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„Schachmann hat alles interessiert“

„Schachmann hat  alles interessiert“

Numismatiker Lars-Gunter Schier zeigt in der laufenden Ausstellung die zum 300. Schachmann-Jubiläum herausgegebne Medaille mit Schloss und Schachmann-Konterfei. Foto: Till Scholtz-Knobloch

In der vorletzten Ausgabe hatte der Niederschlesische Kurier bereits die bis 14. Dezember im Schloss Königshain zu sehende Schachmann-Ausstellung angekündigt. Der 300. Geburtstag des Königshainer Aufklärers hat aber noch zwei Aufwertungen gefunden: Eine Schachmann-App mit „Wanderung auf den Spuren von Schachmann“ verbindet die wichtigsten Orte und eine Gedenkmedaille schafft bleibende Erinnerung.

Königshain. Im vom Humanisten, Kosmopoliten, Intellektuellen, Reformer und nicht zuletzt auch hiesigem Bauherr erschaffenen Königshainer Schloss wirft Matthias Knappe Projektionen an das historische Gemäuer. Dem freiberuflichen App- und Web-XR-Entwickler, Teilhaber einer Agentur sowie Königshainer Gemeinderat merkt man die Lust an, dass er seine Profession auf die Heimat richten darf. Als Leader-Projekt ist die Schachmann-App, die man nicht aus dem Appstore herunterlädt, sondern direkt von der Internetseite https:// von-schachmann.de, entstanden und schafft nun Informationsmehrwerte über die Ausstellung hinaus. „Das Ganze lässt sich leicht warten und ist erweiterbar“, berichtet er. Der wohl interessanteste Aspekt dabei ist, dass eine Wanderempfehlung thematisch die wichtigsten Stationen des Jubilars als gebildeten, weitgereisten Sammler und Naturforscher mit dem im 18. Jahrhundert verbreiteten universellem Erkenntnisinteresse mit den landschaftlichen Vorzügen dieses Naherholungsparadieses verbindet.

Carl Adolph Gottlob von Schachmann (1725–1789) ist man dabei zwischen Barockschloss, Rhododendrongarten, Schachmanndenkmal, Wasserschloss, Steinstock, Belvedere und Alter Schäferei ebenso auf der Spur wie in der Bergwelt an der Schachmannsäule, Am Fürsten- und Hochstein, dem Totenstein mit Opfertisch oder auf dem Kuckuckstein.

Das dürfte dem Jubilar zu seinem 300. Ehrenjahr wohl selbst am besten gefallen, denn ein anderer Akteur auf Einladung des Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbundes, des Königshainer Heimatvereins e.V., der Gemeinde und der Stiftung für Kunst und Kultur in der Oberlausitz ist an diesem 29. Oktober Lars-Gunter Schier von der Sächsischen Numismatischen Gesellschaft. Schier hat in der Novemberausgabe 2025 des bundesweit führenden Fachblatts „Numismatisches Nachrichtenblatt (NNB)“ umfassend über Schachmann als Sammler und Münzforscher publiziert.

Und Schiers Ausführungen fasst dieser ganz beiläufig mit dem Satz zusammen: „Schachmann hat alles interessiert“, wenngleich seine Sammlung – nur bestens erhaltener – antiker Münzen sein besonderes Steckenpferd gewesen sei.
Schachmann richtete eine umfangreiche Sammlung ein, beauftragte Prägungen und war bestrebt, numismatische Objekte systematisch zu erwerben und zu katalogisieren. Und während Schier in Königshain darüber näher berichtet, hebt Joachim Mühle vom Königshainer Heimatverein e.V. einen Münzkatalog mit handschriftlichen Randnotizen aus dem 18. Jahrhundert in die Höhe, den er im Internet ausfindig machen und erwerben konnte. Das Irre daran: Die Akribie, Sauberkeit der Eintragungen und vor allem natürlich die graphologische Note deuten Schier wie Mühle als Beleg dafür, dass genau dieses erstandene Exemplar das eigene Arbeitsexemplar des Autoren selbst gewesen und damit an den Ort seiner Entstehung zurückgekehrt sei! Schachmann betätigte sich hier also ambitioniert und wissenschaftlich orientiert.

Zum Jubiläum haben Lars-Gunter Schier und Joachim Mühle eine Medaille entworfen, die eine Ansicht der Parkseite von Schloss Königshain nebst dem von Schachmann höchstselbst entworfenen und bis heute gültigen Signet der Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften (OLGdW), und umseitig Schachmanns Konterfei, zeigt. Und: Auf der Medaille ist ferner Schachmanns Devise „Nullum est sine nomine saxum“ („Kein Fels ist ohne Namen“) zu lesen und steht sinnbildlich für die Erklärbarkeit aller Natur.

Während das Ende des Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbundes, zu dem Schloss Königshain gehört, im Sog schwindender kommunaler Finanzen zum Jahresende ebenso wie der zeitgleiche Abschied von Geschäftsführerin Sarah Kinsky in Königshain ausgespart bleibt, darf der Run auf die Medaillen im Schloss hingegen nun beginnen. Diese gibt es für 15 Euro oder für 25 Euro im Schmucketui – zusammen in limitierter Auflage von 300 Stück, „um dem Jubiläum genau gerecht zu werden“, wie Lars-Gunter Schier betont. Das Ganze stopft übrigens keine Löcher, denn – obwohl unedles Metall – finanziere der Verkauf am Ende genau die Prägung und die Exemplare, die für besondere Verdienste in Königshain künftig ausgegeben werden. Die geringe Auflagenhöhe dürfte die Nachfrage unter Sammlern also bestimmt nicht mindern.

Till Scholtz-Knobloch / 09.11.2025

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