Großpostwitz braucht eine Gaststätte

Bürgermeister Markus Michauk würde den Schlüssel gern abgeben – an einen Betreiber, der sich durch Kauf dauerhaft an das Gaststättengebäude bindet.

Der Gastraum mit dem Tresen ist ordentlich beräumt, in vielen anderen „Ecken“ sieht es allerdings anders aus.
Großpostwitz. Mitten im Zentrum von Großostwitz steht ein großes Gebäude, das auf den ersten Blick als Gaststätte zu erkennen ist. Doch die Fenster sind nur leere Höhlen, die Tür ist verschlossen, und auf der breiten gepflasterten Fläche stehen keine Tische und Stühle. Immerhin lockt an diesem Vormittag ein Fleischer-Verkaufswagen ab und an ein paar Einkaufswillige an. Doch ansonsten ist die Gaststätte, die doch eigentlich das gesellige Zentrum des Dorfes bilden soll, verwaist. Wieder einmal, muss man sagen: „Das Haus blickt auf eine sehr bewegte Vergangenheit zurück. Es war immer wieder einmal geschlossen, doch nie für längere Zeit“, sagt Markus Michauk. „Es hat sich immer wieder ein Betreiber gefunden.“
Der Großpostwitzer Bürgermeister hofft, dass das auch diesmal der Fall sein möge. Der letzte Pächter eröffnete im Sommer 2022 ein italienisches Restaurant. „Das lief auch zunächst sehr gut“, blickt Markus Michauk zurück. Doch schon bald war „die Luft raus“, und im Januar 2025 setzte ihn die Gemeinde Großpostwitz, der das Gebäude gehört, vor die Tür. Der Bürgermeister begründete dies damals wie folgt: „Insbesondere war der Anspruch des Gemeinderates schon längere Zeit nicht mehr erfüllt: Wir wollten Bewegung und Begegnung im Ortszentrum, kein menschenleeres Lokal.“
Als dies vollzogen war, setzte die Gemeinde auf einen Paradigmenwechsel: Die Gaststätte sollte nicht mehr verpachtet, sondern verkauft werden. „Im Gemeinderat waren wir zu der Auffassung gekommen, dass der Wirt sein Konzept nur voll umsetzen kann, wenn er Eigentümer ist. Er muss ja auch einiges investieren, um seiner Kreativität den nötigen Raum zu geben“, erklärt Markus Michauk. Und der Plan schien aufzugehen: Nur kurze Zeit später konnte der Gemeinderat den Kaufzuschlag an eine Interessentin erteilen.
„Wir waren in der Vorbereitung schon sehr weit, doch dann kam – für mich aus heiterem Himmel – die Absage.“
Und so stand Großpostwitz, was die Zukunft der Gaststätte anbelangt, wieder am Punkte Null.
Doch aufgeben ist keine Option: „Großpostwitz braucht eine Gaststätte, und zwar hier – in diesem Gebäude, das für diesen Zweck errichtet wurde und immer einen Treffpunkt für die Menschen darstellte“, wie Markus Michauk betont. Zwar kann man in dem großen Dorf an der B 96 durchaus etwas „Ordentliches“ zu Essen bekommen – ob frische Backwaren, Döner oder auch Eis. „Doch ein richtiges Restaurant fehlt und gehört zu einem Ort wie Großpostwitz einfach dazu.“ Zumal die Gastronomie nicht nur in Großpostwitz selbst, sondern im gesamten Gemeindegebiet stark gelitten hat. „Früher gab es fast in jedem Ort eine Gaststätte. In Berge, Cosul und Rascha sind sie schon seit langer Zeit geschlossen. Heute haben wir noch Restaurants in Eulowitz und Neu-Eulowitz sowie ein Bistro in Ebendörfel.“
Und so hat die Gemeinde eine erneute Ausschreibung initiiert. Aus dieser geht unter anderem hervor, dass das Gebäude um 1860 errichtet und von 1991 bis 1995 letztmals umfangreich modernisiert wurde. Dies bedeutet freilich auch, dass ein erheblicher Investitionsdruck auf ihm lastet. Das ist auch dem Bürgermeister bewusst: „Hier gibt es viel zu tun.“ Was er damit meint, wird bei einem Blick in das Innere deutlich. Die Gasträume im Erdgeschoss präsentieren sich zwar ordentlich beräumt, in den Nebenräumen, dem Obergeschoss und der Dachgaube hat sich aber im Laufe der Zeit einiges „angesammelt.“ Doch bieten sich gerade hier auch Chancen: Gibt es doch im Obergeschoss vier abgeschlossene Raumeinheiten, die zu Wohnungen ausgebaut werden können. „Wir als Gemeinde stellen die Bedingung, dass im Erdgeschoss wieder Gastronomie stattfindet. Wie der Käufer das Obergeschoss nutzt – ob als Pensionszimmer, Wohnraum oder ganz anders – überlassen wir ihm.“ Der Gemeinderat wird letztlich zu entscheiden haben, welches Konzept ihm als das Tragfähigste erscheint und den Zuschlag bekommt.