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Mehr Region im Radio durch Vernetzung über die Grenze

Mehr Region im Radio durch Vernetzung über die Grenze

Der Intendant von Radio Wroclaw (Breslau) Marcin Rosinski (r.) mit dem symbolischen Schlüssel für das Görlitzer Studio, den er von Sandro Viroli (links von ihm) entgegennahm. Foto: Klaudia Kandzia

Der Mitteldeutsche Rundfunk hat am Dienstag in der Görlitzer Brüderstraße sein erstes binationales Studio eröffnet. Die Region beiderseits der Neiße soll nun auch über den Äther enger zusammenwachsen.

Region. MDR-Intendantin Karola Wille war am Dienstag in Görlitz sichtlich begeistert: „Es freut mich, dass wir unsere langjährigen Partner aus Polen für diese Idee begeistern konnten. Der Blick nach Ost- und Mitteleuropa gehört zur DNA des MDR, wir wollen hier auch ein Stück Identität und Heimat vermitteln sowie das kulturelle Verständnis und Miteinander befördern – selbst, wenn uns manchmal äußere Umstände und Meinungen trennen.“
Dass dieses gelingt, dazu solle das „bundesweit bisher einmalige binationale Studio“ einen Beitrag leisten, für das MDR-Landesfunkhausdirektor Sandro Viroli einen Schlüssel an die Bautzener Studioleiterin Bogna Koreng sowie einen weiteren an den Intendanten des öffentlich-rechtlichen Partnersenders in Polen, Radio Wroclaw (Breslau), übergab.

Den Blick zum Nachbarn über die Grenze hinweg schweifen zu lassen ist das Ziel des binationalen Studios in Görlitz, das Redakteur und Moderator Roman Nuck koordinieren wird. Er betont: „Wir erhoffen uns, dass mit Hilfe dieses Studios die Nachbarn näher rücken. Nachbarn, die sich oft sprachlich nicht verstehen, obwohl sie ja gleich um die Ecke wohnen, aber die trotzdem noch irgendwie sehr weit entfernt sind und mit unserem Alltag eher wenig zu tun haben, weil sie vielleicht ganz andere Probleme und Sorgen haben.“

Für Sandro Viroli soll das deutsch-polnische Studio ein Austauschzentrum auch für polnische Kollegen sein. „Es arbeitet jeder von hier aus für sein Sendegebiet, aber es ist vorgesehen, und wir freuen uns darüber, dass wir hier einen Austausch haben werden“.

Für diesen sorgen u.a. Peggy Wolter für das MDR-Sachsenradio und Tomasz Sikora für Radio Wroclaw. Tomasz Sikora erklärt: „Wenn wir über Deutsche erzählen, dann erzählen wir es aus polnischer Perspektive und manchmal fehlen uns diese deutschen Kleinigkeiten. Und umgekehrt. Wir können, dürfen und sind bereit, unseren deutschen Kollegen diese Sachen vor Ort zu geben. Peggy hat zum Beispiel einen tollen Beitrag über Lebkuchen in Thorn (Torun) gemacht, ohne zu wissen, dass es unweit von Breslau eine noch ältere Lebkuchentradition gibt.“

Die angesprochene meint: „Wir werden Videokonferenzen machen, wir werden telefonieren, wir werden sagen, ich habe das und das Thema, kannst Du mal reinhören, interessiert euch das? Oder ich brauche noch Informationen zu dem Thema. Genauso wird es umgekehrt sein. Wir werden erfahren, wie ticken wir Menschen, wie bewältigen wir den Alltag. Und wir werden feststellen: Ha! Es ist sehr ähnlich“. Das verbindende Element dabei wird die Region sein, die eben nicht an der Grenze endet.

Den finalen Anstoß für das Unterfangen gab der gemeinsam gestaltete Tag der Nachbarn im Frühjahr 2020, als die Eindrücke geschlossener Grenzen so präsent waren. „Damals sprach ich vor Ort in Görlitz mit dem Chefredakteur von Radio Wroclaw, Marcin Rosinski. Wir waren uns schnell einig, die Idee vor dem Hintergrund der Pandemie-Erfahrungen endlich umsetzen zu wollen“, berichtet Sandro Viroli.

Marcin Rosinski, Intendant von Radio Wroclaw, kann das nur gutheißen: „Unsere Hörer leben auf beiden Seiten der Neiße-Grenze und haben, unabhängig von ihrer Nationalität, oft ähnliche Freuden und Sorgen.“ Geplant sind zunächst wöchentlich drei bis vier gemeinsame Berichte bzw. Gespräche für das jeweilige Radioprogramm. In Planung sind auch längerfristige Themenschwerpunkte, die kontinuierlich bearbeitet werden. Für den Hörer des MDR-Programms bedeutet das übrigens keine eigentliche Umstellung. Mit dem Ausbau der Kompetenz ist kein Änderung des Programmablaufes verbunden. Die deutsch-polnisch-tschechische Sendung „Mensch Nachbar“ wird es weiter geben, aber im normalen Sendeschema werden Beiträge mit mehr Kompetenz über die Grenze hinweg zunehmen.

Till Scholtz-Knobloch / 08.11.2021

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