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Hightech für die Abwasserbehandlung

Hightech für die Abwasserbehandlung

Sebastian Simon von Veolia (li.) und Lars Mögel vom AZV Königsbrück sorgen (unter anderem) dafür, dass es auf der Kläranlage Königsbrück „fließt.“

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Klärwärter Ralf Messerschmidt demonstriert den Unterschied des Wasserzustands vor und nach der Behandlung.

Königsbrück. Noch immer ist die Vorstellung weit verbreitet, dass es sich bei einer Kläranlage um eine Ansammlung von zwei oder drei Becken handelt, in denen all das herumschwimmt, was wir mithilfe der Klospülung aus unserem Leben entfernt haben. Doch weit gefehlt: „Eine Kläranlage ist Hightech“, sagen Lars Mögel und Sebastian Simon. Als Geschäftsstellenleiter des Abwasserzweckverbandes (AZV) Königsbrück und Gruppenleiter für den Betrieb Abwasser bei Veolia wissen sie bestens darüber Entscheid. Wie sie das der Öffentlichkeit vermitteln wollen und warum der dafür gewählte Zeitpunkt günstig ist, erklären sie im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier.

Herr Mögel, können Sie die Kläranlage Königsbrück zunächst einmal kurz vorstellen?

Lars Mögel: Gern. Unsere Anlage wurde 1995 mit einer Kapazität von 6000 Einwohnergleichwerten errichtet. Dabei holten wir uns die heutige Veolia für die Errichtung und den Betrieb ins Boot, was eine Besonderheit war. Bereits damals rechnete man damit, dass später einmal eine Erweiterung notwendig sein würde, und hielt die entsprechenden Platzreserven vor. Durch das Bevölkerungswachstum in Königsbrück und die Ansiedlung von immer mehr Gewerbe trat die erwartete Situation ein, dass die Anlage an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. 2018 übernahm der AZV die Anlage in sein Eigentum, die Veolia blieb uns nach der Ausschreibung als Betriebsführer erhalten. 

Wie machte sich das Erreichen der Kapazitätsgrenzen bemerkbar?

Lars Mögel: Bei Starkregen müssen wir die Anlage entlasten, das heißt, einen Teil der Wasserfracht in die Pulsnitz abgeben. Dabei war der Schmutzwasseranteil zu hoch. Zum anderen kamen wir mit der Entsorgung des anfallenden Schlamms nicht mehr hinterher. Der Stapelbehälter drohte überzulaufen. Und schließlich reichte die Kapazität des einzigen vorhandenen Belebungsbeckens nicht mehr aus, und am Nachklärbecken war dringend eine Sanierung erforderlich. Daher entschlossen wir uns zur Ertüchtigung der Kläranlage.

Was wurde dabei alles gemacht?

Sebastian Simon: Zunächst wurde das Zulauf-Pumpwerk erweitert, um mehr Abwasser in die Anlage zu bekommen und die Vorflut zu entlasten. Die Rechenanlage, die den groben Schmutz entfernt, wurde erneuert. Wir ließen ein zweites Belebungsbecken bauen, in dem das Abwasser jetzt wesentlich effektiver und Ressourcen sparender im Intervallverfahren behandelt wird, und sanierten das Nachklärbecken als letzte Station auf dem Weg des Wassers durch die Anlage. Die Schlammbehandlung erfolgt jetzt durch eine stationäre Anlage und ist nun das ganze Jahr über möglich. Die bisherige mobile Anlage war nur in der wärmeren Jahreszeit einsatzfähig. Die neue Fällmittelstation ermöglicht es uns, den Phosphatspiegel und damit die Nährstoffbelastung zu kontrollieren. Und schließlich haben wir die Anlage digitalisiert.

Eine digitale Kläranlage? Das müssen Sie bitte näher erläutern. 

Sebastian Simon: Wir verfügen jetzt in unserer Prozessleitzentrale über ein digitales Abbild der kompletten Anlage. Jeder Teil kann hier mit seinem aktuellen Betriebsstatus überwacht und, wenn notwendig, beeinflusst werden. Das funktioniert auch beim Diensthabenden zuhause vom Tablet aus. Einen Teil der Störungen können wir auf diese Weise schon beheben. Bei mechanischen Störungen oder solchen durch äußere Einflüsse geht das natürlich nicht, da muss immer noch jemand vor Ort kommen. 

Sie laden nun bald zu einem Tag der offenen Tür ein. Was wollen Sie damit erreichen?

Lars Mögel: In die Sanierung der Kläranlage sind etwa 4,75 Millionen Euro geflossen, die zu einem großen Teil von den Beitragszahlern finanziert wurden. Damit haben wir trotz Corona und Lieferengpässen den ursprünglichen Kostenrahmen nur leicht überschritten. Wir wollen zeigen, was mit diesem Geld entstanden ist und wie die Umwelt, die Stadt und die Entsorgungspflichtigen davon profitieren. Darüber hinaus hoffen wir, bei den jungen Menschen Interesse für die Arbeit in der Kläranlage zu wecken und einige von ihnen für ein Praktikum oder gar für eine Lehrausbildung zu gewinnen. 
Der Tag der offenen Tür auf der Kläranlage Königsbrück findet am Samstag, 26. August, in der Zeit zwischen 10.00 und 14.00 Uhr statt. 

Uwe Menschner / 05.08.2023

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