Schlesier bleiben im Advent in Schlesien
V.l.n.r.Gerd Weise, Joanna Hassa und Rafal Bartek im Bethlehemshof des Schlesischen Christkindelmarktes Foto: Till Scholtz-Knobloch
Görlitz. Weihnachtsmärkte sind eine typisch deutsche Tradition, die als Exportschlager nicht so 1:1 kopierbar sind und dementsprechend bei mittlerweile auch in Polen boomenden Märkten dort meist kommerzieller oder seelenloser ausfallen. Es ist also kein Wunder, dass Görlitz insbesondere unter den etwa 300.000 Deutschen in Oberschlesien als am nächsten erreichbares Weihnachtswunderland gilt und man bei einem Ausflug zugleich ja auch noch in Schlesien bleibt. Die verbliebenen Deutschen jenseits der Lausitzer Neiße betrachten sich also als die treusten Besucher von Görlitz im Advent, auch wenn deren Hauptsiedlungsgebiet erst etwa 250-300 Kilometer hinter der Grenze liegt.
Und so machte sich letzte Woche auch der „Verband deutscher Gesellschaften“ (VdG) als Dachverband der Deutschen in Polen auf den Weg, seinen Weihnachtsbetriebsausflug auf dem Schlesischen Christkindelmarkt Görlitz zu verbringen. Man könnte den VdG insofern auch als „größere Domowina“ (Dachverband der Sorben in Bautzen) betrachten. Der VdG hat trotz seines Schwerpunktes mit vielen örtlichen Dorfverbänden in Oberschlesien auch städtische Diasporagruppen in Ostpreußen, Danzig, Stettin, Lodsch oder Breslau. Nach einem Mittagessen im Wirtshaus zur Altstadt gaben Präsident Rafal Bartek aus Chronstau (Chrzanstowice) und Geschäftsführerin Joanna Hassa ihren über 20 Mitarbeitern Freizeit auf dem Markt, ehe sich diese im Bethlehemshof des Rathauses zur Rückfahrt Richtung Verbandssitz in Oppeln (Opole) versammelten. Christkindelmarktgastgeber Gerd Weise von der Kulturservicegesellschaft lud im Bethlehemshof zu einem Glühwein ein, während Rafal Bartek auf die Frage in die Runde „Wo kommt ihr her?“ schlagfertig antwortete: „Wir sind ja nicht nur Schlesier, wir sind sogar Oberschlesier!“