In Demut vor Gott mit Kopfbedeckung treten

Impression vom Friedhof in der Biesnitzer Straße Foto: M. Wehnert
Görlitz. Auf dem Jüdischen Friedhof in der Südstadt haben zahlreiche angesehene Bürger, Geschäftsleute und Wissenschaftler ihre letzte Ruhestätte gefunden. Ihre Geschichten erzählen auch die imposanten Grabmale, Grabsteine und repräsentative Familiengrabstätten sowie deren Inschriften. Fast alle Grabsteine sind nach jüdischem Brauch nach Osten ausgerichtet. Bis 1934 fanden hier regelmäßig Beerdigungen statt. In der Zeit des Dritten Reiches ebbten diese mit der Flucht aus Görlitz, Emigration und Deportation ab. Der Friedhof blieb jedoch bestehen, ebenso die ehemalige Feierhalle an der Südseite. Der Bürgerrat Biesnitz lädt kostenlos zu einer Führung am Sonntag, dem 21. September, 15.00 Uhr, ein. Im Judentum betreten Männer in Respekt vor Gott mit einer Kopfbedeckung einen Friedhof – das kann heute auch ein Hut, ein Basecap oder auch eine Kapuze sein. Beim Zutritt auf den Friedhof wird dies bei Frauen nicht erwartet, was historisch allerdings darin seine Begründung findet, dass Frauen in der Antike ohnehin Kopftücher oder Haarschleier trugen.
Seit 7. September leisten Jugendliche aus Görlitz (Zgorzelec), Dresden, Ostritz und Reichenau (Bogatynia) im Rahmen der Projektwochen „Mitzvah“ zwei Wochen Projektarbeit auf dem Friedhof. Auch sie setzen sich mit Biografien der Bestatteten auseinander und entwickeln eine Präsentation, die am 19. September, 11.00 Uhr, auf dem Friedhof abschließend präsentiert wird.
Um das jüdische Erbe geht es auch am 17. September auch in Reichenbach bei einer öffentlichen Ideenwerkstatt, um dort das Themenjahr „Tacheles – Jahr der jüdischen Kultur 2026“ regional vorzubereiten. Im Fokus steht das Projekt „Jüdische Notenspuren auf der sächsischen Via Regia“. Bei dem Arbeitstreffen im Via-Regia-Haus werden Ideen für Veranstaltungen gesammelt, interaktive Formate entwickelt und ein erstes Strukturprogramm für 2026 erstellt. Fachimpulse zu jiddischer Musik und Kulturgeschichte liefert Dr. Diana Matut, die mit ihrem Ensemble das Konzert „Eine Reise durch Aschkenaz. Die Fahrten des Abraham Levi“ gestaltet.