins Bewusstsein der Betroffenen: „Vorrangiges Instrument zur Beurteilung der Verkehrssituation ist die Verkehrsunfalllage. Diese wiederum dient als Grundlage für die Planung von Geschwindigkeitskontrollen.“ Wer wiederum die Verkehrsmeldungen aufmerksam verfolgt hat, wird feststellen, dass sich selbst in Lieske, Sdier und am Abzweig nach Neusärchen in den zurückliegenden Monaten ebenfalls keine Zusammenstöße ereigneten. 

Landratsamt will einschreiten

Die Bautzener Kreisverwaltung hingegen ließ über eine Sprecherin mitteilen, dass dem Ordnungsamt bis dato keine Meldungen beziehungsweise Beschwerden vorlagen. „Daher haben wir vor Ort in der Vergangenheit keine Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt.“ Sie versprach jedoch: „Wir werden es demnächst mit einplanen.“ 

Und noch eine gute Nachricht hielt die Landratsamtsmitarbeiterin für die Menschen in Zschillichau parat: „Der Streckenabschnitt der B 156 nördlich von Niedergurig bis nach Sdier befindet sich in der Planfeststellung. Nach dessen erfolgreichem Abschluss erwarten wir den Ausbau der Strecke.“ Dieser beinhalte verschiedene Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit sowohl in Zschillichau als auch in Sdier – darunter eine drei Meter breite Kombination aus Geh- und Radweg sowie Mittelinseln an den jeweiligen Ortseingängen.

Franz Grossmann vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr bestätigte diese Information: „Für die Ortsumgehung Niedergurig wurde der Antrag auf Planfeststellung Ende Juli 2019 eingereicht. Im Sommer dieses Jahres wurden die Unterlagen öffentlich ausgelegt. Derzeit werden die eingegangenen Einwendungen bearbeitet. Die Kosten sollen sich voraussichtlich auf rund 6,4 Millionen Euro belaufen.“ Aktuell lasse sich die weitere Terminkette zum Abschluss des Verfahrens und einem möglichen Baubeginn jedoch noch nicht belastbar benennen. Fest stehe: „Die in der Planfeststellung eingereichte Lösung erstreckt sich auf rund 2,7 Kilometern westlich der Ortslage Niedergurig. Sie hat in Abwägung mit den anderen Varianten die geringste Auswirkung auf das vorhandene, speziell geschützte Vogelschutzgebiet. Deswegen wurde sie als Vorzugsvariante bestimmt.“ 

Die Bewohner beider Dörfer wird’s freuen, denn damit ginge ein langersehnter Wunsch in Erfüllung. Ungeachtet dessen appellieren sie an die Vernunft der Verkehrsteilnehmer, den Fuß vom Gas zu nehmen. „Es sollte jeder daran denken, wie es wäre, wenn vor der eigenen Haustür gerast werde. Nicht auszudenken, was alles passieren kann.“ 

Roland Kaiser / 23.11.2020

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