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Anja Sorkalle und Andrea Lampke brauchen nicht mehr zu pendeln

Anja Sorkalle und Andrea Lampke  brauchen nicht mehr zu pendeln

Ute Strohbach (rechts) freut sich, dass sie mit Anja Sorkalle eine gute Nachfolgerin für die Bücherstube gefunden hat. Foto: B. Vogt

Anja Sorkalle, vielen aus der Comenius-Buchhandlung in Görlitz bekannt, übernahm zum Monatswechsel die Buchhandlung in Schirgiswalde. In Görlitz verlaufen die Bruchstellen tiefer.

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Oberbürgermeister Octavian Ursu bedankte sich Weihnachten 2021 bei Uwe Bartsch im Rahmen der „Stollentour“ für die Arbeit der Bahnhofsmission. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Schirgiswalde / Görlitz. „Die Buchhandlung hat mich durchs Leben getragen“, sagt Ute Strohbach von der Bücherstube Schirgiswalde. Und so ist Sie jetzt vor allem eines: dankbar. Nicht nur, weil sie so viele Jahre, trotz Höhen und Tiefen, mit ihrer Buchhandlung durchgehalten hat, während ringsum viele schließen mussten. Sondern auch, weil sie nun, wenn sie im Februar 2023 in den Ruhestand geht, ihr Lebenswerk nicht aufgeben muss, sondern es weitergeben kann.

Seit 1984 war Ute Strohbach im Laden tätig, der Anfang der 70er-Jahre durch die Unionbücherstube unter dem Namen „Wort und Werk“ geführt wurde. Diese Buchhandlungen gab es in der ganzen DDR und waren durch die VOB Union ein Bestandteil des Unionverlages der Ost-CDU.

Als dann die Wende kam und parteieigene Verlage nicht mehr vorgesehen waren, wurde der Verlag 1991 für 4.000.000 DM von der Frankfurter-Allgemeine-Zeitungsverwaltungsgesellschaft gekauft. In der zweiten Hälfte der 90er erschienen im Verlag keine Bücher mehr und er verschwand 1999 auch aus dem Adressbuch des deutschen Buchhandels.

Die von Ute Strohbach in Schirgiswalde dennoch geschaffene Kontinuität wird auch von den Kunden belohnt: „Viele Kunden kommen aus Tradition“, freut sie sich. Vielleicht hatte sie sich innerlich schon etwas damit abgefunden, dass es nach ihr keine Buchhandlung mehr in Schirgiswalde geben soll. Aber dann stand sie plötzlich in der Tür und stellte sich vor: Anja Sorkalle.

Die gebürtige Görlitzerin lebt schon seit einer geraumen Zeit in Sohland an der Spree und pendelte jeden Tag in die Neißestadt, wo sie als Filialleiterin der Comeniusbuchhandlung fungierte. Ab dem 1. März ist sie die neue Buchhändlerin von Schirgiswalde. Sie hatte gehört, dass Ute Strohbach eine Nachfolgerin sucht und ist einfach mal vorbeigefahren. Jetzt freut sie sich über die Chance, etwas eigenes aufzubauen. Auch wenn sie zuletzt immer wieder hörte, dass einige sie vermissen werden. Bücherkauf ist letztlich ein Geschäft, in dem Stammkunden die Grundlage bilden und auf Beratung und Vertrauen angewiesen sind.

Die Herrnhuter Zentrale der Comeniusbuchhandlung setzt derzeit auf einen noch weiterreichenden Wandel der Personalstruktur, was an der Neiße viele Kunden irritiert hat. Schon unter Corona verlief ein Graben, der im Sommer zum Ausscheiden einer langjährigen Kollegin führte. Zudem hatte zum Jahreswechsel Andrea Lampke die Comenius-Buchhandlung verlassen, um als Leiterin der Stadtbücherei in Rothenburg anzuheuern. Sie kann also ebenfalls auf Arbeit an ihrem Wohnort bauen. Mit Uwe Bartsch, der vielen von der Görlitzer Bahnhofsmission bekannt ist, ist nun ein aus Niesky stammender Buchhändler Chef. Uwe Bartsch, der in Greifswald eine christliche Buchhandlung führte, hat allerdings in Görlitz dieser Tage die christlich ausstaffierte Seite des Schaufensters, die eigentlich einmal im Zeichen der Losungen aus Herrnhut stand, erst einmal eingedampft. An gleicher Stelle findet sich nun die übliche, unausgewogene Lektüre zum Ukrainekrieg, was in Herrnhut Missfallen auslösen dürfte.

Anja Sorkalle wird nun jedenfalls ihre Mutter seltener sehen. Aber das Positive überwiegt für sie. Nicht nur der kurze Arbeitsweg, sondern auch die Freiheiten einer Selbstständigkeit überwiegen einfach. Mit den Erfahrungen aus der mittlerweile von der Herrnhuter Sternemanufaktur getragenen Comeniusbuchhandlung will sie nun den Herrnhuter Stern auch in der Schirgiswalder Buchhandlung dem ihm gebührenden Platz verleihen. Diesen gibt es jetzt schon, in der Weihnachtszeit war er jedoch oft zum Mangelartikel geworden. Im März bleiben die Türen in Schirgiswalde jedoch noch verschlossen, da noch einiges vorzubereiten ist. Am 1. April wird es dann die Neueröffnung geben.

Benjamin Vogt/Till Scholtz-Knobloch / 04.03.2023

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