Die Kuh melken wie einst das Gesinde

Schlossleiterin Sabine Peinelt sitzt hier vor einem Gemälde, das einen Zirkel schreibender Arbeiter zu DDR-Zeiten im Barockschloss zeigt.

Die Kuh in ihrem Stall kann tatsächlich gemolken werden, wie es Museologe Falk Dießner hier demonstriert.
Rammenau. Wer in diesen Tagen seit längerem mal wieder das Barockschloss Rammenau besucht, wird im Vergleich zu seinem letzten Aufenthalt schon auf den ersten Blick einige Änderungen feststellen können. Beispielsweise darf man sich jetzt auf einige der historischen Stühle und Sessel setzen, was zuvor nicht erlaubt war. Und auch die Szenerien, die in den einzelnen Räumen in Dioramen dargestellt sind, gibt es noch nicht allzu lange. Doch was hat es mit diesen Veränderungen auf sich? Auskunft gibt Schlossleiterin Sabine Peinelt: „Unsere alte Dauerausstellung war knapp 15 Jahre alt, und da ist es mal an der Zeit, das Ganze kritisch durchzuschauen. Damit haben meine Kollegen schon im Jahre 2022 angefangen. Ende 2022 wurde dann ein Gestalter-Wettbewerb durchgeführt, und ab 2023, seitdem auch ich hier bin, haben wir intensiv an den Inhalten gearbeitet.“
Doch worin unterschiedet sich nun die neue von der alten Ausstellung – nicht nur rein äußerlich, sondern auch inhaltlich? Dazu erklärt Sabine Peinelt: „Wir haben uns sehr stark auf die ehemaligen Schlossbewohner konzentriert und dabei auch das Gesinde mit ins Bild geholt. Es geht jetzt nicht mehr so sehr um die Baugeschichte – auch wenn man dazu natürlich auch noch Informationen findet. Aber es geht uns vor allem um die Menschen, die hier im Schloss gelebt haben, und wir beziehen die ganze Anlage – also auch den Meierhof – mit in die Ausstellung ein.“ Der Meierhof – das ist der Bereich, wo das eigentliche Herz der Schlossanlage geschlagen hat, wo die Mittel erwirtschaftet wurden, die für den Bau und den Unterhalt des prächtigen Barockschlosses erforderlich waren. Was dabei eine besonders wichtige Rolle spielte, erklärt Museologe Falk Dießner im früheren Pferdestall: „Welche Unterhaltskosten fallen für die Pferde an – es braucht eine Garage, genauso wie heutzutage ein Auto, es braucht Personal, es muss mit Hafer ’aufgetankt’ werden, und es braucht einen regelmäßigen ’Reifenwechsel.’“
Neben der Herstellung von Bezügen zur heutigen Zeit gehört es auch zum Konzept der neuen Ausstellung, dass die Besucher selbst an den Exponaten Hand anlegen.
Denn auch dieser Aspekt spielte bei der Neukonzeption eine wichtige Rolle: „Das war uns ganz wichtig, dass es nicht nur eine Ausstellung zum Lesen, sondern auch zum Anfassen ist. Im ehemaligen Kuhstall gibt es zum Beispiel eine Kuh, die man auch melken kann. Man kann mit dem Flaschenzug einen schweren Sack anheben, man kann hier oben im Schloss Billard spielen so wie die früheren Herrschaften. Man kann die ehemaligen Schlossbewohner bei ihren Gesprächen belauschen“, nennt die Schlossleiterin einige Beispiele.
Die prachtvollen Salons in der Belle Étage bilden nun Bestandteile der neuen Dauerausstellung. Und auch der Spiegelsaal kann nun wieder in seiner Pracht erlebt werden, denn zufällig am Tag des Besuchs des „Oberlausitzer Kurier“wurden nach erfolgter Sanierung die Baugerüste herausgehoben und abtransportiert. Allerdings hat die überarbeitete Pracht auch ihren Preis.
Dazu Sabine Peinelt:
„Wir haben die Eintrittspreise angehoben, weil wir der Meinung sind, dass es jetzt in der gesamten Schlossanlage wesentlich mehr zu entdecken und zu sehen gibt. Wir haben Räumlichkeiten, die vorher ungenutzt waren, in die Ausstellung integriert – wie den Pferdestall und den Kuhstall. Im Park haben wir einen Audiorundgang installiert, den es vorher auch nicht gab.“ Deshalb wurde der Eintritt für Vollzahler von 5 auf 8 Euro angehoben. Seit Jahresbeginn wurde mit dem Dienstag auch ein Schließtag eingeführt, ansonsten bleiben die Öffnungszeiten unverändert.